Zusatzbezeichnung Diabetologie: Alle Infos

Fachärztinnen und Fachärzte benötigen für die Behandlung von PatientenInnen mit metabolischen Erkrankungen aus der Gruppe des Diabetes mellitus die Zusatzweiterbildung Diabetologie. Welche Voraussetzungen gelten und was die Fortbildung beinhaltet, klärt der folgende Text.

​​​​​​​Diabetologie: Was ist das?

Diabetes mellitus, allgemein als Zuckerkrankheit bekannt, gilt als Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels eines Menschen. Die Krankheit führt zu erhöhten Blutzuckerwerten, herbeigeführt durch einen Mangel des Hormons Insulin bei Patientinnen und Patienten.

Fachärztinnen und Fachärzte mit Zusatzbezeichnung Diabetologie betreuen und behandeln PatientInnen mit ihren verschiedene Diabetes-Formen. Keine seltene Erkrankung: Laut Bundesgesundheitsministerium leiden in Deutschland rund 7,2 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren unter Diabetes mellitus. Etwa 90 bis 95 Prozent davon fallen in die Kategorie Typ-2-Diabetes. Daneben gibt es noch Typ-1-Diabetes, Typ-3-Diabetes und Typ-4-Diabetes.

Was tun FachärztInnen mit Zusatzbezeichnung Diabetologie?

Diabetes lässt sich nach aktuellem Stand der Wissenschat nicht heilen und verlangt daher eine begleitende lebenslange Therapie durch eine Diabetologin oder einen Diabetologen, damit schwerwiegende Folgeschäden oder weitere Erkrankungen vermieden werden. Der Fachbereich Diabetologie berührt andere medizinische Fachrichtungen wie Kardiologie, Neurologie, Nephrologie, Gefäßchirurgie, Gynäkologie oder Augenheilkunde.

ÄrztInnen mit der Zusatzbezeichnung Diabetologie können als niedergelassene ÄrztInnen in (Fach-)Praxen sowie in Krankenhäusern arbeiten. Die meisten DiabetogenInnen arbeiten im hausärztlichen Bereich.

Weiterbildung Diabetologie: Voraussetzungen

Um die Zusatzweiterbildung Diabetologie beginnen zu können, ist ein Facharzttitel der Inneren Medizin, der Allgemeinmedizin oder der Kinder- und Jugendheilkunde verpflichtend vorgeschrieben. FachärztInnen dieser Fachrichtungen können im Rahmen einer zwölfmonatigen Fortbildung bei einem Weiterbildungsbefugten der Diabetologie ihre Weiterbildung absolvieren.

Achtung: Neben der klassischen Zusatzweiterbildung gibt es noch den Facharzttitel Innere Medizin Endokrinologie und Diabetolgie, der im Rahmen einer sechsjährigen Weiterbildung erlangt werden kann.

Inhalte der Zusatzweiterbildung Diabetologie

Zum Inhalt der Weiterbildung Diabetologie zählt unter anderem die Erkennung, Behandlung, Rehabilitation aller Formen der diabetischen Stoffwechselstörung sowie eventuell auftretender Komplikationen. Die Zusatzbezeichnung Diabetologie und der Erlangung wird in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer sieht folgendes Prozedere für die Zusatzweiterbildung Diabetologie vor:

Zur Diabetologie-Fortbildung zählen übergreifende und spezifische Inhalte für Allgemeinmediziner und Fachärzte für Innere Medizin und für Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin.

In der einjährigen Zusatzweiterbildung Diabetologie werden unter anderem folgende Themen intensiv behandelt.

  • Differenzialdiagnose des Diabetes mellitus
  • Begleit- und Folgeerkrankungen
  • Labor-Diagnostik und Durchführung des oralen Glukose-Toleranztests
  • medikamentöse Therapie und Nebenwirkungen
  • Vorbereitung und Nachsorge bei Transplantationen, hauptsächlich Niere und Pankreas
  • Behandlung diabetologischer Notfälle
  • Psychodiabetologie und sozialmedizinische Aspekte

Ausgebildete FachärztInnen der Inneren Medizin oder Allgemeinmedizin erhalten bei der Diabetologie-Fortbildung unter anderem folgende Lehr-Schwerpunkte:

  • mindestens 10 Therapieeinstellungen und -anpassungen inklusive kontinuierlicher Blutzuckermessung (CGM) und Pumpen bei Typ-1-Diabetes
  • mindestens 50 Ersteinstellungen, Therapiefortführungen und -anpassungen durch Insulintherapie bei Typ-1-Diabetes
  • Differentialdiagnostik und Therapie von Begleit- und Folgeerkrankungen wie:
    • Dermopathie
    • Fettleber, nicht-alkoholische und alkoholische
    • Hyperlipoproteinämie
    • Hypertonie und Gefäßkrankheiten
    • Gicht und Hyperurikämie
    • koronare Herzkrankheit und periphere arterielle Verschlusskrankheit
    • metabolisches Syndrom
    • Nephropatie
    • Neuropathie, periphere und autonome
    • Pankreatitis
    • Retionpathie
    • urologische und gynäkologische Erkrankungen
  • gesonderte Anforderungen bei Schwangerschaften und Typ-1 oder Typ-2-Diabetes

ÄrztInnen mit der Facharztweiterbildung in Kinder- und Jugendmedizin lernen in der Zusatzweiterbildung Diabetologie folgende Schwerpunkte:

  • mindestens 25 Ersteinstellungen, Therapiefortführungen und -anpassungen von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ-1
  • mindestens 25 Ersteinstellungen von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ-1 mittels Insulinpumpentherapie
  • mindestens 50 Langzeitversorgungen mit medikamentöser Therapie, Sport- und Ernährungsberatung
  • mindestens 10 Therapieeinstellungen und -anpassungen mit kontinuierlicher Blutzuckermessung
  • mindestes 10 Fälle mit Diagnostik und Therapieanpassung bei Komplikationen und Notfällen
  • mindestens 5 Fälle eines prä-, peri- und postoperativen Diabetesmanagements
  • mindestens 5 Fälle mit Einsatz von spezieller Diabetestechnologie
  • besondere Kenntnisse bei molekulargenetischen und immunologischen Hintergründen von diabetologischen Erkrankungen

Gehalt: Was verdient ein Arzt mit Zusatzbezeichnung Diabetologie?

Eine Weiterbildung für den Erhalt der Zusatzbezeichnung Diabetologie hat mehrere Vorteile. Neben der besseren PatientInnen-Betreuung zählt dazu auch eine engere und womöglich langjährige Verbindung zu den PatientInnen. Einen unmittelbaren Einfluss auf Gehalt und Einkommen von angestellten Fachärztinnen besitzt die Zusatzbezeichnung Diabetologie in der Regel nicht. Denn das Gehalt von angestellten ÄrztInnen unterliegt fast immer einem Tarifvertrag und richtet sich somit nach Titel und der Berufserfahrung.

Ein Beispiel: Angestellte FachärztInnen verdienen laut Tarifvertrag in Universitätskliniken zunächst 6.518 Euro brutto pro Monat. Je nach Berufserfahrung und Dauer der Anstellung steigert sich das Gehalt auf 8.000 Euro pro Monat und mehr.

Tarifvertrag TV-Ärzte TdL 2022 für Ärzte an Universitätskliniken

  • Assistenzarzt: 4.939 bis 6.340 Euro
  • Facharzt: 6.518 bis 8.165 Euro
  • Oberarzt: 8.165 bis 9.331 Euro
  • Leitender Oberarzt: 9.604 bis 10.837 Euro

Tarifvertrag TV-Ärzte VKA 2021 für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern

  • Assistenzarzt: 4.852 bis 6.237 Euro
  • Facharzt: 6.404 bis 8.224 Euro
  • Oberarzt: 8.021 bis 9.167 Euro
  • Leitender Oberarzt: 9.436 bis 10.110 Euro

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Stand: Dezember 2022