Helfer für Klinik und Praxis

Die besten Apps für den medizinischen Alltag

Ein junger Arzt im Kasak blickt auf sein Smartphone.
Karin Greeck | 14.4.2023 | Lesedauer: 4 Minuten

Ein Smartphone ohne Apps – undenkbar. Doch wie können die kleinen Programme den Berufsalltag von Ärztinnen und Ärzten erleichtern? Ein Überblick.

Ob Messenger-Dienste oder Social Media, ob Navigations-Apps, Foto-Tools oder Reader – nahezu für alle Lebensbereiche gibt es heute das passende Programm (App steht für Applikation). Im Februar 2023 standen allein im Google Play Store 2,68 Millionen Apps zur Verfügung. Im Apple App Store waren Ende 2020 von allen dort verfügbaren Apps weit mehr als 48.000 Apps medizinische mHealth Apps, also Apps, die als sogenannte Mobile-Health-Lösungen sowohl PatientInnen als auch medizinisches Fachpersonal im Gesundheitswesen unterstützen sollen.

Während in Deutschland die Anwendung solcher Apps im Klinik- und Praxisalltag noch vergleichsweise gering ist, nutzten in den USA bereits im Jahr 2014 gut 79 Prozent der Ärztinnen und Ärzte ihr Smartphone für professionelle Anwendungen. Kein Wunder: Inzwischen gibt es für nahezu alle medizinischen Anwendungsbereiche Apps – von A wie Abhören bis Z wie Zeitplanung. Ziel einer solchen App-Anwendung sollte es sein, dass durch technische Unterstützung wieder mehr Zeit für die Kerntätigkeit von Medizinerinnen und Medizinern bleibt. In den folgenden fünf Bereichen können Apps entsprechende Hilfestellung bieten.

Ein Arzt blick in ein Mikroskop, eine Ärztin arbeitet derweil mit einem Tablet

Bereiche, in denen Apps helfen

1) Apps zum Lesen, informieren, weiterbilden: Informationen bündeln

Ein Blick in die Bibliotheksregale des Fachbereichs Medizin macht schnell klar, warum viele medizinische Apps von Verlagen entwickelt werden oder auf einer Buchvorlage entstanden sind. So ist es doch sehr viel praktischer, in jeder Situation das geballte Wissen der Medizin auf dem Smartphone zur Hand zu haben als dicke Fachbücher mit sich herumzuschleppen.

Ein beliebter digitaler Begleiter ist Amboss. Ursprünglich von Medizinstudierenden für das Staatsexamen entwickelt, verknüpft die App heute lehrreiche Inhalte mit Leitlinien und anderen offiziellen Medikamenten-Apps sowie konkreten Diagnostik- und Therapieempfehlungen. Der Arztbereich der App bietet integrierte Leitlinienbeiträge, Platz für eigene Notizen und die Möglichkeit, stationsspezifische Informationen innerhalb der App mit anderen zu teilen – offline und online.

Aber auch News lassen sich heute bequem per App abrufen: So können Interessierte das Ärzteblatt oder die ÄrzteZeitung bequem per App lesen. Navigation und Speicherfunktion sind nützliche Tools. Grundsätzlich bieten viele große Verlage wie Thieme, Sobotta oder Pschyrembel ihre Nachschlagewerke inzwischen auch ortsunabhängig und aktualisiert in der App an – eine optimale Lernhilfe auch für StudentInnen.

Ein Arzt mit Haube und Stethoskop blickt auf sein Smartphone

Sie können den Alltag erleichtern und bei der Kommunikation helfen: Apps für Ärzte und Ärztinnen.

2) Apps zum Diagnosen stellen, Behandeln, Verschreiben

Vor allem bei datenbasierten und standardisierten Prozessen kann eine App im Klinik- oder Praxisalltag sehr hilfreich sein – etwa für korrekte Dosierungen in der Anästhesie. Pedi Help ist hier nur ein Beispiel. Die App unterstützt speziell im Kindernotfall. Mit einem Regler für Alter, Gewicht und Größe des Kindes hält sie die wichtigsten Medikamente mit der entsprechenden Dosierung schnell bereit.

Ein beliebter medizinischer Assistent ist auch die Mediately-App (ehemals Diagnosia), die bei Diagnosen und Behandlung unterstützen kann. Die App enthält das gesamte deutsche Medikamenten-Register mit allen relevanten Begleitinformationen, etwa zu Dosierung oder Kontraindikationen. Zudem haben Nutzende der App Zugriff auf die ICD-10 und ATC-Klassifikation. Ausgewählte Tools in der App sind sogar als Medizinprodukte zertifiziert. Insbesondere für das komplexe Feld von Leitlinien können Apps eine schnelle Übersicht bieten. Beliebt sind unter vielen anderen daher auch Arzneimittel pocket, Emyotox (für Fragen rund um Arzneimittel oder Erkrankungen speziell in der Schwangerschaft) oder die Rote Liste als App.

3) Apps zum Rechnen und Klassifizieren

Ein Taschenrechner zur Hand ist praktisch. Noch praktischer aber ist ein medizinischer Taschenrechner in der Kitteltasche, der komplizierte Formeln, Werte, Skalen und Klassifizierungen im Arztalltag schnell berechnet. Seit über 15 Jahren ist MedCalX für diesen Zweck in der mobilen Anwendung verfügbar, um medizinische Gleichungen schnell zu lösen (aktuell nur für IOS).

Ein weiterer Anspruch an VertragsärztInnen und -psychotherapeutInnn ist das Kodieren von Krankheiten nach der Internationalen statistischen Klassifikation (kurz: nach ICD-10-GM). Hierfür stellt das Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung die Zi-Kodierhilfe als App bereit. Eine praktische Hilfe, den richtigen ICD-10-Schlüssel schnell zu finden.

Planerio hilft dabei, Dienstpläne zu erstellen.

4) Apps zum Terminieren & Organisieren

Doctolib, Docplanner (ehemals jameda,) oder Samedi gehören zu den beliebtesten Terminbuchungsanwendungen per App. Die meist genutzte App für Online-Terminbuchungen hierzulande ist Doctolib mit etwa 25.000 registrierten Ärztinnen und Ärzten in Deutschland. Nutzende können sich den Alltag vereinfachen und leicht strukturieren, einfach mit dem Praxiskalender ‚to go‘ auf dem Smartphone. Die App Doctolib Pro (nur für medizinische und therapeutische Fachkräfte) zeigt alle Termine im Überblick. Diese können bei Bedarf per Klick von unterwegs oder Zuhause koordiniert und verwaltet werden. Um die Dienstpläne der eigenen Mitarbeitenden zu organisieren, bietet sich Dienstplanungssoftware wie beispielsweise Planerio an.

5) Übersetzungs-Apps für reibungslose Kommunikation

Besonders nützlich, gerade im Klinikalltag, ist eine gute Übersetzungshilfe. Denn: Nicht immer steht in Notsituationen schnell jemand für die Übersetzung parat. Dafür gibt es heutzutage gute Apps wie Google Translate oder Deepl, die auf hohem Niveau Sprachbarrieren überwinden. Mit 108 Sprachen online und 59 Sprachen offline ist der Google Übersetzer diesbezüglich marktführend. Hier kann auch die Kamera Texte in Bildern für 94 Sprachen schnell übersetzen.

Fazit

Aktuell stehen Ärztinnen und Ärztin tausende von Apps zur Verfügung, die den Berufsalltag erleichtern und das tägliche Tun unterstützen können. Sei es bei der Suche nach medizinischen Informationen zu Behandlungen, zu Leitlinien oder Medikamenten. Eine App kann hier schnell zuverlässige und vor allem aktuelle Informationen liefern. Immerhin: Im Jahr 2020 gaben in einer Befragung unter Ärztinnen und Ärzten 74 Prozent an, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen eine große Chance sei.

Tipp

Vor dem Download einer App im App Store oder im Google Play Store ist es ratsam, genau zu prüfen, wer als Entwickler hinter der App steht. Zudem gibt es verschiedene Plattformen, die Apps prüfen, bewerten und Qualitätssiegel vergeben. So bewertet beispielsweise das ZTG – Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH Apps in Kooperation mit dem Deutschen Ärzteblatt. Ferner bieten digimeda als Datenbank für digitale Medizin in Deutschland, Healthon als Info- und Bewertungsplattform für Health-Apps oder das European Directory of Health Apps wertvolle Einschätzungen und Bewertungen von Apps im Gesundheitssektor.

Titelbild: iStock.com/DragonImages

Autor

Karin Greeck

Als freie Journalistin findet sie immer die richtigen Worte, um auch komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Spezialgebiete: spannende Interviews und Reportagen.

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