Der Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin

Ganzheitlicher Ansatz für individuelle Lösungen

Fachärztinnen und Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM) unterstützen bei der nachhaltigen Genesung, Vermeidung oder Verminderung von Krankheits- und Unfallfolgen und anderen körperlichen Beschwerden. Wie die Fachärzte arbeiten, wie sie sich spezialisieren und wie hoch der Verdienst ausfällt, klärt der folgende Artikel.

Was macht ein Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin?

Die Physikalische und Rehabilitative Medizin ist ein sehr umfangreicher und diversifizierter Fachbereich und Bestandteil des Versorgungssystems für kranke und behinderte Menschen. Die Europäische Union der Fachärzte (Union Européenne des Médecins Spécialistes, UEMS) definiert die Physikalische und Rehabilitative Medizin als „ein unabhängiges Medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Förderung der körperlichen und kognitiven Funktionsfähigkeit, Aktivitäten (einschließlich Verhalten) und Teilhabe (einschließlich Lebensqualität) sowie der Modifizierung von persönlichen und Umweltfaktoren befasst“.

Fachärztinnen und Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin befassen sich sowohl mit der Prävention und Diagnostik krankheitsbedingter Funktionseinschränkungen als auch mit deren Behandlung und dem individuellen Rehabilitationsmanagement. Die PRM bietet somit ein breites Aufgabenspektrum und stellt zunehmend die Fortsetzung der Arbeit in einer Akutklinik dar. Da die Physikalische und Rehabilitative Medizin den Fachärztinnen und Fachärzten die Möglichkeit bietet, einen Patienten über einen längeren Zeitraum zu begleiten, können in diesem Fachgebiet Heilungsprozess und Therapieerfolg sehr gut analysiert und erforscht werden.

Neben einer fachlich anspruchsvollen Ausbildung im medizinisch-technischen Bereich sollte eine Fachärztin bzw. ein Facharzt Physikalische und Rehabilitative Medizin auch eine gehörige Portion Empathie und Einfühlungsvermögen mitbringen. Die kontinuierliche Arbeit an und mit den PatientInnen macht die zwischenmenschliche Komponente zu einem wichtigen Faktor für den Rehabilitations- und Therapieerfolg der PRM. Besonders für Berufseinsteiger und junge ÄrztInnen bietet der Fachbereich Physikalische und Rehabilitative Medizin die Möglichkeit, Kenntnisse und Erfahrungen interdisziplinär zu erweitern. PRM-FachärztInnen arbeiten oft eng mit Hausärzten, anderen Fachärzten und Psychotherapeuten zusammen.

Wo arbeiten Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin?

Fachärztinnen und Fachärzten für Physikalische und Rehabilitative Medizin bietet sich eine Vielzahl an Berufsfeldern und Einsatzorten für ihre Tätigkeit. Im Bereich der Früh-Rehabilitation arbeiten Fachärzte für PRM in Krankenhäusern und unterstützen dort die rehabilitative Strategie als Teil der Akut-Medizin.

In Rehabilitationskliniken und Fachkliniken beinhaltet der Aufgabenbereich einer Fachärztin bzw. eines Facharztes für Physikalische und Rehabilitative Medizin die post-akute Rehabilitation. Die Langzeit-Rehabilitation findet hingegen überwiegend ambulant in Facharztpraxen oder bei den Patientinnen und Patienten zuhause statt.

PRM-Fachärzte finden aber auch Arbeitsplätze bei Institutionen im Sektor Wissenschaft und Forschung. Eine Anstellung als Dozent an einer Hochschule oder als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter in einer Forschungseinrichtung ist keine Seltenheit. Zudem steht der Fachärztin bzw. dem Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin auch der Weg in die Selbstständigkeit und die Eröffnung einer eigenen Praxis offen. Im Bereich Entwicklungshilfe finden sich ebenfalls kontinuierlich Projekte und Programme, die Expertise in der PRM benötigen.

Wie wird man Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin?

Grundvoraussetzung für die Ausbildung zur Fachärztin bzw. zum Facharzt Physikalische und Rehabilitative Medizin ist der erfolgreiche Abschluss eines Medizinstudiums, was gewöhnlich 12 Semester in Anspruch nimmt. Mit dem Erhalt der Approbation darf sich der Absolvent oder die Absolventin nun Arzt  oder Ärztin nennen. Für den Titel Dr. med. ist zusätzlich eine Promotion inklusive Doktorarbeit in einem medizinischen Fachgebiet erforderlich.

Nach dem Medizinstudium folgt in der Regel eine Anstellung als Assistenzarzt in einem Krankenhaus, einer Klinik oder einer Facharztpraxis, wo man dann die mehrjährige Weiterbildung zum Facharzt absolviert. Die Dauer der Weiterbildung zum Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin beträgt fünf Jahre.

Von den insgesamt 60 Monaten müssen:

  • 12 Monate in der stationären Akutversorgung im Gebiet Chirurgie und/oder in der Neurochirurgie und
  • 12 Monate in der stationären Akutversorgung im Gebiet Innere Medizin und/oder in der Neurologie abgeleistet werden.

Die jeweilig zuständigen Landesärztekammern regulieren die Facharztweiterbildung auf Grundlage der Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer. Laut Bundesärztekammer gab es 2021 insgesamt 2.752 Fachärztinnen und Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin in Deutschland.

Perspektiven für Fachärzte Physikalische und Rehabilitative Medizin

Aufgrund des sehr breit aufgestellten Berufsbildes sind die Stellenangebote für Rehabilitationsmediziner vielfältig. Der Bedarf an Fachkräften im Bereich PRM steigt stetig. Aufgrund des medizinischen Fortschritts verzeichnet die Akutmedizin erhöhte Überlebenschancen nach schweren Unfällen oder Erkrankungen. Die Rehabilitative Medizin gewinnt daher stetig an Bedeutung in der Zeit nach dem Unfall bzw. der Erkrankung. Und auch die Physikalische Medizin wie beispielsweise Massagen, Hydro-, Thermo- oder Elektrotherapie bietet eine Vielfalt an beruflicher Chancen für Fachärztinnen und Fachärzte.

Gehalt: Facharzt Physikalische und Rehabilitative Medizin

Was verdienen Physikalische und Rehabilitative Medizinerinnen und Mediziner? Das Gehalt für dieses Berufsfeld hängt von mehreren Faktoren ab. Ob eine Anstellung an einer Uniklinik, in einem privaten oder kommunalen Krankenhaus oder niedergelassener Arzt mit eigener Praxis: Wo und wie eine PRM-Fachärztin bzw. ein PRM-Facharzt praktiziert, ist entscheidend für die Höhe des Einkommens. Die meisten Krankenhaus- und Klinik-Ärzte werden nach Tarif bezahlt. In der Regel gibt es bei angestellten Fachärzten vier Entgeltgruppen:

  • Ä1: Assistenzärztin/Assistenzarzt (Ärztin/Arzt in Weiterbildung)
  • Ä2: Fachärztin/Facharzt
  • Ä3: Oberärztin/Oberarzt
  • Ä4: Leitende/r Oberärztin/-arzt oder stellvertretende/r Chefärztin/Chefarzt

Jede Entgeltgruppe ist wiederum in bis zu sechs Gehaltsstufen unterteilt. Die Einteilung in Stufen ist abhängig von Beschäftigungsdauer sowie Berufserfahrung und fachlicher Qualifikation. An einer Uniklinik beträgt das Einstiegsgehalt eines Assistenzarztes oder einer Assistenzärztin 4.938,79 Euro monatlich in der Entgeltgruppe Ä1, Stufe 1 (Stand: 2022).

Neben dem tatsächlich gezahlten Gehalt sollten auch nicht-monetäre Faktoren bei der Stellenwahl berücksichtigt werden. Bietet der Arbeitgeber zusätzliche Sozialleistungen, beispielsweise in Form von Zahlungen in eine Zusatzversorgungskasse? Auch wichtig abzuklären: Übernimmt der Arbeitgeber die Kosten der regelmäßig obligatorischen Fort- und Weiterbildungen und wird die Teilnahme an solchen Veranstaltungen als Arbeitszeit anerkannt?

Weiterbildung für Fachärzte Physikalische und Rehabilitative Medizin

Auch nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung zur Fachärztin bzw. zum Facharzt Physikalische und Rehabilitative Medizin ist ein kontinuierlicher Ausbau fachlicher Fähigkeiten möglich. Viele Mediziner und Medizinerinnen entscheiden sich zudem für eine konkretere Spezialisierung. Mit zusätzlichen Weiterbildungen kann der Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin weitere spezielle ärztliche Qualifikationen erlangen, die jedoch nicht zu einem weiteren Facharzttitel, sondern zu einer Zusatzbezeichnung führen.

Zusatzqualifikationen in den Bereichen Akupunktur, Intensiv- oder Notfallmedizin sind entsprechende Beispiele. Auch Fortbildungszertifizierungen in den Bereichen osteopathische, chirotherapeutische, apparative und naturheilkundliche Behandlungen bieten die Möglichkeit, sich als Fachärztin bzw. Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin noch weiter zu spezialisieren.

Bildquelle (von oben nach unten): iStock.com/wavebreakmedia, iStock.com/peakSTOCK, iStock.com/Ridofranz, iStock.com/macniak