10.000 Euro Willkommensprämie für eine neue Pflegefachkraft – mit dieser Aktion suchte das Klinikum Bad Bramstedt Anfang des Jahres nach neuen Fachkräften und zeigte damit anschaulich, wie schwer es ist, offene Stellen in der Pflege zu besetzen. Das Lockangebot wirkte. Wie Klinikmanager Jens Ritter in einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ berichtet, haben sich innerhalb von drei Wochen 30 Personen beworben.
Tatsächlich ist das Thema Vergütung einer der größten Hebel bei der Suche nach neuen Pflegefachkräften. Das zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums zur Zufriedenheit von Pflegekräften mit ihrem Job. Bei der Befragung von mehr als 5.500 Pflegekräften und Auszubildenden gaben 96 Prozent an, dass eine angemessene Bezahlung wichtig für die Attraktivität des Jobs ist.
Mindestlohn und Orientierung an Tarifverträgen
Die Politik setzt bei der Bezahlung von Pflegenden mit verschiedenen Instrumenten an: Zum einen müssen Alten- und Pflegeheime ihre Fachkräfte seit Herbst 2022 mindestens auf dem Niveau der Tarifverträge bezahlen. Zum anderen gibt es einen Mindestlohn für die Pflege, der regelmäßig steigt. Ab 1. Dezember 2023 erhalten Pflegehilfskräfte 14,15 Euro pro Stunde und Pflegefachkräfte 18,25 Euro pro Stunde.
Fast genauso bedeutend ist den Pflegekräften in Deutschland die Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf. Hier wünschen sich die Pflegekräfte etwa individuell zugeschnittene Arbeitsmodelle, verlässliche Dienstpläne oder flexible Kinderbetreuung in Form einer Betriebs-Kita oder einer Ferienbetreuung für Kinder.
Was müsste sich verbessern, damit ehemalige Pflegekräfte zurückkehren?
Mehr Personal und partnerschaftliche Führung
Mehr Kolleginnen und Kollegen – das würde für viele Pflegefachkräfte in Deutschland ihren Job attraktiver machen. Dabei ist vor allem der tatsächliche Personalbedarf entscheidend. Was für eine Art von Pflegekraft wird benötigt? Eine Fachkraft oder eine Hilfskraft? Werden die Fachkräfte entsprechend ihrer Qualifikationen eingesetzt? Die Antworten auf diese Fragen sind relevant, wenn Pflegefachkräfte über die Attraktivität ihres eigenen Berufs nachdenken.
Starre Strukturen und hierarchische Führungsstile sind nach Ansicht vieler Pflegekräfte nicht mehr zeitgemäß und wirken sich negativ auf die Zufriedenheit der Pflegenden aus. Die Fachkräfte wünschen sich stattdessen eine partnerschaftliche und unterstützende Führung. Hierzu gehörten Team-Entwicklung, Beteiligung an Entscheidungen und die Förderung der Stärken einzelner Pflegekräfte.
Weiterbildung und Digitalisierung als Entlastung
Was wünschen sich Pflegende noch von ihrem Arbeitsplatz der Zukunft? Zum einen wünschen sich viele Pflegende Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Zum anderen könnte die Digitalisierung den Beruf attraktiver machen. Hierzu zählen etwa ein stabiler Internetzugang, der Einsatz der elektronischen Patientenakte und eine elektronische Pflegeplanung und -dokumentation.
Fazit zur Zufriedenheitsstudie
Pflegekräfte fehlen überall und das meist in großer Zahl. Mit der groß angelegten Studie zur Attraktivität des Pflegeberufes wollte die Bundesregierung Erkenntnisse gewinnen, wie sie dem Fachkräftemangel begegnen kann. Hierfür wurde zum einen Fachliteratur systematisch ausgewertet und zum anderen wurden mehr als 5.500 Pflegekräfte und Auszubildende befragt.
Die wichtigsten Ergebnisse zeigen, dass an vielen Schrauben gedreht werden muss. Eine angemessene Bezahlung, mehr Personal und eine bessere Work-Life-Balance sind für die Pflegekräfte wichtig. Gemeinsam mit der Studie hat das Bundesgesundheitsministerium bereits Ansätze veröffentlicht, wie sie den Wünschen begegnen möchte wie zum Beispiel mit dem Mindestlohn in der Pflege oder einer finanziellen Förderung für Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ob all das Wirkung zeigt, vor allem genügend Wirkung, bleibt abzuwarten.
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