Studium Pflegewissenschaft

Organisationstalente mit sozialer Ader und Interesse an Forschung gesucht

Das Studium Pflegewissenschaft vereint professionelle Krankenpflege mit einer Qualifizierung für Leitungsaufgaben im Pflegebereich. Die Bereitschaft zu wissenschaftlichem Arbeiten und Interesse für soziale, ethische und rechtliche Fragestellungen im Pflegebereich sind hilfreich. Mehr zur Ausbildung, zur Tätigkeit und zum Verdienst.

Studium Pflegewissenschaft: allgemeine Informationen

Die Pflegewissenschaft ist noch eine relativ junge Disziplin. Die Akademisierung der Pflege hat in Deutschland – anders als etwa im angloamerikanischen Raum und in den skandinavischen Ländern – noch keine lange Tradition. Die ersten akademischen Studiengänge entstanden in den 1960er-Jahren in der ehemaligen DDR, in Westdeutschland ab den 1980er-Jahren. Aktuelle Studiengänge sind nach dem Bologna-Modell der akademischen Ausbildung organisiert. Das bedeutet, dass als erster Abschluss ein Bachelortitel vergeben wird. Darauf aufbauend können ein Masterstudium und ein Doktoratsstudium absolviert werden.

Voraussetzung für ein Bachelorstudium der Pflegewissenschaft ist an den meisten Hochschulen eine allgemeine Hochschulreife oder eine abgeschlossene Ausbildung in einem Pflegeberuf. Manche Universitäten akzeptieren auch BewerberInnen, die sich in einer Pflegeausbildung befinden. Da es große Unterschiede zwischen den Anforderungen der einzelnen Ausbildungsstätten gibt, empfiehlt es sich, die konkreten Voraussetzungen vor Ausbildungsbeginn an der gewünschten Hochschule zu erfragen.

Seit den 1990er-Jahren sind unterschiedliche Studiengänge aus dem Bereich der Pflegewissenschaft entstanden, die sich teilweise inhaltlich überschneiden. Dazu zählen etwa:

  • Die „klassische” Pflegewissenschaft mit den Schwerpunkten empirisches Pflegewissen, Methodik und Pflegeethik
  • Pflegemanagement mit einem starken betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt
  • Pflegepädagogik/Medizinpädagogik, wo die Didaktik der Pflegevermittlung im Vordergrund steht
  • Bachelor of Nursing als englischsprachiger, international orientierter Studiengang
  • Stark spezialisierte Studiengänge wie Advanced Nursing Practice, Palliativpflege oder Gerontologie

Inhaltlich finden sich im Studium der Pflegewissenschaft sowohl grundlegende pflegerische Erkenntnisse als auch wissenschaftliche Methodik, Ethik und spezifische Fachthemen. Mit fortgeschrittenem Studium können bestimmte Schwerpunkte gewählt werden. Praktische Inhalte nehmen viel Platz im Studium ein. Die zukünftigen Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler sollen sowohl umfassende fachliche Kompetenzen erlangen als auch in der Lage sein, wissenschaftlich zu arbeiten.

Pflegewissenschaftler: Aufgaben und Arbeitsgebiete

Ausgebildete Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler finden ein spannendes, oft herausforderndes und äußerst vielfältiges Betätigungsfeld vor. Sie sind meist nicht mehr direkt am Krankenbett tätig, sondern nehmen leitende Funktionen in Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen ein. In ihrem Berufsalltag sind sie vor allem mit dem Qualitätsmanagement der Pflege in ihrer Einrichtung befasst. Dazu zählen etwa die Planung und Evaluierung von Pflegemaßnahmen, die Pflegedokumentation und die Optimierung von Abläufen, die nicht mehr den Ansprüchen einer zeitgemäßen und wissenschaftlich fundierten Pflegetätigkeit gerecht werden.

Eine bedarfsorientierte, vorausschauende Personalplanung und ein wirtschaftlicher Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen fallen ebenfalls in den Aufgabenbereich von Pflegewissenschaftlern. Hier überschneidet sich das Berufsbild mit dem der Pflegemanager. Diese absolvieren ein vergleichbares Studium, in dem der Schwerpunkt jedoch auf Organisation und Verwaltung liegt.

Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler sind schließlich auch in der Lehre und Forschung tätig. Sie vermitteln Auszubildenden an Universitäten und Fachschulen für Krankenpflege grundlegende Kenntnisse der Pflegewissenschaft sowie praktische Inhalte der Krankenpflege, betreuen Abschlussarbeiten und leiten Praktika und Seminare. Als Forschende erheben und bewerten sie unter anderem Daten, die für die Weiterentwicklung der Pflegepraxis von Bedeutung sind, publizieren ihre Ergebnisse in Fachzeitschriften und diskutieren sie mit KollegInnen.

Wo arbeiten Pflegewissenschaftler?

Häufig finden sich Pflegewissenschaftler nach Abschluss ihres Studiums dort wieder, wo sie ihre Karriere begonnen haben: auf einer Station eines Krankenhauses, in einem Pflegeheim oder in einer Rehabilitationseinrichtung. Allerdings nehmen sie dann gewöhnlich eine Leitungsfunktion ein, etwa als Stationsleitung oder Pflegedienstleitung. Arbeitgeber sind häufig kommunale Krankenhäuser, Universitätskliniken, Privatkliniken oder öffentliche und private Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen.

In den vergangenen Jahren ist der Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften aus dem medizinischen und pflegerischen Bereich stetig gestiegen. Gerade im Pflegebereich fand eine Professionalisierung statt, die auch zu einem verstärkten Bedarf an Führungskräften führte. Folglich entstanden viele neue Arbeitsplätze in diesen Bereichen. Pflegewissenschaftler sind gefragte Mitarbeitende in Projekten für die öffentliche Gesundheit, bei Sozialversicherungen und Krankenkassen, Gesundheitsämtern und Beratungsstellen sowie in der Gesundheitsprävention. Eine wichtige Rolle nehmen sie auch im Bereich der Heimkrankenpflege ein. Hier sind sie oft für die Leitung mobiler Pflegedienste zuständig.

Pflegewissenschaftler sind außerdem an Ausbildungsstätten für Gesundheits- und Krankenpflege, an Universitäten und Fachhochschulen sowie an außeruniversitären Bildungs- und Fortbildungsinstitutionen tätig.

Studium Pflegewissenschaft

Um Pflegewissenschaftler zu werden, ist eine Ausbildung an einer Universität oder Fachhochschule notwendig. Für die Aufnahme sind je nach Bildungseinrichtung unterschiedliche Voraussetzungen zu erfüllen. Sehr viele zukünftige Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler haben bereits eine einschlägige Ausbildung abgeschlossen. Das ist nicht überall Voraussetzung, an manchen Hochschulen jedoch zumindest von Vorteil. Gewöhnlich ist eine allgemeine Hochschulreife oder eine Fachhochschulreife vor Studienbeginn nachzuweisen. Manche Bildungseinrichtungen verlangen die Absolvierung von Praktika aus dem Pflegebereich vor der Aufnahme in den Studiengang.

Das Studium der Pflegewissenschaft unterteilt sich in ein Bachelor- und ein Masterstudium. Als erster Abschluss wird somit ein „Bachelor of Arts” oder „Bachelor of Science” (BA oder BSc) verliehen. Wer möchte, kann seine Kenntnisse anschließend im Masterstudium vertiefen. Die Studiendauer hängt von der gewählten Form ab. Im Bachelorstudium stehen neben dem dreijährigen Vollzeitstudium verschiedene Formen des Teilzeitstudiums oder der dualen Ausbildung zur Auswahl. Das Masterstudium dauert mindestens vier Semester. Auch hier kann zwischen unterschiedlichen Studienwegen gewählt werden. Das Masterstudium schließt mit einem „Master of Science” oder „Master of Arts” ab.

Inhaltlich beschäftigt man sich im Bachelorstudium mit den Grundlagen der Pflegewissenschaft und kann erste Spezialisierungen wählen. Neben der Theorie der Pflegewissenschaft wird viel Wert auf Praxis gelegt: In Praktika oder Praxissemestern erlernen die Studierenden die notwendigen Fähigkeiten, um professionelle Pflegetätigkeiten und Pflegedokumentationen ausführen zu können. Vor Abschluss des Bachelorstudiums verfasst man eine erste eigenständige wissenschaftliche Arbeit, die Bachelorarbeit.

Wer sich für ein Masterstudium entscheidet, sollte schon einen Schwerpunkt gewählt haben, denn hier geht es um die Spezialisierung auf einen ganz bestimmten Teilbereich der Pflegewissenschaft. Voraussetzung ist ein einschlägiges Bachelorstudium oder eine vergleichbare Ausbildung. Im Vordergrund stehen nun Theorie und wissenschaftliche Methodik. Selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Am Ende der Ausbildung steht wie auch schon im Bachelorstudium das Verfassen einer Abschlussarbeit, der Masterarbeit.

Für Pflegewissenschaftler stehen viele Spezialisierungs- und Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, etwa in der Gerontologie, in der Intensivpflege, im Qualitätsmanagement, in der Pflegeethik oder in der Pflegedidaktik.

Verdienstmöglichkeiten für Pflegewissenschaftler

Das durchschnittliche Gehalt von Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftlern liegt in Deutschland bei etwa 3.200 Euro brutto monatlich. Im Einzelfall ist das Einkommen jedoch stark von Funktion, Berufserfahrung und Art des Abschlusses abhängig. So erzielen Absolventen des Masterstudiums in leitenden Funktionen Gehälter von bis zu 4.200 Euro monatlich, Bachelor-Absolventen ohne wesentliche Berufserfahrung kommen bei Berufseinstieg dagegen auf etwa 2.500 Euro brutto im Monat.

Das Gehalt steigt mit der Berufserfahrung, der Übernahme von Leitungspositionen und bei regelmäßiger Weiterbildung kontinuierlich an. Das gilt vor allem für Beschäftigte in kommunalen Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen. Ihr Einkommen unterliegt dem Tarifvertrag Öffentlicher Dienst (TVÖD), der regelmäßige Gehaltssprünge vorsieht.

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Stand: April 2021