Facharzt für Rechtsmedizin: Berufsbild

Das Berufsbild der Fachärztinnen und Fachärzte für Rechtsmedizin umfasst Tätigkeiten und Kenntnisse aus vielen unterschiedlichen Fachbereichen. Neben der ärztlichen Kompetenz zählen dazu Inhalte aus der Forensik, der Kriminalistik und der Rechtswissenschaft. Weitere Details sind hier zusammengestellt.

Die Aufgaben von Rechtsmedizinern

Die meisten Rechtsmediziner arbeiten an universitären Instituten für Rechtsmedizin. Ihre Aufträge erhalten sie von den Justizbehörden. Neben der Sicherung biologischer Spuren an Tatorten und der Obduktion von Toten, bei denen keine eindeutige Todesursache festgestellt werden konnte, zählen auch weniger spektakuläre Aufgaben zum Berufsalltag – etwa die Durchführung von Alkohol- und Drogentests, die DNA-Untersuchung zum Zweck der Vaterschaftsbestimmung oder die Präparation und histologische Untersuchung von biologischen Proben unter dem Lichtmikroskop.

Einen großen Teil der täglichen Arbeit in der Rechtsmedizin nimmt die Erstellung von Dokumentationen und Gutachten in Anspruch: Rechtsmediziner sind zum Beispiel bei Tötungsdelikten auch direkt an Tatorten und Fundorten tätig. Ihre Beobachtungen müssen sie anschließend festhalten und bewerten, um zu einem aussagekräftigen Gutachten zu gelangen.

Genauigkeit und eine exakte Dokumentation sind auch bei der Arbeit mit Misshandlungsopfern oder Opfern von Sexualdelikten notwendig. Ob ein Täter verurteilt werden kann, ist oft wesentlich von der Expertise der Rechtsmediziner abhängig, da sie Richterinnen und Richtern mit ihren Gutachten die medizinisch begründete Grundlage für eine Verurteilung oder einen Freispruch liefern. In diesem Bereich kommen Gerichtsmediziner mit traumatisierten und teilweise schwer verletzten Personen in Kontakt. Eine sensible Kommunikation und eine empathische Haltung sind bei der Befragung und Untersuchung dieser Patienten und der Dokumentation ihrer Verletzungen daher besonders wichtig.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist im Bereich der Rechtsmedizin Standard. Im beruflichen Alltag arbeiten Fachärztinnen und Fachärzte für Rechtsmedizin mit Fachkräften aus so unterschiedlichen Bereichen wie der Justiz, der Polizei, der Psychologie und Psychotherapie, der Molekularbiologie und verschiedensten ärztlichen Berufen zusammen. Ein kollegialer Umgang mit Professionisten unterschiedlichster Disziplinen und die Anerkennung der Grenzen der jeweiligen Zuständigkeiten gehören daher zum Berufsbild.

Wer Wert auf geregelte Arbeitszeiten legt, ist in der Rechtsmedizin eher nicht gut aufgehoben. Die Arbeitsbelastung ist grundsätzlich recht hoch, Bereitschaftsdienste in der Nacht und am Wochenende gehören zum normalen Arbeitsalltag. Auch Mobilität ist gefragt. Bei unklarer Todesursache muss direkt am Tatort oder Auffindungsort dokumentiert werden.

Bildquelle: iStock.com/SDI_Productions

Stand: September 2020