Facharzt für Neurologie

Spezialisierter Helfer bei Nervenleiden

Gehirn, Rückenmark und peripheres Nervensystem: Funkt hier etwas außer der Reihe, wendet man sich an einen Facharzt für Neurologie. Er ist der Ansprechpartner für alle Patienten mit Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen. Dabei arbeitet der Neurologie oft interdisziplinär mit Kollegen anderer Fachrichtungen zusammen. Womit sich ein Facharzt für Neurologie genau beschäftigt, was ihn von anderen Fachärzten unterscheidet und wo er arbeitet, wird nachfolgend erläutert.

Facharzt Neurologie: Aufgaben und Arbeitsgebiete

Die Fachärztin oder der Facharzt für Neurologie wird auch als Neurologin bzw. Neurologe bezeichnet. Der Fokus der MedizinerInnen ist das Erkennen und Behandeln von Erkrankungen des Nervensystems. Sie kennen sich also insbesondere mit Krankheitsbildern des Gehirns, des Rückenmarks, der Nerven und der betroffenen Muskulatur aus.

Außerdem helfen sie bei der Vorsorge und der Wiederherstellung (Rehabilitation) nach Erkrankungen, die Nerven und Neuronen betreffen. Das sind zum Beispiel Migräne und Schlafstörungen oder Erkrankungen wie Alzheimer, Epilepsie oder Multiple Sklerose. Aber auch bei Hirnblutungen, Schlaganfällen, Hirntumoren oder Schädel-Hirn-Traumata werden Neurologen hinzugezogen.

Die Neurologie ist ein sehr komplexes Spezialgebiet. Das Nervensystem besteht aus dem zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) sowie dem peripheren Nervensystem (Nervenwurzeln und Nervengeflechte). Viele Milliarden Nervenzellen steuern den gesamten Organismus und alle lebenswichtigen Vorgänge im Körper, unsere Sprache unser Denken und Fühlen. Sie stimmen Bewegungen und Abläufe aufeinander ab, nehmen Reize aus der Umwelt wahr, verarbeiten die Informationen und koppeln sie an eine bestimmte Reaktion. Dazu bilden Nerven und Muskeln eine untrennbare Einheit.

Zusätzlich muss sich ein Neurologe auch mit blutversorgenden Gefäßen sowie dem Immun- und Hormonsystem, die das Nervensystem betreffen, auskennen. Weil das Gebiet der Neurologie so umfassend ist, muss ein Arzt speziell zum Facharzt für Neurologie ausgebildet werden.

Die Fachärzte für Neurologie arbeiten eng mit Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie zusammen, denn Nervenleiden und psychische Erkrankungen hängen oft zusammen. Bis 1994 gab es deswegen noch eine kombinierte Ausbildung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Aus dieser Zeit stammt der Begriff Nervenarzt. Heute sind diese beiden Fachgebiete weitestgehend getrennt. Der Facharzt für Psychiatrie beschäftigt sich überwiegend mit psychischen Prozessen, der Facharzt für Neurologie dagegen mehr mit körperlichen Zusammenhängen.

Alle Infos zum Berufsbild gibt es hier. 

Wo arbeiten Fachärzte für Neurologie?

Fachärztinnen und Fachärzte für Neurologie werden typischerweise in Facharztpraxen oder in Kliniken beschäftigt. Außerdem arbeiten sie in der medizinischen Forschung und Lehre an Universitäten oder privaten Einrichtungen.

In Deutschland sind mehr als 7.500 Ärzte in der Neurologie tätig, davon sind etwa 3.500 weiblich. Insgesamt arbeiten laut Bundesärztekammer über 66 Prozent der Neurologen im stationären Bereich, das heißt im Krankenhaus . Mehr als 19 Prozent haben sich mit einer eigenen Praxis niedergelassen und sind somit in Facharztpraxen selbstständig. Weitere Informationen in der Ärztestatisik 2018 der Bundesärztekammer.

Auch die Pharmaindustrie kann für Neurologen eine attraktive Karriere-Option darstellen, denn sie bietet verschiedene Möglichkeiten zur Forschung außerhalb von Untersuchungszimmer und Operationssaal. Zwar fehlt dann der Patientenkontakt, dafür entfällt der Schichtdienst im Krankenhaus. Gehalt und Arbeitszeiten sind im privaten Bereich entweder Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Arzt oder werden durch entsprechende Tarifverträge geregelt.

Der Facharzt für Neurologie darf sich über beste Berufsaussichten freuen, denn der Bedarf ist groß. Schon jetzt herrscht in diesem Bereich ein Fachkräftemangel, der sich zukünftig noch dadurch verschärfen wird, dass die Bevölkerung immer älter wird und die Anzahl an altersbedingten, neurologischen Erkrankungen wie Demenz entsprechend zunimmt. Hier werden insbesondere frühere Diagnostik und die Entwicklung weiterer Behandlungsmethoden für Erkrankungen im Anfangsstadium wesentliche Arbeitsbereiche sein.

Facharzt Neurologie: Ausbildung, Verdienst, Spezialisierung

Wie jeder ärztliche Karriereweg beginnt die Ausbildung des Facharztes für Neurologie mit einem Medizin-Studium, das 12 Semester umfasst. Nach erfolgreicher Approbationsprüfung schließt sich die Facharztausbildung an. In Vollzeit dauert sie fünf Jahre (60 Monate) und ist in drei Abschnitte gegliedert. In Facharztkatalogen ist die Weiterbildung je nach Bundesland geregelt und in den Ordnungen der Landesärztekammern festgelegt. In der Regel wird die Weiterbildung als Assistenzarzt in einer Klinik begonnen. Üblich ist ein Rotationsprogramm, das Einblick in verschiedene Bereiche ermöglicht.

Die Neurologie ist seit Jahren in Deutschland das medizinische Fachgebiet, das am stärksten wächst. Aufgrund des ebenso hohen Bedarfs an Neurologen wird es derzeit besonders gefördert. Auch wenn sie später nicht zu den Psychiatern und Psychologen zählen, ist die Neurologie untrennbar mit Psychiatrie und Psychotherapie verknüpft. Angehenden Fachärzten für Neurologie werden natur- und sozialwissenschaftliche Kenntnisse in den Bereichen Gesundheit und Krankheit, Diagnostik, Therapie sowie im Bereich Prävention und Rehabilitation vermittelt. Zudem sollten sie im Patientenkontakt über gute soziale und kommunikative Fähigkeiten verfügen, um einfühlsam mit ihnen umgehen zu können.

Alle Infos zur Aus- und Weiterbildung eines Neurologen stehen hier.

Was verdienen Fachärzte für Neurologie?

Das Gehalt eines Facharztes für Neurologie ist davon abhängig, ob er in einer Klinik arbeitet oder selbstständig ist. In den Tarifverträgen der Kliniken sind die Gehälter festgelegt. Deren Höhe richtet sich nach der Dauer der Berufsausübung und der Position. Neurologen können in öffentlichen Kliniken in etwa mit folgenden Jahresgehältern rechnen (brutto):

  • Assistenzarzt: 54.000-71.000 Euro
  • Facharzt: 70.000-92.000 Euro
  • Oberarzt: 88.000-106.000 Euro
  • Leitender Oberarzt / stell. Chefarzt: 102.000-122.00 Euro

In privaten Einrichtungen oder selbstständig in der eigenen Praxis können die Erträge wesentlich höher liegen. Trotz des steigenden Bedarfs an Fachärzten für Neurologie besetzen sie in der Liste der Gesamthonorare nach  Kassenärztliche Bundesvereinigung lediglich Platz elf. In höheren Positionen sind außertarifliche Verträge üblich, somit kann der Verdienst höher ausfallen. Mehr dazu im Tarifvertrag für Ärzte (TV-Ärzte).

 

Spezialisierungen und Fortbildungen für Fachärzte der Neurologie

Wie bereits ausgeführt, ist der Facharzt für Neurologie auf Krankheiten spezialisiert, die mit den Nerven zusammenhängen. Sie verfügen über ein umfangreiches Wissen zu Nervensystem, Hormonen, Immunsystem und Muskeln.

Dennoch müssen sie auch über psychiatrische Kenntnisse verfügen und Patienten im Bedarfsfall zu passenden Kollegen vermitteln. Dafür ist es wichtig, dass sie nicht nur körperliche Auswirkungen betrachten. Sie müssen ihren Patienten auch zuhören können, um ihre psychische und psychosoziale Situation richtig einzuschätzen. Somit liegt der Erwerb einer Zusatzbezeichnung wie Psychotherapie oder der Erwerb eines weiteren Facharzttitels nahe. In Frage kommen da unter anderem der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Aber auch andere Zusatzqualifikationen können das Leistungsspektrum von erweitern. Weil Neurologen auch viel mit dem Bewegungsapparat zu tun haben, können sie zum Beispiel eine zusätzliche Zertifikatsausbildung in Bobath-Therapie absolvieren. Hierbei kann der Neurologe auch in einem Bereich praktizieren, der sonst von Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten abgedeckt wird. Hierfür ist eine Anerkennung durch die Krankenkassen erforderlich.

Auch die Neurologen sind wie alle Ärzte und Therapeuten verpflichtet, den regelmäßigen Besuch von Fortbildungsveranstaltungen nachzuweisen. Für Ärzte gilt, dass sie innerhalb von fünf Jahren 250 CME-Punkte (Continuing Medical Education = zertifizierte Fortbildung für Ärzte) erwerben müssen. Die Veranstaltungen werden von den Fortbildungsakademien der Fachverbände, Ärztekammern, Bildungsinstituten und medizinischen Fachverlagen angeboten.

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