Schichtarbeit

MTL: Wie Laborprofis besser durch Schichtdienste kommen

Eine junge MTL pipettiert im Labor
Juliane Beckmann | 4.7.2025 | Lesedauer: 3 Minuten

Schichtarbeit bringt den Biorhythmus aus dem Takt – mit Folgen für Körper und Psyche. Wie MTL besser damit umgehen können – und was die Leitung tun kann.

Schichtarbeit ist Alltag für viele MTL (Medizinische TechnologInnen für Laboratoriumsanalytik) – und eine Herausforderung für Körper und Psyche. Wer regelmäßig zwischen Früh-, Spät- und Nachtschichten wechselt, bringt seinen Biorhythmus dauerhaft aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Schlafprobleme, Erschöpfung, soziale Isolation. Wie lassen sich diese Belastungen abfedern? Welche Strategien helfen im Alltag? Und was kann die Laborleitung tun, um gesundheitsfreundlichere Strukturen zu schaffen? Das beantwortet dieser Überblick für alle MTL, die im Schichtsystem arbeiten.

Warum Schichtarbeit für MTL so belastend ist

Laboratorien, die rund um die Uhr arbeiten, brauchen qualifiziertes Personal im Schichtdienst. Vor allem in Kliniken und Blutspendediensten ist der 24/7-Betrieb Standard. Für MTL bedeutet das: wechselnde Arbeitszeiten, eingeschränkter Schlafrhythmus, oft auch Mehrbelastung durch Personalengpässe. Studien zeigen, dass insbesondere Nachtschichten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen und Depressionen erhöhen.

Körper im Takt: Was die Chronobiologie empfiehlt

Der menschliche Biorhythmus folgt einer inneren Uhr, die durch Licht und Dunkelheit gesteuert wird. Nachtschichten wirken diesem natürlichen Rhythmus entgegen. Um die Anpassung zu erleichtern, empfehlen ChronobiologInnen möglichst feste Schichtzyklen statt ständigem Wechsel, Nachtschichten am Stück (nicht zwischen Tag- und Nachtdienst springen), kürzere Schichten in der Nacht (z. B. 6 statt 8 Stunden) oder optimierte Beleuchtung im Labor (helles Licht in der Nacht).

Ernährung & Schlaf: Was hilft, was schadet

Der Wechsel zwischen Tag und Nacht beeinflusst nicht nur den Schlaf, sondern auch den Stoffwechsel. Viele MTL berichten von Gewichtszunahme, Verdauungsproblemen oder Heißhungerattacken. Folgende Empfehlungen haben sich bewährt:

  • Vor der Nachtschicht eine leichte, eiweißreiche Mahlzeit essen
  • In der Nacht kleine, leicht verdauliche Snacks (keine schweren, fettigen Speisen)
  • Nach der Schicht nicht sofort essen, sondern erst nach dem Schlafen
  • Für besseren Schlaf: Raum abdunkeln, Ohrstöpsel, feste Rituale
  • Koffein in der zweiten Hälfte der Nachtschicht vermeiden

Soziale Isolation & Familienleben: Unsichtbare Belastungen

Schichtarbeit wirkt sich auch auf Beziehungen und soziale Kontakte aus. Wer am Wochenende oder abends arbeitet, verpasst Treffen mit FreundInnen, Familienzeit oder schulische Ereignisse der Kinder. Das kann zu Isolation und Frust führen. Wer im Schichtdienst arbeitet, braucht eine gute Strategie für die Organisation der Freizeit, mehr Planung, idealerweise im Voraus und in Abstimmung mit PartnerInnen, Familie oder FreundInnen. So lassen sich gemeinsame Zeitfenster besser nutzen und soziale Kontakte gezielt pflegen. Eine offene und transparente Kommunikation im privaten Umfeld hilft dabei, Verständnis für die besondere Belastungssituation zu schaffen.

Gleichzeitig ist es sinnvoll, sich aktiv Unterstützung zu suchen, sei es durch den Austausch mit KollegInnen, durch professionelle Familienberatung oder durch innerbetriebliche Angebote wie Supervision oder psychosoziale Beratung.

Diese Tipps können helfen, als MTL besser durch den Schichtdienst zu kommen

Arbeitsrecht & Arbeitgeberpflichten: Was MTL wissen sollten

Der Gesetzgeber schützt ArbeitnehmerInnen im Schichtdienst durch das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Nachtschichten dürfen grundsätzlich nicht länger als 8 Stunden dauern (Ausnahme: bis zu 10 Stunden, wenn Ausgleich erfolgt). Auch Anspruch auf zusätzliche Pausen, Nachtschichtzulagen und eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung bestehen. Arbeitgeber sind verpflichtet, die Arbeitszeiten so zu organisieren, dass gesundheitliche Belastungen minimiert werden.

Schichtarbeit smarter gestalten – Ideen für Laborleitungen

Nicht alles liegt in der Verantwortung der einzelnen MTL. Auch Leitungen können viel tun, um die Belastung im Schichtdienst zu reduzieren:

  • Wunschdienstpläne oder Tauschbörsen einführen
  • Schichten frühzeitig und fair planen
  • Mehr Pausenräume und Rückzugsorte im Labor schaffen
  • Gesundheitsangebote wie Schlafberatung oder Sportkurse unterstützen
  • Personal aufstocken, um Überstunden zu vermeiden

Fazit: Was MTL im Schichtdienst wirklich hilft

Schichtarbeit ist für viele MTL belastend – aber mit dem richtigen Wissen, guten Routinen und Unterstützung aus dem Team kann sie besser bewältigt werden. Wichtig ist, auf sich selbst zu achten, sich mit KollegInnen auszutauschen und die eigenen Bedürfnisse aktiv zu kommunizieren.

Wer dauerhaft im Schichtdienst arbeitet, sollte zudem regelmäßig an arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen und sich im Zweifelsfall professionell beraten lassen. Und wenn irgendwann einmal der Schichtdienst nicht mehr zum eigenen Leben passt, kann die Arbeit in der Zeitarbeit eine flexible Alternative sein – mit planbaren Einsätzen, Wunschdienstplänen und vielfältigen Einsatzorten. Auch ein Perspektivwechsel in Richtung Weiterbildung oder Spezialisierung kann neue Wege eröffnen: Karrierewege für MTL.

Titelbild: istock.com/gorodenkoff

Autorin

Juliane Beckmann

Online-Redakteurin mit viel Erfahrung und seit 2019 Teil der doctari-Redaktion. Lernt gern dazu, mag Bindestriche und macht die Texte rund.

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