Zusatzbezeichnung Manuelle Medizin

Beliebte Weiterbildung für Fachärztinnen und Fachärzte

Die Weiterbildung „Manuelle Medizin“ ist unter deutschen Fachärztinnen und Fachärzten sehr beliebt. Alle Infos dazu, wie man die Zusatzbezeichnung bekommt und welche Voraussetzungen gelten, gibt es hier.

Was ist Manuelle Medizin?

Manuelle Medizin beschäftigt sich genau wie die Chirotherapie mit dem Bewegungsapparat des Menschen. Zwischen diesen beiden Disziplinen gibt es viele Ähnlichkeiten. Anders als Chirotherapie und Osteopathie ist die Manuelle Medizin jedoch Teil der klassischen Schulmedizin. Etwas manuell auszuführen bedeutet, dass man seine Hände einsetzt. So ist es auch in der Manuellen Medizin. Bei dem Titel handelt es sich um eine Zusatzbezeichnung, die in erster Linie für Fachärztinnen und Fachärzte der Orthopädie und Unfallchirurgie interessant ist.

Der menschliche Körper verfügt über mehr als 200 Gelenke und wird von über 650 Muskeln stabilisiert. Funktionsstörungen können Beschwerden auslösen oder sich negativ auf einen Heilverlauf auswirken. Das komplexe Bewegungssystem berührt daher fast jeden medizinischen Bereich.

Weitere Disziplinen, in denen der Einsatz manueller Therapietechniken sinnvoll ist, sind die physikalische und rehabilitative Medizin, die Pädiatrie, die Allgemeinmedizin sowie die Zahn- und Hals-Nasen-Ohren-Medizin. Die Manuelle Medizin war bereits in der Antike verbreitet. Zu Zeiten Hippokrates nannte man sie noch „Knochensetzen“.

Die moderne Manuelle Medizin basiert dagegen auf vergleichsweise jungen Forschungserkenntnissen, denn alle eingesetzten Methoden müssen strengen Anforderungen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit gerecht werden. Eine Manualmedizinerin bzw. ein Manualmediziner diagnostiziert blockierte Gelenke. Die Behandlung erfolgt durch Mobilisation und Manipulation der betroffenen Zonen. So können Schmerzen mit Hilfe der Manuellen Medizin reduziert und die Beweglichkeit des Patienten (z. B. nach einem operativen Eingriff) erhalten werden.

Weiterbildung Manuelle Medizin: Inhalte

Die Fortbildung „Manuelle Medizin“ steht sowohl Ärztinnen und Ärzten als auch Fachkräften der Physiotherapie offen. Ärztliches Personal kann nach erfolgreichem Durchlaufen diverser Seminare und Kurse die Zusatzbezeichnung „Manuelle Medizin/Chirotherapie“ bei der zuständigen Landesärztekammer beantragen. Voraussetzung hierfür sind ein abgeschlossenes Medizinstudium, die ärztliche Approbation sowie die Anerkennung als Fachärztin bzw. Facharzt in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung. Alternativ kann auch die abgeschlossene Ausbildung als Physiotherapeutin oder Physiotherapeut zur Zusatzbezeichnung Manuelle Therapie führen.

Die Ausbildung in der Manuellen Medizin ist in Deutschland ausgezeichnet strukturiert. Unter Qualitätsaufsicht der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin e.V. (DGMM) gibt es eine flächendeckende Verteilung an Lehrstätten in allen 16 Bundesländern, deren Kurse untereinander kombinierbar sind. In Ergänzung einer Facharztkompetenz geht es in den Kursen um:

  • die Erkennung und Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparats,
  • Wechselwirkungen mit anderen Organsystemen und
  • den Erwerb manueller Untersuchungs- und Behandlungstechniken.

Die Fortbildung umfasst mindestens 320 Stunden, davon 120 Stunden Grundkurs und 200 Stunden Aufbaukurs. Alternativ kann der Kurs durch eine 12-monatige Weiterbildung an anderen anerkannten Weiterbildungsstätten ersetzt werden. Der Lernerfolg wird in einer praktischen und theoretischen Prüfung abgefragt. Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten müssen zusätzlich einen Fallbericht erstellen. Ärzte und Ärztinnen erhalten ein Zertifikat in Manueller Medizin / Chirotherapie, Physiotherapeuten die Zusatzbezeichnung „Manuelle Medizin“.

Wie viele ÄrztInnen haben die Zusatzbezeichnung Manuelle Medizin / Chirotherapie?

Im Jahr 2020 waren 18.017 Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Manuelle Medizin / Chirotherapie in Deutschland berufstätig. Im ambulanten Bereich arbeiten etwa 73,5 Prozent, wovon sich 11.430 Ärztinnen und Ärzte niedergelassen haben.

In der stationären Versorgung sind ca. 18,5 Prozent der Manualmediziner und Manualmedizinerinnen aktiv. Die Bundesärztekammer zählt die Manuelle Medizin zu den meistgewählten Zusatzqualifikationen. Insgesamt sind 409.121 Ärztinnen und Ärzte in Deutschland berufstätig. Davon tragen 4,4 Prozent die Zusatzbezeichnung Manuelle Therapie als Arzt oder Ärztin.

Berufsbild: Manuelle Therapie als Arzt oder Ärztin

Das Arbeitsumfeld von Ärztinnen und Ärzten mit der Zusatzweiterbildung Manuelle Medizin und Chirotherapie ist von ihrem fachärztlichen Status abhängig. Da die Bezeichnung nur in Verbindung mit einer entsprechenden Vorbildung geführt werden darf, kann das genaue Berufsbild stark variieren. Die Techniken und Methoden des Fachgebiets können die bisherige Arbeit der Medizinerin oder des Mediziners ergänzen. Viele niedergelassene Ärztinnen und Ärzte spezialisieren auch ihr Angebot auf die manualtherapeutische Behandlung. Häufig trifft man daher auf Einrichtungen mit einem speziellen Behandlungsspektrum der Orthopädie und Manual- und Chirotherapie.

Demnach können Fachärztinnen und Fachärzte sowohl angestellt als auch selbstständig arbeiten. Erkrankungen des Bewegungsapparats sind weit verbreitet und verursachen hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Darunter fallen zum Beispiel Rückenschmerzen, Arthrose und Rheuma. Sie sind weltweit die häufigsten Ursachen von chronischen Schmerzen und Funktionseinschränkungen und mit einem starken Verlust an Lebensqualität verbunden. So gibt es einen hohen Bedarf an fachärztlichem Personal mit Know-how zum Einsatz manueller Therapietechniken.

Berufliche Alternativen mit Zusatzbezeichnung Manuelle Therapie

Neben der operativen ärztlichen Tätigkeit in Manueller Medizin können Ärztinnen und Ärzte ihr Fachwissen auch anderweitig einsetzen. Als relativ junge Wissenschaftsdisziplin gibt es einen hohen Bedarf an Forschungsinteressierten. Zu der Berufsausübung als Wissenschaftler gehören umfangreiche Literaturrecherchen, die Durchführung klinischer Tests und das Schreiben von Publikationen.

Zudem muss auch der Nachwuchs gesichert werden. Daher kann eine lehrende Tätigkeit an Akademien, Universitäten und Fachschulen eine berufliche Alternative zur klassischen ärztlichen Arbeit darstellen. Die Arbeitsbedingungen für Ärzte der Manuellen Medizin und Chirotherapie werden meistens durch freie Arbeitsverträge oder die tarifliche Eingruppierung im öffentlichen Dienst geregelt.

Gehalt-Check: Wie viel verdient man als Arzt in der Manuellen Therapie?

Das Gehalt mit einer Weiterbildung in Manueller Medizin ist von der beruflichen Vorbildung und Erfahrung abhängig. Im öffentlichen Dienst, wenn man nach Tarifvertrag bezahlt wird, beginnt man mit einem Facharzttitel in der Entgeltgruppe II. In die Entgeltgruppe III werden Oberärztinnen und Oberärzte eingruppiert. Leitende Ärzte beziehen ihr Gehalt gemäß Entgeltgruppe IV.

In konkreten Zahlen bedeutet diese Einstufung: An kommunalen Krankenhäusern in Deutschland verdienen Fachärztinnne und Fachärzte pro Monat 6.404 Euro brutto (Stand: 2022). Das Grundgehalt der Entgeltgruppe IV beginnt bei etwa 9.436 Euro brutto pro Monat.

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sind wie alle Selbstständigen dem unternehmerischen Risiko mit schwankenden Einkünften unterworfen. Mit der ZB Manuelle Therapie können sie umfangreichere Leistungen mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Grundlage hierfür ist die Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ). Eine einfache, 20-minütige Akupunktur wird beispielsweise mit 11,66 Euro angegeben. Für Selbstständige kann die ZB Manuelle Medizin/Chirotherapie demnach attraktiv sein, um sich zusätzliche Behandlungsangebote vergüten lassen zu können.

Bildquelle: iStock.com/stefanamer, iStock.com/undefined undefined, iStock.com/GeorgeRudy

Stand: September 2022