Ausbildung Hebamme und Entbindungshelfer

Bald nur noch akademisch möglich

Die Ausbildung zur Hebamme und zum Entbindungspfleger befindet sich in Deutschland derzeit im Umbruch. Bislang besuchten die Auszubildenden eine Hebammenschule und hatten einen Ausbildungsvertrag mit der Klinik, die diese Einrichtung betreibt. Seit 2020 ist das anders: Die Ausbildung dieser Berufsgruppe muss künftig an einer Hochschule erfolgen. Die Details sind hier in der Übersicht zusammengestellt.

Von der schulischen Ausbildung zum Studium

Das am 1. Januar 2020 in Kraft getretene Hebammenreformgesetz hat zum Ziel, die Hebammenausbildung umfassend zu reformieren und zu modernisieren und die schulische Ausbildung durch ein duales Studium zu ersetzen. Denn aufgrund der veralteten Gesetze entsprechen die Ausbildungsinhalte der schulischen Ausbildung zur Hebamme nicht mehr dem aktuellen Stand.

Der Theorieanteil der schulischen Ausbildung zur Hebamme von mindestens 1.600 Stunden ist wesentlich geringer als der auf 3.000 Stunden veranschlagte Praxisanteil. Beim künftigen Hebammen-Studium sind beide Teile mit jeweils mindestens 2.200 Stunden deutlich ausgewogener. Zudem sind Theorie und Praxis enger miteinander verzahnt. Durch die stärkere wissenschaftliche Auslegung der neuen Ausbildung ist diese international besser vergleichbar. 

Wer bereits eine klassische Hebammenausbildung in Aussicht hat, braucht sich keine Sorgen zu machen. Laut einer Übergangsregelung dürfen Hebammenschulen noch bis zum 31. Dezember 2022 neue Kurse starten. Die schulische Ausbildung dauert drei Jahre und endet mit einer staatlichen Abschlussprüfung. Nachteilig hierbei ist, dass der Abschluss nicht automatisch in allen EU-Mitgliedsstaaten anerkannt wird. Dadurch ist es kaum möglich, den Arbeitsort ins europäische Ausland zu verlegen. Auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt könnten die Chancen in den kommenden Jahren für Bachelorabsolventinnen und -absolventen besser sein als für Hebammen und Entbindungspfleger mit schulischer Ausbildung.

Die schulische Ausbildung zur Hebamme oder zum Entbindungspfleger muss bis 2027 abgeschlossen sein. Die Absolventinnen und Absolventen erhalten weiterhin ihre Berufsurkunde und dürfen als Hebamme beziehungsweise Entbindungspfleger in Deutschland arbeiten. Als Zugangsvoraussetzung genügt hierfür eine zehnjährige allgemeine Schulbildung.

Absolventinnen und Absolventen der schulischen Ausbildung haben die Möglichkeit, den Bachelor später über einen weiterqualifizierenden Studiengang nachzuholen. Dieser beläuft sich nach derzeitiger Lage mindestens auf 1,5 Jahre, meist jedoch auf zwei bis drei Jahre. Somit dauert es insgesamt 4,5 bis 6 Jahre bis zum Bachelor. Wer sich sofort für ein Studium entscheidet, benötigt in Vollzeit 3,5 bis maximal vier Jahre.

Ausbildungsinhalte im Überblick

Egal ob Hebammenschule oder Studium Die Inhalte der Ausbildung zur Hebamme unterscheiden sich nicht. Zu den wichtigsten Ausbildungsinhalten zählen bei beiden Varianten:

  • der Verlauf einer Schwangerschaft einschließlich Geburtsphasen und möglicher Kindslagen,
  • die speziellen Anforderungen irregulärer Schwangerschaften (Mehrlingsschwangerschaft, Blutgruppenunverträglichkeit, Frühgeburt),
  • Pflege, Wartung und Anwendung von Apparaten und Instrumenten für die Geburtshilfe,
  • Wickeln, Baden, Ankleiden und Füttern von Neugeborenen,
  • Maßnahmen bei Blutungen, Infektionen und Rückbildungsstörungen,
  • Erste Hilfe in Notfällen.

Studium zur Hebamme: Voraussetzungen und Inhalte

Bislang umfasste die Hebammenausbildung mindestens 1.600 Theorie- und 3.000 Praxisstunden. Das Studium misst der Theorie einen größeren Stellenwert bei und erhöht den Theorieanteil auf wenigstens 2.200 Stunden. Der Praxisanteil fällt mit ebenfalls mindestens 2.200 Stunden deutlich geringer aus als bisher.

Die Studiendauer beträgt sechs bis acht Semester. Um teilnehmen zu können, müssen Interessenten folgende Zugangsvoraussetzungen erfüllen:

  • Abschluss einer wenigstens zwölfjährigen allgemeinen Schulausbildung oder eine erfolgreich absolvierte Berufsausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Pflegefachfrau oder Pflegefachmann,
  • Gesundheitszeugnis,
  • aktuelles erweitertes Führungszeugnis,
  • sofern Deutsch nicht die Muttersprache ist: eine Bescheinigung über Deutschkenntnisse auf mindestens B2-Niveau.

Das Studium bereitet Hebammen und Entbindungspfleger darauf vor, Schwangeren, jungen Müttern und deren Familien auf dem Weg zur Geburt und im Wochenbett zu begleiten und zu unterstützen. Darüber hinaus stehen Gesundheitsökonomie, Berufsrecht, Qualitätsmanagement, Erwachsenenpädagogik und viele weitere Themen auf dem vielseitigen Stundenplan.

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