Karriere-Tipp für Ärzte

Wie werde ich Betriebsarzt?

Betriebsarzt werden
doctari Redaktion | 15.2.2022 | Lesedauer: 6 Minuten

Immer mehr Ärzte und Ärztinnen suchen eine Alternative zum klassischen Arztberuf in Klinik und Praxis, wie z. B. eine Karriere als Betriebsarzt. Die Gründe für den Wechsel sind vielfältig und verständlich.

Was Ärzte wissen müssen, um als Betriebsarzt zu arbeiten

Überlastung durch Dauerstress, Überstunden, unterbesetzte Stationen und ein unter der Arbeit leidendes Privatleben. Viele Ärzte und Ärztinnen suchen aus diesen Gründen einen Ausweg aus dem Klinikalltag und eine Alternative zum Arztberuf. Eine solche Alternative könnte eine Laufbahn als Betriebsarzt sein.

Zum Betriebsarzt kann man ganz klassisch über die Facharztausbildung für Arbeitsmedizin werden. Viele Ärzte und Ärztinnen mit anderer Facharztweiterbildung überlegen jedoch aufgrund der Anstellung außerhalb der Klinik, Betriebsarzt zu werden. Deshalb nehmen wir in diesem Artikel die Tätigkeit als Betriebsarzt vor allem als Alternative für Ärzte in den Blick, die den Nachteilen des Klinik- oder Praxisalltags entfliehen wollen. In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über die Aufgaben eines Betriebsarztes, das Gehalt sowie über die Vorteile und die Voraussetzungen, um als Betriebsarzt zu arbeiten. 

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Aufgabenbereiche: Was macht ein Betriebsarzt? 

Betriebsärzte sind in privaten und öffentlichen Betrieben, Behörden und Kliniken angestellt. Für kleinere Unternehmen kann der Betriebsarzt auch ein externer Arzt sein, der die arbeitsmedizinischen Pflichten erfüllt. Die zentrale Aufgabe eines Betriebsarztes ist der Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer. Zudem soll er deren Arbeitsfähigkeit fördern und erhalten. Dazu gehört eine ganzheitliche Betrachtung der Angestellten bzw. der Fachkräfte, welche somatische, psychische und soziale Aspekte umfasst – der präventive Gedanken ist stets im Vordergrund. 

Die Mitarbeitenden sollen präventiv versorgt und beraten werden, sodass es zu keinem Arbeitsausfall oder anderen Problemen kommt. Wenn die Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten dennoch vorübergehend eingeschränkt ist, liegt es zum Teil in der Verantwortung des Betriebsarztes, diese wiederherzustellen. 

Als Betriebsarzt führt man auch die Einstellungsuntersuchungen durch und prüft, ob die Fachkräfte für die zu besetzende Stelle geeignet sind. Außerdem werden Betriebsärzte eingesetzt, um Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit und der menschengerechten Arbeitsgestaltung zu beraten. Dafür muss er in vertrauensvollem Kontakt mit den Angestellten aller Hierarchien eines Unternehmens stehen. 

Die Spitze des Unternehmens müssen dem Betriebsarzt Zugang zu allen Arbeitsplätzen und Kontakt mit allen Mitarbeitenden ermöglichen. Betriebsärzte arbeiten generell eng mit den zuständigen Fachkräften für Arbeitssicherheit des Betriebes zusammen und stehen im Austausch mit der zuständigen Berufsgenossenschaft oder der staatlichen Behörde (Gewerbeaufsicht bzw. Amt für Arbeitsschutz). 

Alle Tätigkeiten muss der Betriebsarzt detailliert dokumentieren, sodass jederzeit darauf zugreifbar ist. Als Betriebsarzt muss man sich also auf viel Schreibtischarbeit einstellen. Die genauen Aufgaben des Betriebsarztes sind in § 3 des Arbeitssicherheitsgesetzes (§ ASiG) festgehalten. Im Folgenden sind die wichtigsten Aufgabenbereiche stichpunktartig aufgelistet: 

  • Beratung von Arbeitgeber und Arbeitnehmern in allen Fragen des medizinischen Arbeitsschutzes und Gesundheitsschutzes 
  • Unterstützung bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen und dementsprechende Auswahl von persönlicher Schutzausrüstung 
  • Untersuchung der Mitarbeitenden, Erfassung und Auswertung der Untersuchungsergebnisse 
  • Beobachtung und Dokumentation des Arbeitsschutzes und Gesundheitsschutzes im Betrieb, z. B. durch Begehung der Arbeitsstätten 
  • Überwachen des Einsatzes von riskanten Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeitsstoffen und Geräten 
  • Umgestaltung von Arbeitszeit-, Pausen- und Schichtsystemen 
  • Evaluierung/Behandlung von auftretenden Gesundheitsbeschwerden oder Erkrankungen, die durch die Arbeit verursacht sein können 
  • Für den Arbeitsschutz bedeutsame Suchterkrankungen, wie Alkoholabhängigkeit 
  • Fragen des Arbeitsplatzwechsels Behinderter sowie der (Wieder-)Eingliederung von Rehabilitanden

Wie wird man Betriebsarzt? 

Wie bereits oben beschrieben, ist der direkteste Weg die Facharztausbildung Arbeitsmedizin. Ein weiterer Weg, Betriebsarzt zu werden, ist das Erlangen der Zusatzbezeichnung für Betriebsmedizin. Die Zusatzweiterbildung Betriebsmedizin kann in den meisten Ärztekammern von Fachärzten der unmittelbaren Patientenversorgung absolviert werden. In Bayern genügen 24 Monate in klinischer Tätigkeit.

Gehalt: Wie viel verdient ein Betriebsarzt 

Das Gehalt des Betriebsarztes hängt stark von der Art und Größe des Betriebes ab, in dem er angestellt ist. Das Einstiegsgehalt als Facharzt für Arbeitsmedizin liegt aber unter dem anderer Facharztrichtungen bei ca. 55.000 Euro brutto jährlich. In größeren Firmen und Betrieben bieten sich bessere Verdienstmöglichkeiten und die Gehälter betragen zwischen 70.000 Euro bis 85.000 Euro brutto. 

Wer als Betriebsarzt oder Betriebsärztin zu einer Führungsposition aufsteigt, der kann bis zu 120.000 Euro verdienen. Dies ist zum Beispiel in sehr großen Unternehmen mit mehreren Betriebsärzten der Fall. Wie überall in der freien Wirtschaft gibt es für Gehälter aber keine Bindung an Tarife und die Höhe von Verdiensten können ausgehandelt werden. 

Für wen ist das Arbeiten als Betriebsarzt eine Alternative zum Arztberuf? 

Wer sich vor allem nach geregelten Arbeitszeiten sehnt, für den ist das Arbeiten als Betriebsarzt oder Betriebsärztin eine gute Option. Dabei ist es wichtig, dass man viel Interesse am präventiven Arbeiten hat. Als Betriebsarzt ist das Heilen von Krankheiten eher Nebensache und Patientenbehandlung sehr selten. Es geht viel mehr darum, ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen und zu verhindern, dass arbeitsbedingte Krankheiten aufkommen. 

Als Betriebsarzt trägt man also sehr viel Verantwortung – sowohl gegenüber den Mitarbeiternden als auch gegenüber dem Unternehmen. Verantwortungsbewusstsein und eine strukturierte Arbeitsweise ist als Betriebsarzt sehr wichtig. Dazu gehört viel Büroarbeit und das Bearbeiten zahlreicher Dokumente. Um die umfassenden Aufgaben gut zu meistern sind effektives Arbeiten, gutes Zeitmanagement und Organisation essentiell. 

Außerdem sollte der Arbeitsmediziner, die Arbeitsmedizinerin eine gefestigte Vertrauensposition aller Ansprechpartner sein. Dabei muss er oder sie ein positives Umfeld schaffen, um die offene Kommunikation von Mitarbeitenden und Arbeitgebern zu fördern. Als Betriebsarzt muss man selbstbewusst sein und sich klar ausdrücken können. Kommunikationsstärke ist in größeren Betrieben ein Muss. Zusätzlich sollte man ein gewisses Talent in Problemlösung mitbringen und darf sich nicht vor Konflikten scheuen. Nur wer sich diesen Aufgaben und der Verantwortung gewachsen sieht, sollte eine Karriere in der Arbeitsmedizin erwägen. 

Vorteile 

  • Geregelte Arbeitszeiten 
  • Geregelter Urlaub 
  • Mehr Freizeit 
  • Familienfreundlich 
  • Gehalt vergleichbar zum Arztgehalt 
  • Eigenständiges Arbeiten 
  • Stressfreier Arbeitsalltag 
  • Abwechslungsreiche Aufgaben 
  • Breites Angebot an Arbeitsplätzen (Behörden, Kliniken, Unternehmen) 

Nachteile 

  • Erneut Freizeit opfern, um den Quereinstieg zu meistern 
  • Noch keinerlei Referenz, ob dieser Job erfüllender ist 
  • Idealismus, aus dem heraus man Arzt wurde, könnte fehlen 
  • Viel Büroarbeit 
  • Die meiste Arbeit passiert am Schreibtisch 
  • Kaum interessante medizinische Inhalte

Wie man glücklich Arzt sein kann 

Liebe Ärztinnen und Ärzte, an dieser Stelle möchten wir einen persönlichen Appell an Sie richten, das Arztsein nicht aufzugeben. Als Betriebsarzt tut man das im Wesentlichen zwar nicht, aber manche ÄrztInnen denken, die Wahl zwischen Idealen und einer guten Work-Life-Balance sei als Arzt in der Klinik nicht herzustellen. Doch es gibt einen Weg, glücklich, gesund und ausgeglichen Arzt zu sein!

Für viele gehört der Erhalt der Motivation, aus der heraus man Arzt geworden ist, definitiv dazu. Sie haben nicht ihre Schulzeit, ihre Studienzeit, ihr PJ und die Zeit als Assistenzarzt geopfert, um dann am Ziel angekommen kaputtzugehen. Das eigene Wohlbefinden und ein erfülltes Privatleben sind aber unabdinglich dafür, weiter Arzt sein zu wollen und zu können! 

Die meisten Vorteile, die eine alternative Karriere als Arzt in Aussicht stellen, können Sie auch als Arzt haben. Lassen Sie das Arztsein, das Sie krank und unglücklich macht, hinter sich und genießen Sie mehr Freizeit, geregelte Arbeitszeiten, familienfreundliche Arbeitsbedingungen u.v.m.

Die Karriereberaterinnen und Karriereberater von doctari helfen Ihnen dabei! Wir finden gemeinsam heraus, wie Ihre beruflichen und privaten Ziele zusammenpassen müssen, damit Sie glücklich Arzt sein können. Wir verhelfen Ihnen zu der Arztstelle, die ideal zu Ihren Bedürfnissen passt, zum Beispiel als Vertretungsarzt mit genau Ihren gewünschten Arbeitszeiten, Einsatzorten und Ausgleichsmöglichkeiten. Glücklich und gesund Arzt sein ist möglich! Ob als Betriebsarzt oder in Ihrer bisherigen Tätigkeit an der Klinik. Wir zeigen Ihnen wie und entlasten Sie auf dem gesamten Weg.

Hinweis: Tarifsituation und Vergütungspraxis verändern sich regelmäßig und sind stark vom Einzelfall abhängig. Weiterführende Informationen zum Einkommen bieten statistische Dienste wie statista oder destatis, Berufs- oder Fachverbände oder Entgelttabellen für die einzelnen Tarifverträge.

Titelbild: iStock.com/SDI Productions

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