MedizincontrollerInnen arbeiten an einer zentralen Schnittstelle im Krankenhaus: zwischen Behandlung, Verwaltung und Finanzmanagement. Sie sorgen dafür, dass Diagnosen und Leistungen korrekt dokumentiert, sauber abgerechnet und wirtschaftlich gesteuert werden. So tragen sie wesentlich dazu bei, dass medizinische Qualität und wirtschaftliche Effizienz im Krankenhaus im Gleichgewicht bleiben.
Wo Zahlen auf Versorgung treffen
Zu den Aufgaben eines Medizincontrollers zählen unter anderem:
- Kodierung und Abrechnung: Der Medizincontroller stellt sicher, dass alle Behandlungsfälle korrekt nach ICD- (Diagnosen) und OPS-Codes (Prozeduren) dokumentiert und abgerechnet werden. Er überprüft die Kodierung, unterstützt ÄrztInnen und Pflegepersonal bei der Erfassung der Leistungen und sorgt für eine wirtschaftlich korrekte Abrechnung nach dem DRG-System (Diagnosis Related Groups).
- Datenanalyse und Berichtswesen: Er wertet medizinische und betriebswirtschaftliche Daten aus, erstellt Leistungs- und Fallstatistiken und bereitet diese für die Krankenhausleitung auf. Ziel ist es, medizinische Qualität und Wirtschaftlichkeit transparent zu machen und Optimierungspotenziale zu identifizieren.
- Schnittstellenmanagement zwischen Medizin und Verwaltung: Der Medizincontroller fungiert als Bindeglied zwischen Ärzteschaft, Pflege, Verwaltung und Controlling. Er vermittelt zwischen den medizinischen Anforderungen und den ökonomischen Rahmenbedingungen und trägt so zu einem gemeinsamen Verständnis bei.
- Qualitätssicherung und Dokumentation: Er überwacht die Vollständigkeit und Richtigkeit der medizinischen Dokumentation, da diese Grundlage für Abrechnung, Statistik und Qualitätsberichte ist. Zudem unterstützt er bei internen und Prüfungen.
- Strategisches und operatives Controlling: Neben der täglichen Fallsteuerung berät der Medizincontroller die Krankenhausleitung bei der Planung und Steuerung medizinischer Leistungen.
MedizincontrollerInnen sind die Schnittstelle zwischen Verwaltung und Medizin
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Wie sieht der Berufsalltag eines Medizincontrollers aus?
Der Berufsalltag eines Medizincontrollers ist vielseitig und verbindet medizinisches Fachwissen mit analytischem Denken und betriebswirtschaftlichem Verständnis. Ein Beispiel ist die Prüfung von Behandlungsfällen im Controlling im Gesundheitswesen: Nach der Entlassung eines Patienten überprüft der Medizincontroller, ob Diagnosen und Prozeduren korrekt dokumentiert und nach den geltenden Kodier-Regeln erfasst wurden. Dadurch stellt er sicher, dass erbrachte Leistungen vollständig und richtig abgerechnet werden können.
Auch die Bearbeitung von Prüfungen durch den Medizinischen Dienst (MD) gehört zum Alltag. Dabei bereitet der Medizincontroller die relevanten Unterlagen vor, stimmt sich mit den behandelnden ÄrztInnen ab und argumentiert gegenüber Prüfenden, um ungerechtfertigte Kürzungen zu vermeiden.
Darüber hinaus analysiert der Krankenhaus-Controller Fallzahlen, Verweildauern und Erlöse, um wirtschaftliche Entwicklungen und medizinische Trends zu erkennen. Die Ergebnisse fließen in Berichte für die Geschäftsführung oder ChefärztInnen ein und dienen als Grundlage für strategische Entscheidungen.
Der Weg ins Medizincontrolling
Der Weg eines zukünftigen Medizincontrollers und Experten im Controlling im Gesundheitswesen führt über eine Kombination aus medizinischer, betriebswirtschaftlicher und analytischer Qualifikation. Da es sich um ein interdisziplinäres Berufsfeld handelt, gibt es verschiedene Einstiegsmöglichkeiten. Grundsätzlich kann man den Beruf über drei Wege erreichen:
- 1.Viele Medizincontroller kommen ursprünglich aus dem Gesundheitswesen wie Pflegekräfte. Sie bringen ein gutes Verständnis für klinische Abläufe und medizinische Dokumentation mit und erwerben anschließend betriebswirtschaftliche Kenntnisse durch eine Weiterbildung im Medizincontrolling.
- 2.Auch BetriebswirtInnen oder WirtschaftswissenschaftlerInnen können in das Medizincontrolling einsteigen, wenn sie sich medizinisches Grundwissen aneignen. Dies geschieht häufig über spezialisierte Zertifikatslehrgänge oder Masterstudiengänge.
- 3.Mittlerweile bieten Hochschulen und Akademien Studiengänge oder Weiterbildungen im Medizincontrolling an – etwa als Weiterbildung, Bachelor- oder Masterstudiengang. Diese vermitteln Kenntnisse in medizinischer Dokumentation, DRG-Systematik, Krankenhausfinanzierung, Qualitätsmanagement und Datenanalyse.
Zu den wichtigsten Voraussetzungen gehören analytisches Denken, Verständnis für medizinische Prozesse, Kommunikationsstärke und ein sicherer Umgang mit Daten und Statistiksoftware. Da MedizincontrollerInnen eng mit Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Verwaltungsabteilungen zusammenarbeiten, sind außerdem Teamfähigkeit und Verhandlungsgeschick gefragt.
Studiengänge und Weiterbildungsmöglichkeiten für Medizincontrolling
Verschiedene Hochschulen bieten Bachelorstudiengänge mit Schwerpunkt auf Medizincontrolling an, wie die HMU Health and Medical University Potsdam und dem Bachelor of Science in Gesundheitsmanagement mit Schwerpunkt Medical Controlling. Für eine vertiefte Qualifikation kann ein Masterstudiengang in Public Health mit Spezialisierung auf Medizincontrolling sinnvoll sein, wie bei der Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft.
Über Industrie- und Handelskammern (IHK) und praxisorientierte Zertifikatslehrgänge im Medizincontrolling können sich Interessierte weiterbilden. Diese Lehrgänge vermitteln Wissen in medizinischer Dokumentation, Kodierung und Abrechnung und sind besonders für Berufseinsteiger oder Quereinsteiger geeignet. Verschiedene Bildungseinrichtungen, wie die TÜV Rheinland Akademie, offerieren zudem Seminare und Online-Kurse im Bereich Medizincontrolling. Die Deutsche Gesellschaft für Medizincontrolling e.V. (DGfM) als wissenschaftliche Fachgesellschaft für Medizincontrolling in Deutschland hält Informationen, Fort- und Weiterbildungen bereit.
Das Gehalt als Medizincontroller
Das Gehalt eines Medizincontrollers variiert je nach Berufserfahrung, Arbeitgeber und Region. Im Durchschnitt liegt das Jahresgehalt bei etwa 56.500 Euro. Berufseinsteiger verdienen in der Regel zwischen 42.000 und 48.000 Euro jährlich, während Fachkräfte mit Berufserfahrung Gehälter von bis zu 64.000 Euro erreichen können. Das Gehalt hängt zudem vom Arbeitgeber ab: Große Krankenhäuser oder Universitätskliniken zahlen in der Regel besser als kleinere Einrichtungen.
Aufstiegsmöglichkeiten im Bereich Medizincontrolling
MedizincontrollerInnen haben in Krankenhäusern und Kliniken vielfältige Aufstiegs- und Karrierechancen. Mit zunehmender Erfahrung können sie die Position des leitenden Medizincontrollers übernehmen. Alternativ ist auch ein Aufstieg in die Bereichs- oder Abteilungsleitung im Controlling möglich, etwa für Finanz- und Leistungscontrolling, Qualitätsmanagement oder Patientenmanagement. Erfahrene Medizincontroller übernehmen häufig Projektverantwortung. Auch eine Tätigkeit in der Unternehmensberatung, bei Krankenkassen oder im Gesundheitsmanagement ist möglich.
Fazit
MedizincontrollerInnen, Krankenhaus-ControllerInnen und Mitarbeitende im Medizincontrolling verbinden medizinisches Wissen mit Controlling und sind im medizinischen Alltag wichtig. Denn sie sorgen dafür, dass Diagnosen korrekt dokumentiert, abgerechnet und qualitativ überwacht werden. Als Schnittstelle zwischen Ärzten, Pflegepersonal und Verwaltung tragen sie zur Effizienz und Qualität im Krankenhaus bei. Ein spannender und herausfordernder Beruf für Menschen, die medizinisches Interesse mit analytischem Denken und Organisationsgeschick verbinden möchten.
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