Zusatzbezeichnung Geriatrie

Beliebte Weiterbildung für Fachärztinnen und Fachärzte

Die Geriatrie befasst sich mit sehr alten Menschen und umfasst Therapie, Rehabilitation und palliativmedizinische Versorgung. Wie FachärztInnen mit Zusatzbezeichnung Geriatrie behandeln, wo sie arbeiten und wie viel sie verdienen, ist im Folgenden nachzulesen.

Was machen Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Geriatrie?

Mit der Zusatzbezeichnung Geriatrie spezialisiert sich eine Fachärztin oder ein Facharzt auf die besonderen Problemstellungen und speziellen Anforderungen der älteren Bevölkerung. Die Gerontologie ist als interdisziplinäre Fachrichtung zu verstehen, die Aspekte der Allgemeinen und Inneren Medizin, Rehabilitation und Physikalischen Medizin, der Orthopädie, Psychiatrie und Neurologie vereint.

Die Patienten eines Arztes oder einer Ärztin in der Altenmedizin weisen ein sehr hohes Lebensalter und meist mehrere chronische Erkrankungen auf. Diese alten, kranken Menschen haben oft wenig Perspektiven auf Besserung ihres Leidens. Eine Aussicht auf vollständige Heilung besteht nur äußerst selten. Was deprimierend klingen mag, ist dennoch für viele Fachärztinnen und Fachärzte ein Gewinn für die eigene Entwicklung. 

Die Dankbarkeit der Patientinnen und Patienten für eine Steigerung der Lebensqualität und die Linderung von Schmerzen ist groß. Ein herausragendes Ziel in der Geriatrie ist erreicht, wenn die PatientInnen trotz Einschränkungen ihren Alltag wieder meistern.

Fachärztinnen und Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Gerontologie zeichnet dabei ein hervorragendes differentialdiagnostisches Verständnis aus. Es geht aber weit mehr als nur um das Entdecken, Behandeln und Lindern von Krankheiten: Der gesamte alte Mensch steht im Mittelpunkt inklusive des häuslichen und sozialen Umfelds.

Wo arbeiten Fachärzte mit Schwerpunkt Geriatrie?

Fachärztinnen und Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Geriatrie arbeiten meist in Krankenhäusern und Hochschulkliniken. Ein weiterer Einsatzort ist die geriatrische Rehabilitation in speziellen Kliniken, die alte Menschen nach Operationen und Stürzen wieder auf die Beine bringt.

Aber auch die letzten Lebensphasen des Menschen werden von ÄrztInnen mit der Zusatzweiterbildung Geriatrie durch palliative Maßnahmen begleitet. Somit bilden Altenheime und Hospize weitere Arbeitsoptionen.

Auch eine eigene Praxis ist als Internist mit Zusatzbezeichnung Geriatrie denkbar und meist lukrativ. Die eigene Praxis bietet gute Verdienstmöglichkeiten bei festen Arbeitszeiten. Neben dem medizinischen Fachwissen muss die Ärztin oder der Arzt aber auch über ein betriebswirtschaftliches Basiswissen mit allen steuerlichen und administrativen Aspekten verfügen.

Die Einsatzbereiche in der Geriatrie bzw. Altenmedizin gliedern sich wie folgt:

  • Stationäre Versorgung

Akutgeriatrische Abteilungen in Kliniken bieten u. a. frührehabilitative Therapien nach Operationen, Palliativ- und Schmerzmedizin

  • Mobile ambulante Versorgung

Diese mobile Rehabilitation zielt auf die Versorgung hochbetagter Menschen in ihrer häuslichen Umgebung ab. Ziel ist es, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden und Selbstständigkeit zu bewahren.

  • Niedergelassener Arzt mit Zusatzbezeichnung Geriatrie

Spezialisierung auf alte Menschen innerhalb einer internistischen Praxis

  • Geriatrische Rehabilitationskliniken

Speziell für sehr alte Menschen stehen geriatrische Rehabilitationen zur Verfügung, deren Fokus auf Vermeidung einer Pflegebedürftigkeit gerichtet ist.

Zusatzweiterbildung Geriatrie: Ablauf und Dauer

Die Zusatzweiterbildung Geriatrie setzt ein Studium der Medizin mit abgeschlossener Ausbildung als Facharzt voraus. Mindestanforderungen gemäß § 11 MWBO für die Weiterbildungsmaßnahme Geriatrie sind eine 18-monatige Tätigkeit im geriatrischen Bereich an einer Weiterbildungsstätte (§ 5 Abs. 1 Satz 2) und die abgeschlossene Facharztausbildung in folgenden Gebieten:

  • Allgemeinmedizin
  • Innere Medizin
  • Neurologie
  • Physikalische und Rehabilitative Medizin
  • Psychiatrie
  • Psychotherapie

Neben der Zusatzweiterbildung Geriatrie für FachärztInnen gibt es in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zusätzlich die Facharztausbildung Innere Medizin und Geriatrie. Bei dieser Ausbildung werden innerhalb von 6 Jahren relevante geriatrische Inhalte mit den damit verbundenen interdisziplinären Fächern verknüpft. Eine Prüfung findet vor der entsprechenden Bezirksärztekammer statt.

Die Ausbildung wird angemessen vergütet und in der Regel hauptberuflich durchgeführt. In Hessen ist eine Facharztausbildung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung Voraussetzung. Eine Liste mit zur Ausbildung befugten Ärzten und Weiterbildungsstätten ist auf den Internetseiten der Ärztekammern und bei der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. zu finden. Vor allem für Internisten eignet sich diese Weiterbildungsmaßnahme hervorragend.

Ausbildungsinhalte der Zusatzweiterbildung Geriatrie

  • Demographie und Altersepidemiologie
  • Biologische, soziologische und psychologische Aspekte des Alterns
  • Erkrankungen und Behinderungen im Alter
  • Multimorbidität
  • Symptomatologie
  • Funktionelle Bedeutung von Altersveränderungen
  • Therapeutische Pflege
  • Therapiekonzepte wie Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie
  • Geriatrische Screening-Verfahren
  • Geriatrisches Assessment zur Erfassung und Beurteilung von Funktionseinschränkungen wie beispielsweise Testung der Hirnfunktion
  • Diagnostische Verfahren zur Erfassung organischer, kognitiver und emotioneller Therapiemaßnahmen
  • Pharmakotherapie im Alter
  • Palliativmedizin
  • Inkontinenz
  • Dekubitus

 

Gehalt von Fachärzten mit Zusatzbezeichnung Geriatrie

Das Gehalt einer Fachärztin oder eines Facharztes in der Geriatrie beträgt im Bundesdurchschnitt um die 70.000 Euro pro Jahr. Für Angestellte in einer Klinik ist das Gehalt über den Tarifvertrag TV-Ärzte geregelt.

Ärzte an Universitätskliniken gehören zu den bestbezahlten Medizinern Deutschlands mit einem eigenen Tarifvertrag. Je höher die Positionen, desto eher ist mit einer außertariflichen Bezahlung zu rechnen. Das Gehalt ist dann abhängig von der Größe, dem Standort und dem Träger des Krankenhauses. Chefärztinnen und Chefärzte an einer Klinik, die gleichzeitig einen Mediziner- und einen Managerposten innehaben, werden generell außertariflich bezahlt.

Mit folgenden Monatsgehältern (brutto) können Fachärztinnen und Fachärzte mit Zusatzbezeichnung Geriatrie nach Tarif rechnen:

Tarifvertrag TV-Ärzte TdL 2022 für Ärzte an Universitätskliniken

  • Assistenzarzt: 4.939 bis 6.340 Euro
  • Facharzt: 6.518 bis 8.165 Euro
  • Oberarzt: 8.165 bis 9.331 Euro
  • Leitender Oberarzt: 9.604 bis 10.837 Euro

Tarifvertrag TV-Ärzte VKA 2021 für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern

  • Assistenzarzt: 4.852 bis 6.237 Euro
  • Facharzt: 6.404 bis 8.224 Euro
  • Oberarzt: 8.021 bis 9.167 Euro
  • Leitender Oberarzt: 9.436 bis 10.110 Euro

Berufliche Perspektiven für Fachärzte mit Zusatzbezeichnung Geriatrie

Der Anteil an Über-80-Jährigen in der Bevölkerung wird in den kommenden Jahren weiter deutlich zunehmen. Dementsprechend sind die Berufsaussichten für einen Facharzt mit der Zusatzbezeichnung Geriatrie hervorragend.

Wegen des demographischen Wandels und der zunehmenden Versorgung von Pflegebedürftigen im eigenen Haushalt ist mit einer starken Zunahme der ambulanten Versorgung zu rechnen. Zudem wird sich die Lebenserwartung der Patienten und Patientinnen weiterhin erhöhen. Mit einer Weiterbildung Geriatrie rüsten sich Ärztinnen und Ärzte somit hervorragend für die Zukunft.

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Stand: September 2022