Die Seele heilen

10 berühmte Psychologen und Psychologinnen

Zwei Hände halten das Bild eines Kopfes in dem sich Puzzleteile zusammensetzen
Amely Schneider | 7.6.2024 | Lesedauer: 4 Minuten

Sie machten bahnbrechende Experimente, analysierten Träume oder entwickelten Therapien, die bis heute angewendet werden. Diese zehn Persönlichkeiten prägten die Geschichte der Psychologie.

Schon der antike Arzt Hippokrates beschäftigte sich mit seelischen Leiden. Doch viele Jahrhunderte wurden psychisch Kranke vor allem weggesperrt statt zumindest den Versuch einer Heilung zu unternehmen. Erst die Pioniere und Pionierinnen der Psychologie und Psychotherapie begannen, die menschliche Psyche wirklich zu erforschen. Dazu beobachteten sie, stellten viele Fragen oder brachten Ratten bei, kleine Hebel zu drücken.

Ivan Pawlow (1849-1936)

Sein „Pawlowscher Hund“, dem das Wasser im Mund zusammenläuft, ist weltbekannt. In seinen Experimenten ließ Ivan Pawlow kurz vor der Fütterung eines Hundes eine Glocke ertönen. Nach wenigen Durchgängen konnte er den Speichelfluss des Tieres allein über den Glockenton auslösen, ohne dass der Hund Futter sah oder roch. Damit bewies Pawlow das, was man heute als Konditionierung bezeichnet. Auf einen Reiz erfolgt eine erlernte Reaktion, die sich auch wieder verlernen lässt. Eine Erkenntnis, die zum Beispiel bei der Therapie von Ängsten eine wichtige Rolle spielt.

Sigmund Freud (1856-1939)

Er ist der wohl berühmteste Psychologe der Welt. Als einer der ersten erforschte der Wiener Arzt das Unterbewusstsein und wurde damit zu einem der einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Er teilte die menschliche Psyche in drei Teile ein: das Es, das Ich und das Über-Ich. Der Kampf zwischen diesen drei Kräften bestimme das menschliche Verhalten, so sein Ansatz. Freud beschäftigte sich mit Sexualtrieben, verdrängten Gefühlen und Träumen und entwickelt die Psychoanalyse, um die Ursachen hinter den seelischen Leiden zu ergründen.

Carl Gustav Jung (1875-1961)

Der Begründer der analytischen Psychologie war ein Schüler von Freud, entwarf aber auch eigene Konzepte, so zum Beispiel das „Kollektive Unterbewusste“. Jung war der Auffassung, dass neben dem persönlichen Unterbewussten auch Erfahrungen in der Seele gespeichert sind, die alle Menschen gemeinsam haben. Er fand diese in religiösen und kulturellen Symbolen, Mythen und Märchen, die von Generationen zu Generation weitergegeben werden.

Kuperstich von Sigmund Freud

Sigmund Freud ist der wohl bekannteste Psychologe

Alfred Adler (1870-1937)

Der Begründer der Individualpsychologie ist für sein positives Menschenbild bekannt. Alfred Adler war der Auffassung, dass jeder zu einem besseren, sozialeren Menschen werden kann. „Leben heißt sich entwickeln“, ist einer seiner bekanntesten Aussprüche. Adler interessierte sich außerdem für die Auswirkungen von Minderwertigkeitskomplexen. Er nahm an, dass diese Komplexe Menschen dazu antreiben, sich im Leben besonders stark anzustrengen, um diese zu kompensieren – zum Beispiel, indem sie rücksichtlos Macht ausüben, andere erniedrigen oder kritiklos einer politischen Ideologie anhängen. 

Anna Freud (1895-1982)

Sie stand im Schatten ihres berühmten Vaters, dabei hat Anna Freud selbst Bedeutendes als Psychologin geleistet. Als Pionierin auf dem Gebiet der Kinderpsychologie beobachtete sie, wie Kinder sich entwickeln und widmete sich in Heimen Mädchen und Jungen, die durch Krieg und besonders strenge Erziehung traumatisiert worden waren. Dabei entwickelte sie Methoden, wie Therapeuten Zugang zur kindlichen Seele bekommen können. In ihrem Standardwerk „Das Ich und die Abwehrmechanismen" beschrieb sie, was der Mensch alles tut, um die Realität nicht wahrhaben zu müssen. 

Jean Piaget (1896-1980)

Der Schweizer Biologe wurde vor allem für seine Arbeiten zur kindlichen Entwicklungspsychologie bekannt. In seinem Modell geht es um die kognitiven Phasen, die ein Mensch in den ersten Jahren seines Lebens Stufe für Stufe durchläuft. Er führte Hunderte Interviews mit Genfer Kindern und zeigte, dass diese eine ganz andere Denkweise haben als Erwachsene. So lernt das Kind in den ersten zwei Jahren erst einmal zwischen sich selbst und seiner Umwelt zu unterscheiden. Abstraktes Denken ist ihm erst etwa ab einem Alter von 12 Jahren möglich.

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Burrhus Frederic Skinner (1904-1990)

Der US-amerikanische Psychologe gilt als einer der Hauptvertreter des Behaviorismus, eine Strömung, die davon ausgeht, dass menschliches Verhalten eher durch Umwelteinflüsse als durch genetische Anlagen geprägt wird. Skinner beobachtete das Verhalten von Ratten und Vögeln, die er in Experimenten dazu brachte, Hebel zu drücken oder auf bestimmte Punkte zu picken. Erwünschte Verhaltensweisen belohnte er durch angenehme Konsequenzen oder durch das Ausbleiben unangenehmer Konsequenzen. Entscheidend für das Erlernen von Verhaltensweisen seien „positiven“ und „negative Verstärker“, schloss Skinner aus seinen Experimenten.

Abraham Maslow (1908-1970)

Für seine Maslowsche Bedürfnispyramide ist er bis heute bekannt. Der US-Psychologe Abraham Maslow wird der humanistischen Psychologie zugeordnet. Er unterschied zwischen verschiedenen Arten von Bedürfnissen und ordnete sie hierarchisch an. Ganz unten stehen die menschlichen Bedürfnisse, die am dringendsten erfüllt werden müssen, nämlich Nahrung, Wasser und Schlaf. Danach folgen Sicherheit, soziale Zugehörigkeit zu Familie oder Freunden, anschließend Selbstvertrauen und Respekt. An der Spitze der Pyramide steht der Wunsch nach Selbstverwirklichung.

Mary Ainsworth (1913-1999)

Durch ihre Experimente zur Bindungstheorie wurde Mary Ainsworth zu einer der einflussreichsten Psychologinnen weltweit. Sie beobachtete, wie sich kleine Kinder in einer fremden Umgebung verhalten. Je nachdem, wie sie beim Abschied und bei der Rückkehr der Mutter reagierten, ordnete sie die Kinder drei verschiedenen Bindungstypen zu: sicher, unsicher-vermeidend und unsicher-ambivalent. Die unsicheren Bindungstypen gelten als Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen. Ihre Erkenntnisse werden noch heute an Universitäten weltweit gelehrt und in der praktischen Arbeit mit Kindern angewendet.

Virginia Satir (1916-1988)

Manche nennen sie die Mutter der Familientherapie. Die US-amerikanische Psychotherapeutin Virginia Satir betrachtete psychische Probleme nicht isoliert, sondern immer in Bezug auf alle Mitglieder einer Familie oder eines anderen Systems. Sie beschäftigte sich mit verschiedenen Kommunikationstypen und damit, welche Probleme ein geringes Selbstwertgefühl in Beziehungen mit sich bringt. Sie initiierte das erste familientherapeutische Ausbildungsprogramm in den USA und weitere Institutionen für familientherapeutische Ausbildung weltweit. 

Titelbild: iStock.com/BeritK

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Amely Schneider

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