Interview Herzchirurg

Dr. Umes: „Ich habe Respekt vor jedem Eingriff“

Sabine Stahl | 3.1.2024 | Lesedauer: 4 Minuten

Dr. Umes ist Facharzt für Herzchirurgie und für doctari in der Zeitarbeit tätig. Wir haben ihn nach seinem Berufsalltag und unvergesslichen Momenten gefragt.

Wir unterhalten uns in unregelmäßigen Abständen mit Menschen, die für doctari in der Arbeitnehmerüberlassung tätig sind, weil da immer spannende Geschichten herauskommen. Mal schriftlich, mal persönlich, aber immer ehrlich. Mit Herzchirurg Dr. Umeswaran Arunagirinathan, kurz Dr. Umes, haben wir einen Podcast aufgenommen. Hier gibt es einen Auszug aus dem Gespräch.

Wolltest du schon als kleiner Junge Arzt werden?
Dr. Umes: Ja, es war schon immer mein Traum, Mediziner zu werden, geprägt durch die Erkrankung meiner Schwester. Sie war fünf, sechs Jahre alt, da ist sie krank geworden. Wir wussten lange nicht, was sie hat. Ich weiß nur, dass mitten im Bürgerkrieg auf Sri Lanka meine Mutter ständig im Krankenhaus war und sie hat mich immer mitgenommen. Wir haben den ganzen Tag auf einen Arzt gewartet, teilweise vergeblich, und sind am nächsten Tag wieder hin. Ich weiß, wie meine Mama mir ins Ohr geflüstert hat, wie schön das wäre, wenn wir einen Arzt in der Familie hätten. Und dadurch bin ich natürlich geprägt. Und ja, es ist wunderbar, dass dieser Kindestraum heute wahr geworden ist.

Wie fühlt es sich an, am offenen Herzen zu operieren?
Dr. Umes:
Ich habe tatsächlich Respekt vor jedem Eingriff. Bevor ich in den OP eintrete, schließe ich kurz meine Augen und ich bete zu dem Tempel, wo ich geboren bin, dafür dass die Operation gut verläuft. Und sobald ich in den OP eintrete, sehe ich nicht diesen Menschen, sondern ich habe dort etwas zu erledigen. Das ist ein Werk. Sobald ich den Brustkorb geöffnet habe, das Herz sehe, dann bin ich der, der das Herz repariert.

Gibt es besonders spannende oder dramatische Fälle, die du teilen kannst?
Dr. Umes: Also unglaublich spannend fand ich natürlich meine erste Operation. Ich wusste das gar nicht, dass ich den damals 15-Jährigen operieren durfte. Die beiden Chefärzte wussten das, sogar die ganze OP-Schwestern. Ich bin automatisch auf die Assistentenseite gegangen und als ich da hingehen wollte, da standen schon die beiden Chefärzte und ich dachte: Hä, was ist hier los? Dann stand ich plötzlich als Operateur dort und das war für mich spannend und aufregend. Ich wurde plötzlich erwachsen in
Also unglaublich spannend fand ich natürlich meine erste Operation. Ich wusste das gar nicht, dass ich den damals 15-Jährigen operieren durfte. Die beiden Chefärzte wussten das, sogar die ganze OP-Schwestern. Ich bin automatisch auf die Assistentenseite gegangen und als ich da hingehen wollte, da standen schon die beiden Chefärzte und ich dachte: Hä, was ist hier los? Dann stand ich plötzlich als Operateur dort und das war für mich spannend und aufregend. Ich wurde plötzlich erwachsen in der Herzchirurgie und das war für mich unglaublich toll.

Warum bist du denn in die Zeitarbeit gewechselt?
Dr. Umes: Ich war ja eigentlich ein Kritiker der Zeitarbeitsmodelle, weil ich gesagt habe, das ist nicht gut für unser Sozialsystem. Aber heute muss ich sagen, weil ich das selbst erlebt habe, bin ich dankbar und froh, dass wir das in Deutschland haben, weil wir nämlich in Deutschland keine faire Ausbildungssituation haben für junge Ärzte. Und wir haben auch keine faire Vergabe für Positionen mit Verantwortung. Damit meine ich Oberarzt-Positionen.

Ich war in Hamburg, ich war in Bad Neustadt, ich war in Bremen. Mir wurde ein Oberarztviertel versprochen und ich habe viel investiert und habe überpünktlich angefangen zu arbeiten. Und am Ende habe ich die Position nicht bekommen und ich wollte dies nicht akzeptieren und wollte einfach nur raus aus dem Krankenhaus. Ich bin froh, dass ich jetzt über doctari einen Job gefunden habe, wo ich gutes Geld verdiene, wo ich ein neues Arbeitsfeld kennenlerne. Ich arbeite jetzt auf der Intensivstation in der Herzchirurgie in der Uniklinik Halle.

Wie bist Du denn auf doctari aufmerksam geworden?
Dr. Umes: Ich habe eine Empfehlung bekommen von einem Kollegen und daraufhin habe ich mich beworben. Bei doctari hat für mich persönlich das Konzept sehr gut gepasst. Auch die Zusammenarbeit und dass alles mit einer App läuft. Also ohne so viel Papierkram. Alles läuft elektronisch. Ich kann mit meinem Handy meinen Dienst eintragen. Ich kann im Zug sitzen und kann meinen Urlaubsantrag stellen. So drei, vier Knöpfe drücken und dann ist es erledigt. Und das macht natürlich für mich vieles einfacher.

Warum sollte man Mediziner oder Medizinerin werden?
Dr. Umes: Ich finde diesen Beruf unglaublich toll. Wenn ein Mensch, den du nicht kennst, dem du noch nie im Privatem begegnet bist, dir Vertrauen schenkt, ist das großartig. Das kann man mit keinem Geld der Welt kaufen. Und ich würde immer sagen, jeder junge Mensch, der das Studium fertig hat, sollte eine Fachrichtung aussuchen, wo er im Alter unabhängig sein kann, wo er sich niederlassen kann. Und ich würde einfach von Herzen bitten, dass Menschen, die in unserem Land studieren, dass sie auch, wenn es geht, in unserem Land arbeiten, weil wir Fachkräfte brauchen.

Lieber Dr. Umes, wir danken Dir für das Gespräch.

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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