DAK-Studie

Personalmangel macht krank

Erschöpft aussehende Krankenschwester sitzt alleine auf einem leeren Krankenhausbett.
Sabine Stahl | 7.9.2023 | Lesedauer: 3 Minuten

Pflegefachkräfte erleben in ihrem Arbeitsalltag sehr oft Personalnot – das führt wiederum zu erhöhten Krankenständen und mehr Belastung für die Verbliebenen. Ein Teufelskreis.

Die Rechnung ist einfach: Wenn es nicht genügend Personal gibt, müssen die Verbliebenen die Arbeit stemmen. Das ist nicht nur anstrengend oder nervig, das ständige Arbeiten am Limit macht tatsächlich krank, wie eine Studie der Krankenkasse DAK zeigt.

Besonders betroffen sind laut der Studie Menschen, die in der Kranken- oder Altenpflege arbeiten oder in der Kinderbetreuung. „Die Zusammenhänge zwischen Personalmangel und Krankenstand sind viel größer, als bisher vermutet. Deshalb müssen wir schnell gegensteuern“, sagt Andreas Storm, Vorsitzender des Vorstandes der DAK-Gesundheit.

Bei den Gesundheits- und KrankenpflegerInnen erleben 74 Prozent regelmäßig Personalmangel und weitere 22 Prozent gelegentlich. Bei den AltenpflegerInnen sind 65 Prozent regelmäßig betroffen und weitere 35 Prozent ab und an. Rund 45 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre Arbeit häufig oder fast immer nur mit großen Anstrengungen erledigen können.

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Personalmangel sorgt für Kopfschmerzen und Müdigkeit

Personen, die regelmäßig Personalnot erleben, sind öfter krank als andere. 54 Prozent von ihnen leiden an Arbeitstagen häufig oder sehr häufig unter Müdigkeit, Mattheit oder Erschöpfung. Bei Beschäftigten ohne Personalmangel trifft das nur auf 21 Prozent zu.

35 Prozent der Beschäftigten mit Personalmangel am Arbeitsplatz berichten, sie hätten häufig oder sehr häufig nachts Schlafstörungen nach einem Arbeitstag. Genauso viele gaben an, häufig unter Rückenschmerzen oder anderen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zu leiden. Bei der Vergleichsgruppe trifft das nur auf 15 bzw. 18 Prozent zu. 23 Prozent der Beschäftigten mit regelmäßiger Personalknappheit haben häufig oder sehr häufig Kopfschmerzen, bei den Beschäftigten mit genügend Personal sind dies nur 10 Prozent.

In Berufen, in denen regelmäßig Personalnot herrscht, gingen Arbeitskräfte in den vergangenen zwölf Monaten besonders oft (70 Prozent) krank zur Arbeit. Bei Beschäftigten mit gelegentlichem Personalmangel traf das auf 56 Prozent zu und bei solchen ohne Engpässe auf 41 Prozent.

Junge Ärztin liegt in Kittel und mit Stethoskop auf einem Bett und schläft.

AltenpflegerInnen sind besonders häufig krank

Die Pflege von alten Menschen ist körperlich und seelisch anstrengend. Der Personalmangel verstärkt dies, führt zu Stress, Druck und Überstunden. AltenpflegerInnen sind deshalb häufiger krank als Menschen in anderen Berufen. Der Krankenstand liegt mit 7 Prozent 1,5 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Auf dem zweiten Rang der DAK-Studie liegen Beschäftigte aus der Kinderbetreuung, der Fahrzeugführung und des Maschinenbaus mit je 6,8 Prozent Krankenstand. Kurz darauf folgen KrankenpflegerInnen mit 6,1 Prozent.

Eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Fachkräftemangel in Deutschland wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft werden bis 2030 hierzulande rund fünf Millionen Fachkräfte fehlen. Bei betroffenen Berufsgruppen führt das oft zu einer weiteren Verschlechterung der Situation. Bereits jetzt haben laut der Studie 17 Prozent der KrankenpflegerInnen ihre Arbeitszeit reduziert, weitere 26 Prozent ziehen das in Erwägung. Bei den AltenpflegerInnen sind es 11 bzw. 23 Prozent.

Datengrundlage

Die zugrunde liegende repräsentative Befragung wurde vom Forsa-Institut im Auftrag der DAK durchgeführt. Befragt wurden etwas mehr als 7.000 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahre.

Titelbild: iStock.com/SDIProductions

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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