Pflegefachfrau und Pflegefachmann

Mit Generalisten gegen Pflegenotstand und Fachkräftemangel

Eine Pflegefachfrau bzw. ein Pflegefachmann versorgt Menschen, die die Aufgaben des täglichen Lebens nicht mehr eigenständig bewältigen können. Pflegefachleute sind Generalisten, die man in der Kinderkrankenpflege und Krankenpflege sowie der Altenpflege antreffen kann. Weitere Informationen zur Tätigkeit, zur Ausbildung und zum Gehalt sind hier zusammengestellt.

Pflege im Wandel gesellschaftlicher Anforderungen

Die Pflege blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bei der überwiegend privaten Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen und Verwandten ihren Anfang nahm. Über die Wohlfahrtspflege, die aus Nächstenliebe erbracht wurde und sich daher sehr häufig in kirchlicher Trägerschaft befand, und zunehmend spezialisierten Assistenzen professionalisierte sich die Pflege im 19. Jahrhundert. Schließlich wurde daraus ein geschütztes Berufsbild mit entsprechenden Anforderungen in der Ausbildung.

Mit der aktuellen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe wurde der Weg für eine gemeinsame Ausbildung in der Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege geebnet. Die Neustrukturierung der Ausbildung findet gleichermaßen Anhänger wie Kritiker, denn die genannten Bereiche waren zuvor eigenständige Ausbildungsberufe. Der neue Abschluss soll die Ausbildung im Pflegesektor attraktiver machen, indem flexiblere berufliche Möglichkeiten durch die übergreifende Anerkennung eröffnet werden.

Von 13.000 Stellen des Sofortprogramms Pflege des Bundesministeriums für Gesundheit konnte nach einer Laufzeit von anderthalb Jahren lediglich jeder fünfte Arbeitsplatz besetzt werden. Zwar ist der Mangel in der Altenpflege besonders gravierend, jedoch leidet der gesamte Pflegesektor unter dem Fachkräftemangel. Pflegefachleute sollen zukünftig die spezialisierten Ausbildungen in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege ersetzen. Ein erleichterter Personalfluss und ein besserer fachlicher Austausch zwischen den Bereichen soll die Attraktivität der Pflegeausbildung im Allgemeinen erhöhen, da sich die angehenden Fachkräfte erst im Verlauf ihrer Lehre auf einen Bereich festlegen müssen. Noch ist unklar, wie sich das in der Realität auswirken wird.

Auch die Ärzteschaft leidet unter Personalmangel. Durch die generalisierte Pflegeausbildung und die enge Zusammenarbeit mit Medizinern sollen Pflegefachkräfte zukünftig einfacher in allen Pflegebereichen eingesetzt werden können – und sogar möglichst einen Teil der typischen ärztlichen Aufgaben übernehmen können. Zwar gelten die Arbeitsbedingungen nach wie vor als extrem fordernd, doch zeichnet sich zunehmend eine wachsende Wertschätzung durch steigende Löhne ab. Außerdem stehen einer gelernten Pflegefachfrau bzw. einem Pflegefachmann berufliche Alternativen als Selbstständige oder Dozenten offen.

Wo arbeiten Pflegefachleute?

Wo man später als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann arbeitet, hängt zum einen von der Vertiefungsrichtung der Ausbildung ab. Zum anderen beeinflussen auch persönliche Präferenzen und berufliche Erfahrungen die Arbeitsumgebung. Demnach finden Pflegefachkräfte in folgenden Verhältnissen eine Beschäftigung:

  • Öffentlicher Dienst (z. B. öffentliche Krankenhäuser)
  • Privatwirtschaft (z. B. private Seniorenheime)
  • Gemeinnützige Träger (z. B. kirchliche Verbände)
  • Freiberufliche Tätigkeit („Solo-Selbstständig“)
  • Selbstständige oder Angestellte bei Personalvermittlern

Etwa 730.000 Beschäftigte versorgen in 13.600 Pflegeeinrichtungen über 850.000 Pflegebedürftige im voll- oder teilstationären Bereich (Deutschland, Stand: 2015). Es ist davon auszugehen, dass die Zahl an Pflegebedürftigen weiter steigen wird. Auch international herrscht ein hoher Bedarf an Pflegepersonal. Beispielsweise sind Ärzte ohne Grenzen stets auf der Suche nach Helfern, Einrichtungen in der Schweiz oder in Luxemburg bieten interessante Perspektiven im deutschsprachigen Ausland.

Zudem stehen den Pflegefachkräften alternative Karrierewege offen, da es auch außerhalb der Pflege einen hohen Bedarf an Experten mit entsprechendem Fachwissen gibt:

  • Quereinstieg im Gesundheitswesen (z. B. Präventionsexperte)
  • Beratung von Pflegenden, Pflegeeinrichtungen und Angehörigen von pflegebedürftigen Personen
  • Lehre und Ausbildung nach einer entsprechenden Zusatzqualifikation
  • Wissenschaftliche Qualifikation und akademische Karriere

Die Pflege wird in den Sozialstaaten zunehmend in das häusliche Umfeld und die Familie verlagert. Das gilt nicht nur für die Altenpflege, denn auch in der Krankenpflege und in der Kinderkrankenpflege verkürzt sich die Dauer des stationären Aufenthalts. In erster Linie geschieht dies aus Kostengründen. Für die Pflege bedeutet es, dass das Berufsfeld einem stetigen Wandel unterworfen ist. Deswegen gibt es auch mobile Pflegedienste, bei denen man als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann Hausbesuche erledigt.

Ausbildung zur Pflegefachfrau, zum Pflegefachmann

Um einen Ausbildungsplatz zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann antreten zu können, wird in der Regel die mittlere Reife erwartet. Ein Zugang ist auch mit einem Hauptschulabschluss sowie beruflichen Erfahrungen möglich.

Die Ausbildung zum Pflegefachmann, zur Pflegefachfrau selbst dauert drei Jahre und generalistisch angelegt. Es ist eine Kombination aus Unterricht an Pflegeschulen und praktischer Ausbildung. Hierfür wird ein Ausbildungsvertrag geschlossen. Neben diesen formalen Qualifikationen sollte man sich der besonderen Anforderungen des Berufs bewusst sein und über die erforderliche geistige sowie körperliche Eignung verfügen.

Als Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann arbeiten

In die Pflege müssen alle Aspekte des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens einbezogen werden. Das erstreckt sich auf den Umgang mit Gesundheit, Krankheit und Behinderungen. Daher ist es hilfreich, wenn man als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann selbst über eine gute Gesundheit und ein stabiles soziales Umfeld verfügt.

Für die eigentliche Ausbildung wird die Mittlere Reife empfohlen. Der erfolgreiche Abschluss kann als Hochschulzugang an Universitäten und Hochschulen wie das Abitur anerkannt werden, wodurch sich auch der Weg zu einer akademischen Weiterbildung eröffnen kann. Gerade medizinische Fachbegriffe und Anatomie gelten in der Pflegeausbildung als besonders lernintensiv. Man kann Pflege sogar im Hauptfach studieren und dies mit der staatlichen Anerkennung als Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann verbinden, wenn man über entsprechende schulische Voraussetzungen verfügt.

Was verdienen Fachleute für Pflege?

Eine Tätigkeit in der Pflege gilt leider als eher unattraktiv aufgrund geringer Bezahlung und fordernden Tätigkeiten. Doch zeigen sich in Politik und Gesellschaft Bestrebungen, die Arbeitsbedingungen in der Branche wesentlich zu verbessern. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich als Freiberufler selbstständig zu machen oder in anderen Bereichen des Gesundheitswesens unterzukommen. Daher kann die Frage nach dem Verdienst einer Pflegefachfrau bzw. eines Pflegefachmannes nicht pauschal beantwortet werden.

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