Nach einem belastenden Ereignis hilft Austausch mit anderen, um es leichter zu verarbeiten
iStock.com/fizkes
Wie können sich ÄrztInnen und Pflegekräfte im Alltag schützen?
Es gibt kein Patentrezept, aber viele hilfreiche Bausteine, die sich in der Praxis bewährt haben. Besonders wichtig ist das Reden, der offene Austausch mit KollegInnen, Teamsitzungen, Supervisionen oder Balintgruppen. Wer belastende Situationen nicht allein mit sich herumträgt, entlastet sein Gehirn und gibt seinen Gefühlen Raum.
Und wenn gerade niemand zum Reden da ist?
Hilfreich sind auch kleine Rituale, die einen Dienst bewusst abschließen – ein kurzer Spaziergang um den Block, ein Eintrag ins Tagebuch oder ein bewusstes Durchatmen im Auto, bevor man nach Hause fährt. Auch körperliche Stressreduktion ist entscheidend. Sport, Bewegung, Yoga oder Achtsamkeitsübungen helfen, die Stresshormone wieder abzubauen und den Körper in einen Zustand der Ruhe zu bringen. Schlaf und Erholung sind ebenfalls nicht zu unterschätzen, denn ohne ausreichenden Schlaf kann das Gehirn belastende Eindrücke nicht richtig verarbeiten. Und schließlich ist frühe Hilfe ein Zeichen von Stärke. Wer merkt, dass er nicht mehr runterkommt, sollte sich rechtzeitig psychologische Unterstützung holen – das ist kein Makel, sondern professionelle Selbstfürsorge.
Welchen persönlichen Tipp hast du für Kolleginnen und Kollegen?
Es ist wichtig zu akzeptieren, dass man nicht alles kontrollieren oder verhindern kann – und dass genau diese Akzeptanz ein Schlüssel zur Heilung sein kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Als freie Journalistin findet sie immer die richtigen Worte, um auch komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Spezialgebiete: spannende Interviews und Reportagen.
Ob Pandemie, Katastrophe oder täglicher Klinikstress – Krisen fordern Ärztinnen und Ärzte oft bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Wir verraten, wie man sein…
Zum Artikel >Studien belegen: Ärztinnen und Ärzte leiden berufsbedingt viermal häufiger an posttraumatischen Belastungsstörungen. Warum das so ist und was hilft.
Zum Artikel >Wer Verantwortung für PatientInnen trägt, kennt sie: die innere Stimme, die alles in Frage stellt. Dagegen helfen Selbstfürsorge, Psychohygiene und Abgrenzung, …
Zum Artikel >Aus dem Liegestuhl zurück in den stressigen Krankenhausalltag: Nach dem Urlaub wieder zu arbeiten, fällt oft schwer. Hier gibt es Tipps für mehr Motivation.
Zum Artikel >Schichtarbeit bringt den Biorhythmus aus dem Takt – mit Folgen für Körper und Psyche. Wie MTL besser damit umgehen können – und was die Leitung tun kann.
Zum Artikel >Mal früh, mal spät und mal nachts: Wer im Krankenhaus im Schichtdienst arbeitet, muss seine Mahlzeiten gut planen. Wie und was es zu essen geben sollte? Wir hab…
Zum Artikel >