Viele PatientInnen informieren sich mittlerweile im Internet über medizinische Themen oder nutzen telemedizinische Angebote.
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Das kommt gut an. Dass PatientInnen nach Symptomen im Internet googlen, ist nicht neu. Doch viele stoßen dabei immer wieder auf falsche Informationen. Es kann also nur von Vorteil sein, wenn es im Netz mehr verlässliche Informationen von gut ausgebildeten Fachleuten gibt. Auch wenn es um Tabu-Themen geht, mit denen sich Menschen aus Scham nicht zum Arzt trauen, können solche Videos nützlich sein.
Andererseits ist es natürlich etwas völlig anderes, ob man sich im Internet informiert oder persönlich eine Praxis oder Klinik aufsucht. Ärzte oder Ärztinnen, die im Internet seriös Informationen vermitteln, weisen klar darauf hin, dass ein Youtube-Video keinen Arztbesuch ersetzen kann. Sie geben über Social Media keine individuellen medizinischen Ratschläge, sondern klären lediglich allgemein auf und motivieren die ZuschauerInnen dazu, bei Beschwerden eine Arztpraxis aufzusuchen.
Doch was ist wichtig, wenn man als Arzt oder Ärztin einen Youtube-Kanal starten will?
An oberster Stelle sollte immer stehen, dass die Informationen fachlich korrekt sind. Wissen sollte für Laien verständlich erklärt werden, komplexe Sachverhalte aber auch nicht so sehr vereinfacht werden, dass die Fakten am Ende nicht mehr stimmen.
Datenschutz und ärztliche Schweigepflicht gelten selbstverständlich auch bei Youtube. Vertrauliche Informationen über PatientInnen müssen geschützt werden. Wenn MedizinerInnen Fälle aus ihrem Alltag erzählen, sollten sie besonders sensibel vorgehen, um die Identität des Patienten oder der Patientin nicht offen zu legen.
Wenn Ärzte und Ärztinnen medizinische Erkenntnisse vermitteln, sollten sie – wenn möglich – auf wissenschaftliche Studien oder andere vertrauensvolle Quellen verweisen, die sich überprüfen lassen. Zudem ist volle Transparenz besonders wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Das bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte immer unter ihrem vollen Namen auftreten sollten und im besten Fall ihre Facharztrichtung nennen sollten. Weitere wichtige Regeln für MedizinerInnen, die in sozialen Medien aktiv sind, hat die Bundesärztekammer in ihrer Handreichung "Ärztinnen und Ärzte in den sozialen Medien zusammengetragen.
Auch die Liste der Ärzte, die ihr Wissen als Podcast teilen, ist lang. Wir haben uns eine ganze Reihe davon angehört und die besten zusammengetragen.
Die Erwartungen der NutzerInnen an die Technik sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Gute Bild- und Tonqualität gehören heute fast schon zum Standard, wenn man einen Youtube-Kanal ernsthaft betreiben möchte. Es lohnt sich also, sich vorher über Mikrofone, Aufzeichungstechnik und Schnittsoftware zu informieren.
Viele, die unter die Youtuber gehen, unterschätzen zunächst den Arbeitsaufwand, den ein Social-Media-Kanal machen kann. Dabei fällt nicht nur die Produktion der Videos ins Gewicht, sondern auch, dass ZuschauerInnen Feedback geben, Fragen stellen oder Kritik äußern. Wächst die Reichweite, nimmt auch der Aufwand für die Interaktion zu.
Transparent sollten ÄrztInnen auch machen, wenn sie mit ihren Youtube-Videos Geld verdienen. Über die Werbung, die geschaltet wird, erhält man als Betreiber eines Youtube-Kanals pro Klick einen Geldbetrag.
Für alle, die sich bei erfahrenen Youtube-ÄrztInnen ein paar Anregungen holen wollen, haben wir eine Liste mit Kanälen zusammengestellt, die besonders viele Abonnenten haben.
Dr. Tobias Weigl ist Notarzt sowie Assistenzarzt für Anästhesie und Intensivmedizin in Bonn. Er studierte zunächst Wirtschaft, entschied sich aber nach seinem Abschluss und einigen Jahren Berufserfahrung für ein Medizinstudium. Auf seinem Youtube-Kanal „Video-Visite“ teilt er sein medizinisches Wissen inklusive Tipps zur gesunden Ernährung und erreicht damit mehr als 850.000 Abonnenten.
Dr. Christian Schulze ist Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin. Auf seinem Youtube-Kanal „Der Sportarzt“ geht es schwerpunktmäßig um Sportmedizin, Sportverletzungen und Chirotherapie. Schulze gibt Informationen über bestimmte Beschwerden und zeigt Übungen – beispielsweise gegen Rückenschmerzen oder einen Hexenschuss. Ihm folgen 137.000 Abonennten.
Dr. Florence Randrianarisoa bemerkte bereits im Studium, dass Medizin nicht nur in die Klinik, sondern auch vor die Kamera gehört. Dorthin, wo diejenigen erreicht werden, die sich im Sprechzimmer nicht trauen, offen zu reden. Deshalb ist sie nach mehreren Jahren in Krankenhäusern nun als Dr. Flojo bei YouTube unterwegs und behandelt dort unter anderem auch schambehaftete Themen wie Hämorrhoiden oder ständigen Harndrang. Zudem klärt sie in ihren Videos über verschiedene Krankheitsbilder auf, erklärt Medizin-Mythen, beantwortet Fragen ihrer ZuschauerInnnen und führt Interviews. Mittlerweile folgen ihr mehr 40.000 Abonennten.
Dr. Christof Metzler ist seit mehr als 20 Jahren in der Kinder- und Jugendmedizin tätig und spricht auf seinem Kanal „Der Kinderarzt vom Bodensee“ über ein großes Spektrum von Themen. Er erklärt Krankheitsbilder, bespricht Therapieansätze und gibt praktische Tipps für Eltern von Kindern zwischen dem 1. und 7. Lebensjahr. Damit erreicht er mehr als 30.000 Abonennten.
Hilft Gesichts-Yoga wirklich gegen Falten? Ist Kaffee ungesund? Solche Fragen beantwortet die Dermatologin Yael Adler auf ihrem Youtube-Kanal. Sie hat lange in der klinischen Forschung gearbeitet und betreibt seit 2007 eine eigene Praxis in Berlin. Sie schreibt außerdem Bücher und ist regelmäßig im Fernsehen als Medizinexpertin zu sehen. Ihr folgen knapp 14.000 Menschen.
MedizinerInnen verfügen über viel Wissen und teilen dieses Wissen oft auch gerne mit anderen. Neben den zahlreichen Podcasts von Ärztinnen und Ärzten gibt es auch viele MedizinerInnen, die ihr medizinischen Fachwissen in Videos einem breiten Publikum zugänglich machen. Sie klären auf, sie unterhalten, informieren und unterstützen. Das kann, wie bereits erwähnt, keinen Arztbesuch ersetzen. Aber es kann Spaß machen und nützliche Infos geben. Reinschauen lohnt sich also auf jeden Fall.
Titelbild: iStock.com/urbazon
Amely Schneider
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