Während auf der einen Seite ohnehin schon viele Fachkräfte fehlen, steigt gleichzeitig die Zahl der Menschen, die pflegebedürftig werden. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Menschen in Deutschland immer älter werden und eine Großzahl von Senioren einer schrumpfenden Zahl von jungen Fachkräften gegenüberstehen. So stieg der Altenquotient in Deutschland, also die Zahl der Rentner und Rentnerinnen im Verhältnis zu Menschen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 65 Jahren, stark an. 1979 gab es 27 RentnerInnen auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter. 2021 waren es bereits 37 RentnerInnen.
Das deutsche Gesundheitssystem kostet sehr viel Geld. Im Jahr 2021 betrugen die Ausgaben laut dem Statistischen Bundesamt mehr als 474 Milliarden Euro – so viel wie nie zuvor. Das entspricht fast 5.700 Euro pro EinwohnerIn. Auf die pflegerischen Leistungen entfallen von der Gesamtsumme etwa 107 Milliarden Euro. Finanziert wird das deutsche Gesundheitsweisen aus den Beiträgen zur Krankenversicherung von Arbeitgeber und ArbeitnehmerInnen, Steuergeldern und Eigenleistungen der Versicherten. Die hohen Ausgaben sind eine große Herausforderung für das System und die einzelnen medizinischen Einrichtungen. Laut der DKG bewerteten nur sechs Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Lage als gut. Mehr als die Hälfte rechnet mit weiteren Verschlechterungen unter anderem aufgrund der gestiegenen Energiekosten.
2020 startete die neue Pflegeausbildung. Seither werden zunächst alle Auszubildenden gemeinsam zwei Jahre lang in den Grundlagen der Pflege ausgebildet. Nach zwei Jahren können sich die Azubis auf Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Kinderkrankenpflege spezialisieren oder bei der generalistischen Ausbildung bleiben und den Abschluss als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann anstreben. Im Jahr 2021 haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 56.300 Auszubildende eine Ausbildung in der Pflege begonnen. Im Jahr 2022 sank die Zahl auf 52.300 neue Ausbildungsverträge. Während der Ausbildung wird eine Vergütung bezahlt, die im Median 1.166 Euro pro Monat im ersten Ausbildungsjahr beträgt (destatis) und damit auf einem recht hohen Niveau im Vergleich zu anderen Ausbildungsgehältern liegt. Die Ausbildung kann in Vollzeit innerhalb von drei Jahren absolviert werden oder alternativ in Teilzeit innerhalb von maximal fünf Jahren.
Das Gehalt in der Pflege hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Vom Arbeitgeber, der Region und von der eigenen Berufserfahrung. Die Bundesagentur für Arbeit gibt ein mittleres Gehalt von 3.807 Euro pro Monat für examinierte Pflegefachkräfte an. Als Gesundheits- und Krankenpflegehelfer beträgt das mittlere Gehalt 2.867 Euro pro Monat.
Die Zahl der Pflegebedürftigen ist in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Von rund zwei Millionen im Jahr 2000 auf aktuell fast 5 Millionen. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass seit einer Reform im Jahr 2017 mehr Menschen als „pflegebedürftig“ eingestuft werden als zuvor. Bis zum Jahr 2055 wird die Zahl kontinuierlich steigen. Laut der Pflegevorausberechnung gibt es im Jahr 2035 in Deutschland 5,6 Millionen Pflegebedürftige und 20 Jahre später 6,8 Millionen Pflegebedürftige. Am stärksten wird die Zahl in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Hessen und Schleswig-Holstein ansteigen.
Der größte Teil, 63 Prozent, aller Pflegebedürftigen in Deutschland wird zuhause von Angehörigen betreut. Weitere 21 Prozent werden zuhause mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten versorgt. 16 Prozent sind in vollstationären Pflegeeinrichtungen untergebracht.
Seit Jahren steigt die Zahl der Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Laut dem Mikrozensus arbeiteten im Jahr 2019 5,7 Millionen Menschen in diesem Bereich. Im Jahr 2000 waren es 4,0 Millionen. Die größte Gruppe der Beschäftigten stammt aus dem Bereich Pflege:
In Deutschland gibt es zu wenig Hebammen. Die gute Nachricht: Die Zahl der Nachwuchs-Hebammen und -Entbindungspfleger steigt. Während im Schuljahr 2008/09 knapp 1.900 Personen eine einschlägige Ausbildung machten, waren es zehn Jahre später fast 2.700 Personen und 2019/2020 mehr als 3.000 SchülerInnen. Ab Anfang 2020 wurde die schulische Ausbildung nach und nach in ein Studium mit Bachelor-Abschluss überführt. Ende 2022 endete die Übergangsfrist. Seither ist das Studium der einzige Ausbildungsweg.
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Titelbild: iStock.com/kali9
Sabine Stahl
Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.
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