Facharzt für Kinderchirurgie

Alltagshelden im Operationssaal

Wenn die Kleinsten eine ernste Verletzung haben, dann muss es manchmal sehr schnell gehen. Kinderchirurgen kämpfen täglich für das Leben und die Gesundheit von Kindern. Dafür verfügen sie über umfangreiches Wissen über den noch wachsenden Körper und müssen routiniert im Umgang mit dem Skalpell sein. Was ein Facharzt für Kinderchirurgie genau macht, wie er seinen Berufsalltag verbringt und wie viel er für seinen verantwortungsvollen Job bekommt, kann im Folgenden nachgelesen werden.

Facharzt Kinderchirurgie: Aufgaben und Arbeitsgebiete

Ein Facharzt für Kinderchirurgie wird oft abgekürzt als Kinderchirurg bezeichnet. Es handelt sich um einen Arzt, der auf die operative Behandlung bei Kindern spezialisiert ist. Daher darf er nicht mit dem Kinderarzt verwechselt werden. Dieser Begriff wird in der Regel für Ärzte verwendet, die einen Facharzt-Titel in Kinder- und Jugendmedizin besitzen.

Dann behandeln die Ärzte ihr kleinen PatientInnen eher mit konservativen Methoden ohne chirurgische Eingriffe. Außerdem liegt ihr Fokus wesentlich stärker in der Vorsorge. Jedoch sind diese Felder eng miteinander verwoben, denn sie arbeiten beide im Bereich der Pädiatrie (Kinderheilkunde).

Die Kinderchirurgie bildet ein eigenes Fach in der Chirurgie. Sie unterscheidet sich stark von anderen Teilgebieten der Erwachsenenchirurgie. Hier ist es üblich, dass sich der Chirurg bzw. die Chirurgin auf ein bestimmtes Organ (z. B. Thorax) konzentriert. Der Kinderchirurg bzw. die Kinderchirurgin muss sich mit dem kindlichen Körper als Ganzes auskennen. Das macht das Arbeitsfeld besonders umfangreich. Der Facharzt für Kinderchirurgie hilft zum Beispiel bei Gehirnerschütterungen, entzündeten Blinddärmen oder Knochenbrüchen.

Es braucht eigenständige Ärzte für Kinder, weil der noch junge Körper ständig wächst. Einerseits ist es wichtig, dass der behandelnde Chirurg diese Veränderungen kennt und in seiner Behandlung berücksichtigen kann. Andererseits haben die kleinen PatientInnen andere Bedürfnisse, wenn es um den Umgang mit ihnen geht. Ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ist hier eine besonders wichtige Eigenschaft.

Wo arbeiten Fachärzte für Kinderchirurgie?

Die Fachärztin bzw. der Facharzt für Kinderchirurgie arbeitet in erster Linie in Krankenhäusern und Hochschulkliniken, ebenso gibt es sie in eigenständigen Facharztpraxen. Darüber hinaus finden sie Beschäftigung in der medizinischen Forschung und Lehre. In Deutschland sind laut Bundesärztekammer 2018 etwa 640 Kinderchirurgen im medizinischen Bereich berufstätig. Sie arbeiten deutschlandweit in mehr als 230 Kliniken, Medizinischen Versorgungszentren und Praxen. Dabei sind sie mit etwa 75 Prozent am häufigsten im stationären Bereich vorzufinden, das heißt sie arbeiten beispielsweise in einem Krankenhaus. 20 Prozent der Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen praktizieren im ambulanten Bereich (als niedergelassener oder angestellter Facharzt). Aber wie jeder Mediziner müssen auch Fachärzte für Kinderchirurgie nicht unbedingt nur am Krankenbett arbeiten.

Neben vereinzelten Möglichkeiten, in der Pharmabranche unterzukommen, existieren noch weitere Alternativen. Perspektiven liegen zum Beispiel in der Arbeit für internationale Organisationen (z. B. Weltgesundheitsorganisation), in der ärztlichen Selbstverwaltung (z. B. Bundesärztekammer), bei Fachverlagen und zunehmend auch im Bereich eHealth (Gesundheitstelematik).

Anders als in anderen medizinischen Disziplinen gibt es in der Kinderchirurgie weniger „Nachwuchsprobleme“. Das heißt, dass die Kliniken aus einer verhältnismäßig großen Zahl an Bewerbern wählen können. In den vergangenen Jahren gibt es aber immer mehr kinderchirurgische Einrichtungen und viele Kliniken sind dazu verpflichtet, einen Kinderchirurgen vor Ort zu haben. Damit handelt es sich um einen wachsenden Fachbereich. Außerdem sollte eine Tätigkeit im Ausland in Betracht gezogen werden. Gerade in Entwicklungsländern ist die Versorgung extrem schlecht, weshalb dort hauptsächlich Erwachsenenchirurgen die Kleinen versorgen. Entsprechend groß ist in diesen Ländern die Nachfrage nach Fachärzten für Kinderchirurgie

Facharzt Kinderchirurgie: Ausbildung

Ein Facharzt in der Kinderchirurgie beginnt seine Fachausbildung nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium der Medizin. Nach erfolgter Approbation, das heißt mit der staatlichen Zulassung als Arzt, kann er eine Weiterbildung zum Kinderchirurgen anschließen. Gemäß der geltenden Weiterbildungsordnung umfasst die Ausbildung insgesamt sechs Jahre.

Zu Beginn der Ausbildung erfolgt zunächst eine zweijährige Basisweiterbildung in der Chirurgie, die innerhalb eines beliebigen Fachs des chirurgischen Gebiets absolviert werden kann. Daran schließt sich eine vierjährige kinderchirurgische Weiterbildung an, wovon ein Jahr in der Pädiatrie abgeleistet werden muss. Hiervon können sechs Monate in der Intensivmedizin angerechnet werden. Außerdem sind bis zu sechs Monate in einem anderen Fachgebiet (z. B. anderes chirurgisches Fach, Urologie usw.) anrechenbar. Bis zu ein Jahr der Ausbildung darf auch im ambulanten Bereich, das heißt außerhalb einer Klinik, abgeleistet werden.

Es ist anzumerken, dass es sich bei den Ausführungen um eine alte, aber noch aktuelle Weiterbildungsordnung handelt. 2018 wurde eine Änderung auf dem Deutschen Ärztetag beschlossen, diese wurde allerdings in den Landesärztekammern noch nicht umgesetzt (Stand: 2020). Dabei ist vorgesehen, dass der sogenannte Common Trunk (allgemeine chirurgische Grundlagenausbildung) zukünftig entfällt, statt einem Jahr Pädiatrie ist nur noch 6 Monate pädiatrische Intensivmedizin vorgeschrieben.

Was verdienen Fachärzte für Kinderchirurgie?

Was ein Facharzt für Kinderchirurgie verdient hängt von seiner Beschäftigungsform ab. So werden zum Beispiel Fachärzte, die in einem Krankenhaus tätig sind, anders vergütet als ein Kinderchirurg, der sich als niedergelassener Arzt selbstständig gemacht hat. In öffentlichen Kliniken ist der Verdienst durch Tarifverträge geregelt, wobei mit folgenden Gehältern gerechnet werden kann (brutto):

  • Assistenzarzt: 61.000 - 78.000 Euro
  • Facharzt: 80.000 - 103.000 Euro
  • Oberarzt: 100.000 - 115.000 Euro
  • Leitender Oberarzt / stell. Chefarzt: 118.000 - 127.00 Euro

Da in höheren Positionen oft außertarifliche Verträge üblich sind, kann der Verdienst dort höher ausfallen (Quelle: Tarifvertrag für Ärzte).

Weil die Kinderchirurgie ein verhältnismäßig kleines Fachgebiet in Deutschland darstellt, gibt es kaum belastbare Daten zum Einkommen von Ärzten, die außerhalb einer Klinik arbeiten. Grundsätzlich sind Erträge aus selbstständiger Tätigkeit vom Umfang und der Kostenstruktur abhängig, weshalb diese nach oben und nach unten vom Gehalt als angestellter Facharzt Kinderchirurgie im öffentlichen Dienst abweichen können.

Spezialisierungen und Fortbildungen für Fachärzte Kinderchirurgie

Jährlich erlangen etwa 35 Ärztinnen und Ärzte die Bezeichnung als Facharzt für Kinderchirurgie in Deutschland. Weil Kinder eine besondere chirurgische Versorgung benötigen, ist die Palette an möglichen Operationen besonders anspruchsvoll. Denn Kinderchirurgen behandeln eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder. Ihr Fach umfasst zum Beispiel die Neugeborenenchirurgie, allgemeine Kinderchirurgie, Kinderurologie und Kindertraumatologie.

Aktuelle Entwicklungen führen dazu, dass es immer mehr Vielfalt im Versorgungsspektrum der Kinderchirurgie gibt. Die Qualifizierung der Ärztinnen und Ärzte soll in Zukunft weiter ausgebaut werden, zum Beispiel im Bereich der Neurochirurgie (Operationen am Hirn und Nervensystem) oder die Behandlung von Verletzungen durch Verbrennungen. Kinderchirurgen spezialisieren sich oftmals auf seltene Erkrankungen und komplexe Fehlbildungen. Im Allgemeinen sind zusätzliche Weiterbildungen zur Anwendung sonografischer Untersuchungen (Ultraschall) oder der Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparates bei den Kinderchirurgen üblich.

Um dauerhaft als Arzt praktizieren zu dürfen, müssen Kinderchirurgen wie alle Ärzte regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen besuchen. Sie müssen innerhalb von fünf Jahren 250 CME-Punkte (Continuing Medical Education = zertifizierte Fortbildung für Ärzte) sammeln. Diese können bei den zuständigen Fachverbänden, den Ärztekammern, Bildungsinstituten und medizinischen Fachverlagen absolviert werden.

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