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Letzte-Hilfe-Kurs: So steht man Sterbenden bei

Die Hände einer jungen Personen fassen fest die Hände eines sterbenden Menschen im Rahmen einer Sterbebegleitung
Sabine Stahl | 21.10.2025 | Lesedauer: 3 Minuten

Ein Letzte-Hilfe-Kurs vermittelt Wissen zur Begleitung sterbender Menschen. Wir erklären hier, was der Kurs umfasst, für wen er gedacht ist, wo Sie Termine finden und welche Kosten anfallen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Letzte-Hilfe-Kurs ist ein kompakter Kurs (meist 3-4 Stunden), der grundlegendes Wissen zur Begleitung sterbender Menschen vermittelt.
  • Er richtet sich an alle Interessierten, insbesondere Angehörige, Freunde, Ehrenamtliche und Pflegekräfte.
  • Zu den Inhalten gehören die Themen: Vorsorgen und entscheiden, Leiden lindern und Abschied nehmen.
  • Kurse können bei ambulante Hospizdiensten, Palliativeinrichtungen, Volkshochschulen und Kirchengemeinden gebucht werden.
  • Häufig sind die Kurse kostenfrei oder spendenbasiert.

Wissen vermitteln und Angst abbauen

Wie genau geht nochmal die stabile Seitenlage? Der Erste-Hilfe-Kurs liegt lange zurück, dennoch hat fast jeder einen solchen Kurs absolviert – ganz im Gegenteil zum Letzte-Hilfe-Kurs. Kein Wunder, denn zum einen gibt es solche Kurse noch nicht besonders lange und zum anderen macht der Gedanke an das Lebensende vielen Menschen Angst und fehlendes Wissen führt zu Unsicherheit im Umgang mit sterbenden Menschen.

Genau hier setzen die Letzte-Hilfe-Kurse an: Sie vermitteln grundlegendes Wissen zur Sterbebegleitung und zur Palliativpflege. Der Kurs richtet sich an alle Interessierten – ganz egal ob mit oder ohne Vorkenntnisse. Ziel ist es, Berührungsängste abzubauen, Orientierung zu geben und praktische Hilfen für den Alltag zu bieten.

Eine junge Frau stützt ihren Kopf in ihre Hände und sieht verzweifelt aus

Vielen Menschen macht das Thema Sterben Angst. Hier kann Wissen helfen

Was ist ein Letzte-Hilfe-Kurs?

Die Bezeichnung der Kurse ist an die Erste-Hilfe-Kurse angelehnt. Genau wie diese sind auch die Letzte-Hilfe-Kurse standardisierte, eintägige Bildungsangebote (typischerweise 3-4 Stunden). Entwickelt wurde das Konzept vom Notfallmediziner und Palliativmediziner Dr. Georg Bollig. Mittlerweile gibt Letzte-Hilfe-Kurse laut der Organisation „Letzte Hilfe“ in 23 Ländern weltweit. Inhaltlich geht es in den Kursen um das Lebensende: Menschen erhalten grundlegendes, alltagstaugliches Wissen, um Sterbende zu unterstützen und Würde, Linderung und Zuwendung zu ermöglichen.

Für wen ist ein solcher Kurs geeignet?

Ein Letzte-Hilfe-Kurs ist ausdrücklich für alle Interessierten gedacht: Angehörige, Freunde, Nachbarn, Ehrenamtliche, genauso wie für Beschäftigte in der Pflege, Pädagogik, im Hospiz oder in der Seelsorge – also einfach für alle Menschen, die sich auf Sterbebegleitung vorbereiten möchten. Es gibt Formate für Erwachsene, für Jugendliche (Letzte Hilfe Kids/Teens) und teils spezielle Angebote für bestimmte Zielgruppen (z. B. Mitarbeitende in sozialen Einrichtungen).

Was lernt man in einem Letzte-Hilfe-Kurs?

Das Curriculum ist deutschlandweit einheitlich aufgebaut und gliedert sich in vier Module:

  1. 1.
    Sterben als Teil des Lebens
  • Grundwissen zu Verlauf und Zeichen des Sterbeprozesses
  • Rechte von Patientinnen und Patienten, Vorsorge (Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht)
  • Rolle von Palliative Care und Hospizdiensten
  1. 1.
    Vorsorgen und entscheiden
  • Gespräche über Wünsche am Lebensende, Advance Care Planning
  • Umgang mit Unsicherheiten, Entscheidungsfindung im Familienkreis
  1. 1.
    Leiden lindern
  • Was Angehörige bei häufigen Symptomen tun können: Durstgefühl, Mundtrockenheit, Atemnot, Unruhe, Übelkeit
  • Einfache, nicht-medikamentöse Maßnahmen (z. B. Mundpflege, Lagerung, Atemerleichterung)
  • Zusammenarbeit mit professionellen Diensten
  1. 1.
    Abschied nehmen
  • Rituale des Abschieds, kulturelle und religiöse Aspekte
  • Was nach dem Versterben zu tun ist (z. B. wer informiert wird, Zeit mit dem Verstorbenen zu Hause)
  • Selbstfürsorge für Angehörige

Die Kurse legen Wert auf offene Fragen, Austausch und praktische Übungen – etwa Mundpflege zeigen, Lagerung besprechen oder das Erkennen typischer Veränderungen am Lebensende. Wichtig: Der Kurs ersetzt keine medizinische Ausbildung, stärkt aber Handlungsfähigkeit und Kommunikation in einer herausfordernden Lebensphase.

Wo gibt es Letzte-Hilfe-Kurse?

  • Bundesweite Träger: In vielen Städten und Landkreisen bieten ambulante Hospizdienste, stationäre Hospize, Palliativeinrichtungen, Volkshochschulen und Kirchengemeinden Kurse an. Häufig werden Termine auf den Webseiten der lokalen Hospizdienste veröffentlicht.
  • Zentrale Termin- und Anbietersuche: Auf der Website von Letzte Hilfe Deutschland finden Sie eine Kursübersicht und Verweise auf regionale Anbieter. Viele Hospiz- und Palliativnetzwerke führen ebenfalls Veranstaltungskalender.

So finden Sie einen Kurs:

  • Besuch der offiziellen Seite mit Kursfinder und Terminen (nach Postleitzahl/Region suchen).
  • Recherche bei regionalen Hospizdiensten oder Palliativnetzwerken in Ihrer Stadt.
  • Anfrage bei der Volkshochschule oder Kirchengemeinde vor Ort.

Warum lohnt sich die Teilnahme?

  1. 1.
    Sicherheit gewinnen: Wissen reduziert Unsicherheit in einer emotional belastenden Situation.
  2. 2.
    Praktisch helfen: Konkrete Maßnahmen und Kontaktwege erleichtern die Versorgung zu Hause und die Zusammenarbeit mit Profis.
  3. 3.
    Gesprächskultur stärken: Der Kurs ermutigt, Wünsche und Werte rechtzeitig zu besprechen.
  4. 4.
    Gemeinschaft erleben: Austausch mit anderen Betroffenen oder Interessierten wirkt entlastend.

Fazit

Letzte-Hilfe-Kurse machen Mut und vermitteln alltagstaugliches Wissen für eine würdevolle Begleitung am Lebensende. Termine finden Sie über lokale Hospizdienste, Volkshochschulen oder zentral über Letzte Hilfe Deutschland; die Teilnahme ist häufig kostenfrei oder kostengünstig. 

Titelbild: iStock.com/Pornpak Khunatorn

Autorin

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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