Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin

Zunehmende Relevanz, gute berufliche Perspektive

Die Weiterbildung Ernährungsmedizin ist relativ neu und bislang gibt es nur wenige MedizinerInnen mit dieser Zusatzbezeichnung. Aufgrund der interdisziplinären Bedeutung des Themengebiets Ernährung und der konstant steigenden Häufigkeit von damit zusammenhängenden Krankheitsbildern könnte sich das in Zukunft ändern. Mehr zur Tätigkeit und zur Weiterbildung ist hier nachzulesen.

Ernährungsmedizin: Was ist das?

Fachärztinnen und -ärzte mit einer ergänzenden Zusatz-Weiterbildung in Ernährungsmedizin befassen sich mit ernährungsbedingten Erkrankungen sowie Krankheiten, die mit angeborenen oder erworbenen Stoffwechselstörungen zusammenhängen. Die Ernährungsmedizin beinhaltet sowohl die Prävention als auch Diagnostik und Therapie. Ein Schwerpunkt der Ernährungsmedizin ist die Diätetik, also die Behandlung ernährungsabhängiger Krankheiten wie beispielsweise Typ-2-Diabetes, Adipositas, Gicht oder Rheuma.

Darüber hinaus ist das Thema Prävention für Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner zunehmend relevant. Der Aspekt Ernährung ist in zahlreichen medizinischen Fachgebieten von Bedeutung. Neben der Allgemeinmedizin gehören insbesondere Beschwerden mit dem Verdauungssystem, Erkrankungen des Nervensystems, der Knochen und Gelenke sowie Nierenerkrankungen zu den Themenbereichen, für die ernährungsmedizinische Fachkenntnisse von Relevanz sind.

Was macht ein Facharzt mit Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin?

Ärztinnen und Ärzte mit einer Weiterbildung in Ernährungsmedizin befassen sich einerseits mit der Versorgung des menschlichen Organismus mit Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Eiweißen, Fetten, Vitaminen und Spurenelementen. Darüber hinaus erfolgt im Rahmen therapeutischer Maßnahmen jedoch auch eine aktive Ernährungsintervention. Diese ist als Klinische Ernährung ausschließlich auf erkrankte Personen ausgerichtet, die auf medizinische oder pflegerische Versorgung und Betreuung angewiesen sind.

Die Klinische Ernährung dient sowohl präventiven als auch therapeutischen Zwecken und soll den Krankheitsverlauf verbessern, die Genesung fördern oder das Leistungsvermögen erhalten bzw. steigern. Enterale und parenterale Ernährungsformen sowie immunmodulierende Diäten sind Beispiele für solche Ernährungsinterventionen.

Zusätzlich gehören die Erforschung von Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln sowie die Ermittlung von Nahrungsunverträglichkeiten zu den Aufgabengebieten von Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmedizinern. Außerdem ist die Ernährungsberatung ein Tätigkeitsgebiet von Fachärztinnen und -ärzten mit Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin. Dazu zählen hauptsächlich die Erfassung und Aufzeichnung der aktuellen Ernährungssituation sowie die darauf aufbauende Planung und Bestimmung eines individuellen Präventiv- bzw. Therapiekonzepts.

Auch im Zuge der wissenschaftlichen Forschung gewinnt das Themenfeld Ernährung zunehmend an Bedeutung. Die Ernährungsforschung ist letztlich auch der Ausgangspunkt für die Definition von ernährungsspezifischen Leitlinien und darauf aufbauenden Empfehlungen.

Wo arbeiten Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner?

Bei der Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin handelt es sich um eine ergänzende Qualifikation zu einer erworbenen Facharztkompetenz. Grundsätzlich kommen somit die gleichen Stellen als Arbeitsplätze infrage wie für den jeweiligen Facharzt. Häufig sind Krankenhäuser und Kliniken die Arbeitgeber von Fachärztinnen und -ärzten, die in der Regel auf den Stationen bzw. in den Abteilungen ihrer jeweiligen Fachrichtung beschäftigt sind.

Die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin kann mitunter auch ein vorteilhafter Faktor bei der Besetzung einer Stelle als Oberarzt sein, erhöht also die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Themas Ernährung finden Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner auch immer häufiger Anstellungen in auf Ernährungsmedizin spezialisierten medizinischen Einrichtungen. Herz- und Diabeteszentren, Kur- und Rehabilitationskliniken sowie Zentren für Sport- und Regenerationsmedizin sind Beispiele potenzielle Arbeitgeber von Ernährungsmedizinern. Fachärzte mit Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin finden auch Arztpraxen mit den genannten Schwerpunkten eine Anstellung.

Mit entsprechender Berufserfahrung und Reputation ist zudem die eigene Praxis mit Schwerpunkt Ernährungsmedizin, Diätetik oder Ernährungsberatung eine berufliche Option. Auch der ambulante Dienst als Hausarzt für Patienten mit Übergewicht und Adipositas kommt für Ernährungsmediziner in Betracht genau wie die freiberufliche Arbeit auf Honorarbasis.

Auf wissenschaftliche Forschungsarbeit ausgerichtete Privatunternehmen und Universitätskliniken stellen mitunter auf das Thema Ernährung spezialisierte FachärztInnen ein. Mit zusätzlichen Weiterqualifikationen ist ein Lehrauftrag, zum Beispiel an einem universitären Lehrstuhl oder einer Lehrklinik für Ernährungsmedizin, eine durchaus realistische berufliche Alternative für eine Ernährungsmedizinerin bzw. einen Ernährungsmediziner.

Weiterbildung Ernährungsmedizin: Ausbildungsinhalte

Gemäß § 11 Musterweiterbildungsordnung (MWBO) der Bundesärztekammer sind für die Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin folgende Mindestanforderungen zu erfüllen:

  • Anerkannte Facharztkompetenz in einem Fachgebiet der unmittelbaren Patientenversorgung
  • Weiterbildungskurse im Umfang von 100 Stunden, die § 4 Abs. (8) der MWBO entsprechen
  • Fallseminare unter Supervision im Umfang von 120 Stunden

Sechs Monate Weiterbildung unter Befugnis an Weiterbildungsstätten können anstatt der Fallseminare geltend gemacht werden und diese ersetzen.

Es ist zu beachten, dass die MWBO der Bundesärztekammer lediglich Leitlinien darstellt. Da landesrechtlich geregelt, fixiert die jeweils zuständige Landesärztekammer die maßgeblichen Anforderungen für das Erlangen der Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin. Inhaltlich befassen sich die angehenden Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner mit den folgenden vier Themenkomplexen:

  1. Grundlagen der Ernährungsmedizin (u. a. wichtige Gesetze und Verordnungen, Basiswissen der Lebensmittelkunde, Verbraucherschutz, Lebensmittelsicherheit)
  2. Diagnostik (z. B. ernährungsmedizinische Erst- und Folgeanamnese, diagnostische Methodik, methodische Durchführungen und Befundinterpretation)
  3. ernährungsmedizinische Prävention (u. a. Planung und Festlegung individualisierter Präventionsprogramme, Ernährung in Risikogruppen, gesundheitspolitische Präventionsmaßnahmen)
  4. ernährungsmedizinische Therapie (u. a. Ernährungsberatung, Diätetik)

Sind alle Mindestanforderungen der zuständigen Landesärztekammer erfüllt, kann die Anmeldung zur Prüfung stattfinden, die in der Regel im Rahmen eines kollegialen Gesprächs erfolgt.

Gehalt: Was verdient man nach der Weiterbildung Ernährungsmedizin?

Die Weiterbildung in Ernährungsmedizin ergänzt eine bereits erfolgte Facharztanerkennung. Entsprechend basiert das Gehalt eines Facharztes mit der Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin maßgeblich auf der Qualifikation als Facharzt. Neben individuellen Fachkompetenzen und Qualifikationen sowie der Berufserfahrung nehmen zahlreiche externe Faktoren Einfluss auf die Gehaltshöhe eines Facharztes. Dazu zählt beispielsweise die Größe des Arbeitgebers und ob dieser gemäß eines Tarifvertrags entlohnt oder tarifungebunden vergütet.

Trägerschaften des öffentlichen Dienstes bieten in der Regel ein tarifvertragliches Entgelt. Laut Tarifvertrag für kommunale Krankenhäuser (TV-Ärzte VKA) sind Fachärzte in die Entgeltgruppe II eingeordnet. Abhängig von der Anzahl der Berufsjahre erhöht sich das monatliche Bruttoentgelt stufenweise mit der folgenden Staffelung (Stand: 01.10.2021):

  • Stufe 1 (1. Jahr als Facharzt): 6.404 Euro
  • Stufe 2 (4. Jahr als Facharzt): 6.941 Euro
  • Stufe 3 (7. Jahr als Facharzt): 7.412 Euro
  • Stufe 4 (9. Jahr als Facharzt): 7.687 Euro
  • Stufe 5 (11. Jahr als Facharzt): 7.956 Euro
  • Stufe 6 (13. Jahr als Facharzt): 8.224 Euro

Auch wenn die Weiterbildung Ernährungsmedizin wohl nur in manchen Fällen direkt mit einer Gehaltserhöhung verbunden ist, erweitert sie zumindest die berufliche Bandbreite eines Facharztes oder einer Fachärztin, was sich letztlich doch beim Verdienst bemerkbar machen kann. Die Verdienstspanne als selbstständige/r ErnährungsmedizinerIn ist sehr weit und daher nur ungenügend in einem Durchschnittswert zusammenzufassen.

Berufliche Perspektiven mit Weiterbildung in Ernährungsmedizin

Die Zusatz-Weiterbildung in Ernährungsmedizin ergänzt eine Facharztqualifikation perspektivisch sinnvoll. Aufgrund des demografischen Wandels der deutschen Gesellschaft und den in der Bevölkerung weit verbreiteten krankheitsfördernden Ernährungsgewohnheiten ist davon auszugehen, dass das Thema Ernährung im medizinischen Kontext in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. Ob Diätetik, Ernährungsberatung oder präventive Ernährungsintervention: Die Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin erweitert in jedem Fall die beruflichen Perspektiven.

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Stand: Dezember 2022