Tipps für den Krankenhausalltag

Achtsamkeit im Job: So klappt es

Medizinische Fachkraft lacht in die Kamera.
doctari Redaktion | 9.9.2022 | Lesedauer: 4 Minuten

Schichtdienst, Überstunden, emotionale Belastung – die Arbeit im Krankenhaus kann sehr fordernd sein. Umso wichtiger ist es, Achtsamkeit in den Berufsalltag zu integrieren.

Der Beruf als Pflegefachkraft oder als Arzt oder Ärztin bringt viele Emotionen mit sich, positive wie auch negative. Zudem zehren lange Dienste, Überstunden sowie die Pflege der PatientInnen auch körperlich an den Fachkräften. Um nichtsdestotrotz den Traumberuf weiter ausüben zu können, um weiterhin adäquat für andere da sein zu können, ohne dass die eigene Gesundheit leidet oder gar ein Burnout droht, sollten Pflegefachkräfte und ÄrztInnen achtsam mit sich selbst sein. Mit unseren Tipps kann jede oder jeder Einzelne viel dafür tun, Stress abzubauen und das eigene Wohlbefinden zu steigern.

Chirurg sitzt mit geschlossenen Augen in einem Sessel und entspannt.

Pausen sind wichtige Energiequellen.

Achtsamkeit: Definition

Der Begriff Achtsamkeit begegnet allen, die sich mit dem Thema Stress, mentale Gesundheit und Meditation beschäftigen. Es gibt verschiedene Definitionen von Achtsamkeit, die häufig zitiert werden, etwa von Jon Kabat-Zinn oder von Kirk Warren Brown und Richard M. Ryan.

Beim Thema Achtsamkeit im Berufsalltag geht es in erster Linie darum, das eigene Wohlbefinden zu stärken und Stress zu reduzieren. Dabei hilft eine Veränderung der Wahrnehmung und des Bewusstseins. Achtsamkeit bedeutet in diesem Fall vor allem, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, auf das, was man gerade tut. Gleichzeitig ist mit Achtsamkeit gemeint, sich selbst und die eigene Umgebung sehr bewusst wahrzunehmen – und das möglichst wertfrei.

Stressabbau durch Achtsamkeit: Es beginnt mit der eigenen Einstellung

Stress ist ein Gefühl des Nicht-bewältigen-Könnens einer Situation oder eines Ereignisses. Wer diesem Gefühl über längere Zeit ausgesetzt ist, wird krank. Das haben bereits zahlreiche Studien belegt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man nur leicht oder stark gestresst ist.

Die gute Nachricht: Jeder kann Stress aktiv entgegenwirken und mit Achtsamkeitsübungen abbauen. Denn Achtsamkeit kann dabei helfen, das Gehirn so zu programmieren, dass es besser mit stressigen Ereignissen umgehen kann. Das gleiche gilt für Yoga, das auch für medizinische Fachkräfte großes Potenzial birgt. Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Achtsamkeit im Berufsalltag, oder auch zu Hause, ist folgende Erkenntnis: Wir haben keinen Einfluss auf das Entstehen vieler Situationen. Wir haben aber Einfluss auf die Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen. Dieses Wissen und die Akzeptanz, dass wir nicht alles beeinflussen können, helfen dabei, sich weniger gestresst zu fühlen. Das wiederum führt zu einem gesünderen Leben und einer ausgeglicheneren inneren Mitte.

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Stress ist nicht gleich Stress

Ob und wie sehr man gestresst ist, ist eine Frage der Resilienz. Diese psychische Widerstandskraft wurde von der American Psychological Association als ein „Prozess der guten Anpassung angesichts von Widrigkeiten, Trauma, Tragödien, Bedrohungen oder anderen wesentlichen Quellen von Stress“ beschrieben. Sie ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Es gibt viele Situationen, die man (für sich selbst) im Nachhinein reflektieren und sich selbst einschätzen kann. Wenn man vermutet, dass man eher wenig Resilienz besitzt, bedeutet das nicht, dass das so bleiben muss. Resilienz kann man genauso wie Achtsamkeit trainieren, zum Beispiel indem man sich selbst fordert, kleine und große Herausforderungen stellt, diese meistert und stolz auf den eigenen Erfolg ist.

7 Tipps für Achtsamkeit im Job

Folgende 7 einfache Tipps zu mehr Achtsamkeit im Berufsalltag können als Orientierung dienen:

  1. 1.
    Den Tag bewusst starten: Bleiben Sie nach dem Klingeln des Weckers noch für einen Moment im Bett liegen und beobachten Sie Ihren Atem. Wenn die Gedanken abschweifen, lenken Sie diese zurück auf die Atmung.
  2. 2.
    Bleiben Sie so oft wie möglich im Jetzt. Das gilt für den Berufsalltag genauso wie für private Aktivitäten. Konzentrieren Sie sich auf Ihr aktuelles Tun, auch wenn es für Sie Routine ist und die Gedanken leicht abschweifen. Das gilt selbst für so alltägliche Dinge wie Essen. Konzentrieren Sie sich dabei auf den Geschmack, die Konsistenz, die Geräusche, den Geruch und das Gefühl. Zu Beginn reicht bereits der Fokus auf den ersten Bissen. Mit mehr Übung gelingt es Ihnen dann eine ganze Mahlzeit lang.
  3. 3.
    Legen Sie sich ein inneres Notizbuch zu: Füllen Sie es mit Antworten auf folgende Fragen: Was fühle ich gerade? Wie bewerte ich die Situation? Wie ist meine innere Haltung? All Ihre Beobachtungen sollten zunächst wertfrei bleiben und von Ihnen akzeptiert werden.
  4. 4.
    Reduzieren Sie Ihre Mediennutzung. Lassen Sie zum Beispiel am Morgen, auf dem Weg ins Krankenhaus, oder auf dem Weg nach Hause, das Smartphone in der Tasche. Das Gleiche gilt auch für kurze Pausen während Ihrer Schicht oder bei Mahlzeiten.
  5. 5.
    Multitasking führt zu Stress. Widmen Sie sich lieber einer Sache, anstatt mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen und dafür nur halb so gut.
  6. 6.
    Nutzen Sie Wartesituationen als Zeit für Achtsamkeitstraining. Das kann die Zeit bis zum Schichtbeginn, bis zur Abfahrt des Busses oder die Wartezeit an der Supermarktschlange sein. Legen Sie in diesen kurzen Momenten Ihren Fokus auf die Atmung.
  7. 7.
    Reflektieren Sie am Abend Ihren Tag und nennen Sie mindestens 3 Dinge, für die Sie dankbar sind.
Junge medizinische Fachkraft trinkt eine Tasse Kaffee.

In den Pausen sollte das Handy in der Tasche bleiben.

Fazit: Jeder Moment zählt

Achtsamkeit am Arbeitsplatz klingt für die meisten medizinischen Fachkräfte wie eine unlösbare Aufgabe. Doch tatsächlich gibt es so viele kleine Achtsamkeits-Übungen, die in jeden Berufsalltag passen. Allen voran die Konzentration auf das, was man gerade tut. Es geh hierbei um die Erkenntnis, jede Aufgabe als solche anzunehmen und mit großer Konzentration zu erledigen, anstatt schon an den nächsten Schritt zu denken. Das funktioniert sicher nicht den ganzen Tag lang, aber in bestimmten Momenten bestimmt. Und davon profitieren Sie den Rest des Tages.

Titelbild: iStock.com/NicolasMcComber

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