Facharzt für Neurochirurgie

Experte für Erkrankungen von Gehirn und Nerven

Ein Facharzt für Neurochirurgie behandelt Erkrankungen und Verletzungen des menschlichen Nervensystems mit präzisen Untersuchungs- und Operationsverfahren. Der folgende Beitrag stellt das Berufsbild vor und zeigt, welche Anforderungen und Inhalte die neurochirurgische Weiterbildung ausmachen und wie hoch der Verdienst in diesem Bereich ausfällt.

Was macht ein Facharzt für Neurochirurgie?

Ein Facharzt für Neurochirurgie ist spezialisiert auf operative Eingriffe bei Erkrankungen, Verletzungen und Fehlentwicklungen des zentralen und peripheren Nervensystems. Dazu gehören das Gehirn, der Schädel und die Wirbelsäule einschließlich ihrer Gefäße. Die Operationen sind häufig mikrochirurgischer Art, da sie im Gegensatz zur Allgemeinchirurgie vergleichsweise kleine Strukturen betreffen. Die Aufgaben des Arztes umfassen außerdem abklärende Voruntersuchungen vor Eingriffen. Er begleitet zusammen mit weiteren Fachärzten die postoperativen Therapiemaßnahmen und gibt Empfehlungen für die Rehabilitation.

Grundsätzlich handelt es sich bei der Neurochirurgie um ein breites Fach. In das Gebiet fallen die Wirbelsäulenchirurgie und stereotaktische Verfahren ebenso wie die Mikrochirurgie, bei der die Eingriffe unter dem OP-Mikroskop ablaufen. In jedem Fall gilt zu beachten, dass Operationsfehler im Bereich der Nerven nicht reversibel sind. Die Neurochirurgen wenden Verfahren wie die Endoskopie und computergestützte Operationen an. Verfahren wie die Tiefenhirnstimulation bei Parkinson-PatientInnen gehören ebenfalls in den Bereich. Entsprechend breit sind die Anforderungen an den angehenden Arzt, die über das reine Facharztprofil hinausreichen. Neben vertiefter Kenntnis in Neuroanatomie, Neuropathologie und Neurophysiologie erweisen sich praktische Fähigkeiten und eine gesunde Selbsteinschätzung im Operationssaal als vorteilhaft. Außerdem sollten Fachärzte für Neurochirurgie mit PatientInnen und Angehörigen kompetent umgehen können.

Neurochirurgin / Neurochirurg: Tätigkeitsfelder

Das Feld der Neurochirurgie ist zwischen der Chirurgie und der Neurologie angesiedelt und ist im Vergleich zu anderen Disziplinen ein eher kleines Fachgebiet. Hier waren im Jahr 2019 in Deutschland laut Bundesärztekammer 2.446 Ärzte und Ärztinnen tätig.

Die Mehrheit der Neurochirurgen arbeitet in Universitätskliniken und Krankenhäusern. Laut Bundesärztekammer arbeiteten 2019 im stationären Bereich 1.662 Fachärzte für Neurochirurgie. Unter ihnen waren 258 leitende ÄrztInnen. Aber auch die Praxis ist ein möglicher Arbeitsbereich für eine Neurochirurgin oder einen Neurochirurgen. Im Jahr 2019 arbeiteten 686 der Fachärzte dieser Richtung im ambulanten Bereich, davon 485 als niedergelassene Mediziner und 201 im Angestelltenverhältnis.

Unter bestimmten Umständen kann ein Facharzt für Neurochirurgie die Arbeit im stationären und ambulanten Bereich kombinieren. 2019 waren 58 Neurochirurgen sowohl in der Klinik / im Krankenhaus und in der Facharztpraxis tätig. Als Belegarzt kann ein Neurochirurg, der nicht im Krankenhaus angestellt ist, dennoch seine PatientInnen in der Einrichtung behandeln und Operationen durchführen. Weitere Berufsfelder sind neben der praktischen Tätigkeit mit Eingriffen an Nerven oder Wirbelsäule die medizinische Forschung und Lehre. Zu möglichen weiteren Arbeitgebern für Fachärzte der Neurochirurgie gehören Behörden oder Körperschaften sowie die Pharmabranche.

Wie wird man Neurochirurg?

Wer als Facharzt für Neurochirurgie praktizieren möchte, absolviert zunächst ein Studium der Humanmedizin in zwölf Semestern. Daran schließt sich die neurochirurgische Ausbildung an. Die Landesärztekammer des Bundeslandes gibt die Inhalte und den Aufbau der Weiterbildung vor. Diese Regelung beruht wiederum auf der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer.

Die Ausbildung absolvieren die angehenden Neurologen als Assistenzärzte (Arzt in Weiterbildung) in einer Weiterbildungsstätte gemäß Musterweiterbildungsordnung. Dies ist eine Universitäts- bzw. Hochschulklinik oder eine andere ärztliche Versorgungseinrichtung, etwa eine niedergelassene Praxis. Die Dauer der Ausbildung zum Neurochirurgen umfasst üblicherweise 72 Monate. Dies entspricht einer Zeit von sechs Jahren. Davon werden 48 Monte in der stationären Versorgung absolviert. Sechs Monate arbeitet der Assistenzarzt in der intensivmedizinischen Versorgung neurochirurgischer Patienten. Möglich ist außerdem, zwölf Monate der Weiterbildung in bestimmten Gebieten außerhalb der Neurochirurgie zu absolvieren.

Zu den Inhalten der Weiterbildung gehören Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten beim Erkennen von Krankheiten einschließlich der peripheren Nerven, der Wirbelsäule und weiterer Strukturen. Diverse Untersuchungs- und Behandlungsverfahren wie Eingriffe sind Teil der Ausbildung. Zum Umfang gehören Basistechniken für Operationen wie Neuronavigation oder Lumbalpunktion. Auch Bereiche wie die neurochirurgische Schmerztherapie oder die pädiatrische Neurochirurgie lernt die angehende Neurochirurgin beziehungsweise der angehende Neurochirurg kennen. Zudem sind Kenntnisse in der Versorgung neurochirurgischer Notfälle oder im Strahlenschutz Bestandteil der Ausbildung.

Was kann ein Neurochirurg verdienen?

Grundsätzlich hängt die Höhe des Einkommens eines Facharztes für Neurochirurgie von der Art seiner Beschäftigung ab. Für angestellte Ärzte und Ärztinnen in Universitätskliniken und Krankenhäusern gelten gesonderte Tarifverträge. Entsprechend bezahlen diese Einrichtungen ihre Mitarbeitenden abhängig von ihrer jeweiligen Gehaltsstufe. Diese ergibt sich aus der Dauer der Tätigkeit und dem Qualifikationsgrad. Auch macht es bei der Gehaltshöhe einen Unterschied, ob der Betreiber eine Universität, eine Kommune oder ein privater Krankenhauskonzern ist. Private Krankenhäuser regeln die Bezahlung ihres Personals in eigenen Tarifverträgen. Für Hochschulabsolventen der Medizin liegt das durchschnittliche Bruttoeinstiegsgehalt im Jahr 2020 laut einer Statista-Umfrage  bei 56.683 Euro.

Eine weitere Option, um Erkrankungen des Gehirns, der peripheren Nerven und der Wirbelsäule zu behandeln, ist die Tätigkeit als niedergelassene Neurochirurgin. Auch dann ist es möglich, Operationen durchzuführen. Dies können sowohl ambulante als auch stationäre Eingriffe sein. In Belegbetten im Krankenhaus kann ein Facharzt in der Neurochirurgie PatientInnen im Krankenhaus behandeln. Niedergelassene Mediziner in dem Bereich erzielten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 Einnahmen in Höhe von 611.000 Euro. Dies entsprach einem Reinertrag von 281.000 Euro. Für die Wirtschaftlichkeit sind Standort und Einzugsgebiet wichtige Faktoren. Auch fachliche Spezialisierungen und Erfahrungen beeinflussen die Einkommensaussichten in der Neurochirurgie.

Weiterbildungsmöglichkeiten in der Neurochirurgie

Im Fokus der neurochirurgischen Tätigkeit stehen Erkrankungen oder Verletzungen, die auf das Gehirn oder das zentrale Nervensystem zurückzuführen sind. Innerhalb dieses breiten Fachgebiets sind für die Neurochirurgin und den Neurochirurgen Spezialisierungen auf Unterbereiche möglich, da bereits einzelne Schwerpunkte komplexe Behandlungen erfordern. Zu den wesentlichen Feldern gehören die Behandlungen inklusive Operationen bei Erkrankungen der Wirbelsäule. In Anbetracht einer stetig alternden Bevölkerung steigt der Bedarf an qualifizierter ärztlicher Versorgung.

Die Behandlung von Hirntumoren ist ein weiteres wachsendes Segment in der Neurochirurgie. Ein möglicher Bereich ist eine Zusatz-Weiterbildung im Bereich Intensivmedizin. Sie umfasst die Intensivüberwachung und Intensivbehandlung. Ein Facharzt der Neurochirurgie verfügt über die Zugangsvoraussetzung zu dieser 24-monatigen Weiterbildung. Sie umfasst auch die intensivmedizinische Behandlung infolge neurochirurgischer Operationen und Verletzungen, etwa bei Eingriffen an peripheren Nerven. Weitere Gebiete für die Spezialisierung sind die pädiatrische Neurochirurgie und die stereotaktische Neurochirurgie.

Alle Ärztinnen und Ärzte, die in Deutschland an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen, sind verpflichtet, sich in qualifizierten Veranstaltungen in ihrem Gebiet fortzubilden. Dies gilt auch für Neurochirurgen. Den rechtlichen Hintergrund dafür bildet § 95d des Fünften Sozialgesetzbuches. Innerhalb von fünf Jahren müssen Ärztinnen und Ärzte 250 Fortbildungspunkte nachweisen können. Der Fachverband und der Berufsverband der Neurochirurgen bieten mit der Neurochirurgischen Akademie für Aus- und Fortbildung qualifizierte Kurse für Fachärzte in diesem Bereich.

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