Schichtarbeit: Was bedeutet das?
In Deutschland ist Schichtarbeit weit verbreitet und in den unterschiedlichsten Bereichen zu finden – so auch im Krankenhaus- und Klinikalltag. ÄrztInnen und Pflegefachkräfte müssen deshalb in den meisten Fällen mit Schichtarbeit und deren Vor- und Nachteilen umgehen können. Besonders die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie die eigene Gesundheit bereiten dabei die größten Schwierigkeiten.
Vorteile von Schichtarbeit
Wer glaubt, Schichtarbeit sei grundsätzlich ein nachteiliges Arbeitsmodell, liegt falsch: Denn die Arbeit im Schichtdienst hat für viele ArbeitnehmerInnen enorme Vorteile, wie zum Beispiel arbeitsfreie Wochentage oder freie Vor- und Nachmittage. Das ermöglicht beispielsweise einen unkomplizierten Friseurbesuch oder einen Behördengang. Auch Arztbesuche sind so einfacher möglich.
Ein weiterer wichtiger Vorteil von Schichtarbeit sind die Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienste, von denen Sie im Schichtdienst profitieren. In Schichten zu arbeiten, erweitert aber auch die sozialen Kontakte, da Sie häufiger auf verschiedene KollegInnen treffen und somit viele neue Menschen kennenlernen können.
Hier die größten Vorteile von Schichtarbeit auf einen Blick:
- freie Wochentage erleichtern Termine bei Behörden, Ärzten, Friseur etc.
- freie Vor- und Nachmittage: Vor der Arbeit zum Brunch gehen? Kein Problem!
- Zuschläge: Wer nachts oder auch sonntags arbeitet, erhält zum Teil hohe Zuschläge
- neue Kontakte: Wechselnde Schichten bedeuten wechselnde Gesichter und somit neue Bekanntschaften
- abwechslungsreiche Tätigkeit durch unterschiedliche Aufgaben zu unterschiedlichen Tageszeiten
Nachteile von Schichtarbeit
Im Schichtsystem tätig zu sein, bringt auch einige Nachteile mit sich. Zum einen müssen die ÄrztInnen oder Pflegekräfte die Waage zwischen innerer Uhr, Arbeitszeit und sozialer Zeit halten. Das fällt nicht immer leicht. Zum anderen bringt die Schichtarbeit auch gesundheitliche Risiken mit sich. So klagen viele Menschen, die in Schichten arbeiten, über Schlafprobleme (Tipps zum gesunden Schlaf trotz Schichtdienst finden Sie hier).
Die Nachteile von Schichtdiensten auf einen Blick:
- gesundheitliche Risiken
- Schlafprobleme
- Schwierige Balance zwischen Freizeit und Arbeitszeit
9 Tipps für eine ausgewogene Work-Life-Balance trotz Schichtarbeit
Mit den folgenden 9 Tipps möchten wir Sie dabei unterstützen, Ihr Privatleben mit Ihrer Schichtarbeit gut vereinbaren zu können.
Tipp 1: Rituale und Routinen
Wer in einer Partnerschaft lebt oder Kinder großzieht, weiß: Zeit mit den Liebsten ist besonders kostbar. Deshalb achten Sie ganz bewusst darauf, solch gemeinsame Zeiten zu schaffen. Nach einer stressigen Woche im Krankenhaus oder in der Klinik ist es gerade die Zeit mit der Familie oder mit Freunden, die einen wieder zur Ruhe kommen lässt. Um trotz Schichtarbeit gemeinsame Zeitslots zu finden, braucht es Rücksichtnahme aller Beteiligten. Gegenseitiges Verständnis ist also die Basis, um trotz Nachschicht oder Wochenendarbeit gemeinsam eine Routine aufzubauen.
Schon kleine Rituale können helfen, den Familienalltag zu strukturieren. Schauen Sie frühzeitig auf den Dienstplan und überlegen Sie, ob zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück mit der Familie möglich ist. Auch das Wecken der Kinder am Morgen nach der Nachtschicht kann ein solches Ritual sein, genauso wie die Gute-Nacht-Geschichte am Abend vor der Nachtschicht. Routinen lassen Sie am familiären Tagesablauf teilhaben und stärken gleichzeitig das Verbundenheitsgefühl.
Tipp 2: Gute Planung ist die halbe Schicht
Unregelmäßige Arbeitszeiten und abweichende Tagesabläufe brauchen unbedingt eines: eine gute Planung! Nachdem der Dienstplan festgelegt wurde, lassen sich gemeinschaftliche Aktivitäten mit der Familie oder mit Freunden im Voraus planen. Damit zeigen Sie zum einen, wie wichtig Ihnen die gemeinsame Zeit ist und Sie schaffen etwas, auf das sich alle freuen können. Das Gleiche gilt für Treffen mit FreundInnen. Planen Sie frühzeitig gemeinsame Unternehmungen, damit sich alle die Zeit nehmen und sich darauf freuen können.
Tipp 3: Offene Kommunikation
Ihre wechselnde Arbeitszeiten haben auch Einfluss auf Ihr Umfeld, also sowohl auf PartnerIn und Familie sowie auf FreundInnen und Hobbys. Damit alle Seiten ihre Bedürfnisse äußern können, ist es sehr wichtig, offen zu sprechen und Gedanken und Wünsche im Kreis der Familie zu teilen. Das erleichtert das Zusammenleben. Versuchen Sie, gemeinsam einen Zeitpunkt in der Woche festzulegen, an dem Sie über aktuelle Ereignisse und Erlebnisse sprechen und sich gegenseitig von ihrer Woche erzählen.
Auch mit FreundInnen, die nicht im Schichtdienst arbeiten, ist eine frühzeitige Kommunikation des Dienstplans wichtig. Nur so können Sie Freundschaften pflegen und vermeiden soziale Isolation. Schließlich ist es für alle Beteiligten das Beste, aufgeschlossen und verständnisvoll zu sein und sich gezielt Zeit füreinander zu nehmen. Wenn Sie früh planen, ergeben sich eventuell ungeahnte Zeitfenster und Sie können sich teilweise unter der Woche treffen oder am Wochenende vormittags. Wichtig ist: darüber zu sprechen und gut zu planen.
Tipp 4: Freundschaften auf Station
Ein Vorteil bei der Arbeit im Krankenhaus ist das enge Miteinander, bei dem KollegInnen schnell zu FreundInnen werden können. Die freie Zeit aufeinander abzustimmen, fällt in diesem Fall also leichter.
Hier ein paar Ideen, wie Sie sich diese Gemeinsamkeit zum Vorteil machen können:
- Backen Sie einen Kuchen oder kaufen Sie ein paar Donuts und teilen Sie diese mit Ihren KollegInnen im Pausenraum.
- Der beste Kaffee des Tages: Nehmen Sie sich fünf Minuten vor Schichtbeginn und trinken Sie gemeinsam mit KollegInnen ihren ersten Kaffee.
- Wo sind die Sportbegeisterten? Zusammen eine Runde vor Schichtbeginn joggen gehen, macht den Kopf frei und schafft platzt für Neues.
- Sie haben unter der Woche einen freien Tag? Machen Sie doch gemeinsam einen Ausflug in die Natur und genießen Sie die frische Luft.
- Nach der Arbeit ist vor der Freizeit: Nutzen Sie den Tag nach absolvierter Schicht und gehen Sie gemeinsam in ein Café oder ins Kino.
Tipp 5: Sich selbst nicht vergessen
Nicht nur die Beziehung zu Bekannten und Familienmitgliedern, sondern auch die Beziehung zu sich selbst kann bei wechselnden Arbeitszeiten zu kurz kommen. So schwer es auch sein mag – dem Klinikalltag hin und wieder zu entfliehen, tut einfach gut.
Nehmen Sie sich Zeit für Hobbys und verfolgen Sie weiterhin Ihre Interessen: Ob Lesen, Sport oder Kochen, tun Sie sich selbst etwas Gutes! Und wenn Sie einmal zu erschöpft sind, ist das auch kein Problem. Die freie Zeit ganz ohne Termine und Verpflichtungen zu genießen, hilft ebenfalls dabei, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Hier unsere Tipps für eine bessere Work-Life-Balance.
Tipp 6: Erstellen Sie einen Work-Life-Balance-Wochenplan
Erweitern Sie Ihre wöchentliche Planung um die Aspekte ‚Körper und Gesundheit‘, ‚Freunde und Familie‘ sowie ‚Ich-Zeit‘. Damit vergessen Sie nicht die wichtigen Dinge des Lebens und schaffen ihnen genügend Raum.
Tipp 7: Bewegen Sie sich regelmäßig
Wer sich viel und ausreichend bewegt, tut seinem Körper und seinem Geist etwas Gutes. Denn ein langer Spaziergang in der Natur oder ein Besuch im Fitnessstudio macht den Kopf erst richtig frei.
Tipp 8: Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche
Was Sie täglich zu sich nehmen, wirkt sich auch auf Ihr Wohlbefinden aus. Während der Nachtschicht empfehlen wir daher mehrere leichte Mahlzeiten wie beispielsweise Rohkost oder Joghurt, um Ihren Magen zu schonen.
Tipp 9: Regelmäßige Reflektion
Prüfen Sie immer mal wieder, ob Sie sich in Ihrer Arbeitssituation wohlfühlen – wenn nicht, dann ist es Zeit für eine Veränderung!
Fazit: Auch im Job muss es laufen
Unsere Tipps für die Organisation des Privatlebens bei Schichtarbeit nutzen Ihnen nur dann, wenn auch auf der Arbeit eine gute Organisation möglich ist. Denn wer Schichtarbeit und Privatleben bestmöglich miteinander vereinbaren möchte, muss seine Einsätze rechtzeitig planen können. Eine einwandfreie Struktur ist deshalb unerlässlich.
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Titelbild: iStock.com/Valerii Apetroaiei
