Arztassistent

Physician Assistant: Alle Infos zu Aufgaben, Ausbildung und Gehalt

Eine junge Frau im Kasak blickt nachdenklich in die Ferne.
Amely Schneider | 28.9.2023 | Lesedauer: 5 Minuten

Ein Physician Assistant soll ÄrztInnen entlasten, damit diese mehr Zeit für ihre Kernaufgaben haben. Was genau bedeutet das und wie wird man Arztassistent oder Arztassistentin?

Physician Assistants oder auch Arztassistenten entlasten ÄrztInnen, indem sie ihnen medizinische und administrative Aufgaben abnehmen. Den in Deutschland noch recht unbekannten Beruf gibt es in Ländern wie den USA schon länger. Hierzulande gibt es schätzungsweise rund 1.000 Physician Assistants. Diese arbeiten vor allem in Krankenhäusern, heißt es beim Deutschen Hochschulverband Physician Assistant e.V. (DHPA).

Welche Aufgaben dürfen Physician Assistants übernehmen?

Arztassistenten oder Arztassistentinnen unterstützen ÄrztInnen bei vielen verschiedenen Aufgaben. Das heißt, sie übernehmen Aufgaben, die ihnen von einem Arzt oder einer Ärztin zugeteilt werden. Was genau delegiert wird, können die MedizinerInnen in einem gewissen Rahmen in Abhängigkeit der Kenntnisse und Fähigkeiten des Physician Assistant entscheiden.

Die Bundesärztekammer hat für den Tätigkeitsbereich eines Physician Assistant Folgendes festgelegt:

  • Mitwirkung bei der Erstellung der Diagnose und des Behandlungsplans
  • Mitwirkung bei komplexen Untersuchungen sowie Durchführung von medizinisch-technischen Tätigkeiten, soweit diese nicht speziellen
    Berufsgruppen vorbehalten sind
  • Mitwirkung bei der Ausführung eines Behandlungsplans
  • Mitwirkung bei Eingriffen
  • Mitwirkung bei Notfallbehandlungen
  • Adressatengerechte Kommunikation und Informationsweitergabe
  • Prozessmanagement und Teamkoordination
  • Unterstützung bei der Dokumentation

Daraus ergibt sich ein sehr abwechslungsreiches und weites Tätigkeitsfeld, wie etwa das Erheben und Dokumentieren der Krankengeschichte von PatientInnen, das Vervollständigen der Einweisungsunterlagen, das Schreiben von Arztbriefen und das Vorbereiten, Beginnen oder Beenden von Operationen. In Abstimmung mit dem Chefarzt bzw. der Chefärztin können PA beispielweise so auch Teile kleinerer OPs übernehmen, wie bei Abszessöffnungen oder Metallentfernungen.

Welche Aufgaben darf ein Physician Assistant nicht übernehmen?

Die medizinischen Kernaufgaben bleiben weiterhin den ÄrztInnen vorbehalten. Nur sie dürfen deshalb:

  • Diagnosen stellen
  • wesentliche Untersuchungen durchführen
  • PatientInnen aufklären oder beraten
  • invasive Therapien inklusive Operationen
  • über Therapien entscheiden

Als Vertretungskraft bei doctari, der Nr. 1 für Zeitarbeit in der Medizin, profitieren Sie von mehr Wertschätzung, viel Mitspracherecht beim Dienstplan und einem übertariflichen Gehalt.

Jetzt registrieren

Wie wird man Physician Assistant?

Um Arztassistent oder Arztassistentin zu werden, muss man studieren. Das Studium beinhaltet einen hohen Praxisanteil. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten die Studierenden den Titel Physician Assistant „Bachelor of Science (BA). Das Studium dauert mindestens sechs Semester und kann in Vollzeit oder berufsbegleitend absolviert werden. Neben medizinischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen lernen die Studierenden Soft Skills, Dokumentation und Projektmanagement. Zulassungsvoraussetzungen zum Studium sind das Fachabitur oder eine medizinische Ausbildung mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung. Das Studium wird mittlerweile in mehreren deutschen Städten angeboten. Wer noch weitergehen möchte, kann einen Master machen und auch eine Approbation ist möglich.

Wie viel verdient ein Physician Assistant?

Eine Umfrage des Deutschen Hochschulverbands Physician Assistant e. V. im Jahr 2020 unter 560 AbsolventInnen des Studiengangs ergab, dass 94 Prozent der AbgängerInnen schnell oder schon während des Studiums eine Stelle gefunden hatten. Die meisten von ihnen waren zum Zeitpunkt der Befragung Vollzeit in Krankenhäusern tätig. Ihr monatliches Gehalt lag im Durchschnitt zwischen 3.500 und 4.000 Euro brutto. Mit dem Lebensalter und der Berufserfahrung stieg das Einkommen der Physician Assistant an, sodass 23 Prozent der Befragten mehr als 4.000 Euro brutto im Monat erhielt. 72 Prozent der AbsolventInnen hatten vor dem Studium eine Ausbildung in einem anderen Gesundheitsberuf abgeschlossen. 11 Prozent übten nun sogar eine Leitungsposition aus.

In den USA längst etabliert

In anderen Ländern sind Physician Assistants bereits fester Bestandteil des Gesundheitswesens. In den USA beschlossen Kliniken in den 1960er-Jahren aufgrund eines starken Ärztemangels, bestimmte Aufgaben an eine neue Art von HelferInnen zu delegieren. Darunter waren die „Hospital Corpsmen“, die aufgrund ihres Militärdienstes bereits über medizinische Kenntnisse verfügten. Durch ihre Hilfe gewannen die ÄrztInnen Zeit und konnten mehr PatientInnen behandeln. 1965 wurde an der Duke University im Bundesstaat North Carolina das erste Physician-Assistant-Programm gestartet. Im Jahr 1985 gab es in den USA bereits 76 solcher Ausbildungsformate. In Europa gibt es die meisten Physician Assistants in den Niederlanden. Auch in Großbritannien erfährt das Berufsbild seitens der Regierung zunehmend Unterstützung.

Junge Medizin-Studentinnen lernen gemeinsam

Um Physician Assistant zu werden, muss man ein Studium absolvieren.

Kritik: Sind Physician Assistant Ärzte light?

Das Studium „Physician Assistance“ wird in Deutschland seit 2005 angeboten, doch erst im Jahr 2017 stimmte der Deutsche Ärztetag einem Konzept zu, das Studieninhalte und Tätigkeitsprofile vereinheitlichte, um eine deutschlandweit gleiche Ausbildung unabhängig von der Hochschule zu gewährleisten. Konkrete Angaben fehlen jedoch in dem 2017 veröffentlichten Leitfaden mit dem Titel „Physician Assistant – ein neuer Beruf im deutschen Gesundheitswesen“. Das hängt aber auch damit zusammen, dass es letztendlich nach wie vor in der Verantwortung von ÄrztInnen liegt, welche Aufgaben genau sie an die neuen AssistentInnen delegieren.

Viele MedizinerInnen begrüßen das neue Berufsbild. Angesichts von Personalmangel und hoher Arbeitsbelastung befürworten sie entsprechend ausgebildetes Personal, das ihnen bei bestimmten Aufgaben zur Seite stehen oder diese sogar übernehmen kann. Doch es gibt auch Kritik. So hegen manche Mediziner und Medizinerinnen die Befürchtung, dass Krankenhäuser aus betriebswirtschaftlichen Gründen Ärztestellen streichen könnten, wenn sie dafür Physician Assistants einstellen können. Allerdings können PA Stand jetzt rein fachlich und von ihrem Kompetenzrahmen her ÄrztInnen nicht vollumfänglich ersetzen. Zu beobachten ist jedoch in anderen Ländern, dass die Befugnisse der Arztassistenten und -assistentinnen schleichend erweitert wurden.

Ein Zukunftskonzept gegen den Ärztemangel auf dem Land?

Auch wenn die meisten Physician Assistants bisher in Krankenhäusern arbeiten, könnten sie auch zunehmend im ambulanten Bereichen tätig werden. Seit 2020 gibt es einen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang „Physician Assistance“ mit dem Schwerpunkt „Hausärztlich-ambulante Medizin.“ Das ist natürlich auch für die medizinische Versorgung auf dem Land interessant, wo es bekanntermaßen immer weniger (Haus-)ÄrztInnen gibt. LandärztInnen müssen oft mehr PatientInnen betreuen als ihre KollegInnen in der Stadt, haben dazu auch noch längere Anfahrtswege bei Hausbesuchen. Physician Assistants könnten sie bei gewissen Aufgaben entlasten.

Ein aktuelles Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) untersucht seit April 2023, wie Arztpraxen Physician Assistants sinnvoll in ihre Arbeitsabläufe integrieren können und welche Aufgaben ÄrztInnen an diese am besten delegieren können. Zudem soll die Zufriedenheit der PatientInnen mit den „Neuen“ im Ärzteteam ermittelt werden. Ob sich das Berufsbild weiter etablieren wird und ob es in Zukunft ganz alltäglich sein wird, Physician Assistants in Krankenhäusern oder Arztpraxen anzutreffen, ist noch offen.

iStock.com/FG Trade Latin

Autor

Amely Schneider

Inhaltsverzeichnis
Teilen
Mehr zum Thema
10 Tipps
Weihnachtsgeschenke für Pflegekräfte

Andere zu beschenken erfordert Zeit, Muße und Kreativität. Wir können hier unterstützen und mit unseren Geschenke-Tipps für Pflegekräfte ein wenig inspirieren.

Zum Artikel >
Zwei Hände in blauen Handschuhen halten ein Geschenk.
Definition, Aufgaben, Chancen
PDL: Was macht eigentlich eine Pflegedienstleitung?

Sie koordiniert, organisiert und oft hört sie einfach nur zu: die Pflegedienstleitung, ein spannender Beruf mit Perspektive.

Zum Artikel >
PDL: Eine Pflegedienstleitung spricht häufig auch mit Angehörigen.
Ratschläge für Pflegekräfte
Tabuthema: Ekel in der Pflege

Oft ein Thema, über das niemand sprechen möchte, auch wenn es viele betriff: Ekel in der Pflege. Hier gibt es Strategien zum professionellen Umgang, zur Prävent…

Zum Artikel >
Pfleger streckt abwehrend die Hand von sich
Raus aus der Pflege
Alternative Berufe für Pflegekräfte

Pflege fordert – emotional und körperlich. Deshalb suchen viele Fachkräfte nach einer beruflichen Alternative. Was Zeitarbeit damit zu tun hat und was es noch g…

Zum Artikel >
Junge Pflegerin im grünen Kittel und mit Stethoskop um den Hals.
Ärger am Arbeitsplatz
Mobbing in der Pflege: Wie wehrt man sich gegen Psychoterror?

Konflikte mit KollegInnen können die Arbeit im Krankenhaus zur Hölle machen. ExpertInnen empfehlen Pflegekräften, bei Mobbing schnell aktiv zu werden. So geht m…

Zum Artikel >
Eine Pflegerin wird von anderen ausgegrenzt und lehnt sich traurig gegen eine Wand
Insights für Pflegekräfte
5 Tipps für den ersten Einsatz als Vertretungskraft

Der Start in der Zeitarbeit ist für viele Pflegekräfte mit einer Reihe von Fragezeichen und Unsicherheiten verbunden. Wir haben deshalb mit einer erfahrenen Zei…

Zum Artikel >
Bianca Kohl gibt Tipps für neue Pflegekräfte in der Zeitarbeit.
Werden Sie jetzt Teil von doctari und finden Sie Ihren Traumjob