Berufsbild Orthoptist

Orthoptisten arbeiten eng mit anderen Fachkräften für Augenerkrankungen zusammen, um Störungen des Sehens rechtzeitig zu erkennen und ihren Patientinnen und Patienten wieder zu einem guten Sehvermögen zu verhelfen. Alle Informationen zum Berufsbild sind in diesem Text zu finden. 

Orthoptist: Berufsbild

Wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben in der Orthoptik ist ein starkes Interesse an den physikalischen und biologischen Grundlagen bestimmter Augenerkrankungen wie des Schielens, des Augenzitterns und der verschiedenen Augenbewegungsstörungen. Gute Kenntnisse über die Funktionsweise des Auges und seine Bewegungen sind dafür ebenso notwendig wie das Verständnis der sensorischen Verarbeitung von Sehwahrnehmungen.

Die Orthoptistin oder der Orthoptist untersucht und informiert Betroffene, erklärt therapeutische Möglichkeiten und führt die notwendigen Therapien selbstständig durch. Das erfolgt gewöhnlich in enger Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachberufen wie Augenärzten und Optikern. Krankheitsbilder, die im Berufsalltag von Orthoptistinnen und Orthoptisten häufig vorkommen, sind zum Beispiel:

  • Lähmungen der Augenmuskel
  • Fehlstellungen des Auges und daraus resultierendes Schielen
  • Sehen von Doppelbildern
  • Augenzittern und Kopfschmerz
  • Lesestörungen
  • Reduziertes Sehvermögen auf einem oder auf beiden Augen
  • Augenbedingte Fehlhaltungen des Kopfes

Eine umfassende Diagnostik ist der erste Schritt zur erfolgreichen Therapie eines Patienten bzw. einer Patientin. Die Orthoptistin oder der Orthoptist führt dazu folgende Untersuchungen durch:

  • Objektive und subjektive Prüfung von Fehlsichtigkeiten
  • Bestimmung der Sehschärfe in Nähe und Ferne
  • Prüfung der Nahanpassungsfähigkeit
  • Überprüfung der Augenstellung und der Augenbewegungsfähigkeit
  • Prüfung der beidäugigen Zusammenarbeit und der schnellen und langsamen beidäugigen Augenbewegungen
  • Messen des Schielwinkelfelds
  • Prüfung der optischen Korrektion
  • Farbensehen und Kontrastsehen
  • Beleuchtungsbedarf
  • Überprüfung der Leseschärfe und ihrer Geschwindigkeit

Damit Orthoptisten ein optimales Ergebnis für ihre Patienten erzielen, ist eine korrekte, konzentrierte und genaue Arbeitsweise wichtig. Schon kleine Abweichungen bei der Feststellung von Sehschwächen führen zu fehlerhaften Korrekturen von Sehproblemen und behindern therapeutische Erfolge. Orthoptistinnen und Orthoptisten benötigen zudem eine hohe Teamfähigkeit, um gut mit Beschäftigten aus verwandten medizinischen Berufen zusammenarbeiten zu können.

Eine hohe Kommunikationsfähigkeit ist ebenfalls wichtig. Orthoptistinnen und Orthoptisten müssen ihren Patienten und Patientinnen die medizinischen Hintergründe verschiedener Augenerkrankungen und die Gründe für therapeutische Entscheidungen in laiengerechter Sprache erklären können. Vor allem in der Behandlung des Schielens sind ihre Patienten oft Kinder oder Jugendliche. Eine altersadäquate Kommunikation ist hier ebenso vonnöten wie die Vermittlung der wichtigsten therapeutischen Konzepte an Eltern oder andere Angehörige.

Arbeitsort Spezialambulanz

An Universitäts- oder spezialisierten Privatkliniken sind häufig Spezialambulanzen eingerichtet, die als Schnittstelle zwischen der Augenheilkunde, der Neurologie und der Kinderheilkunde fungieren. Dort kümmern sich Orthoptistinnen und Orthoptisten um die Behandlung des Strabismus, von Augenbewegungsstörungen oder um die Rehabilitation neurologisch bedingter Augenerkrankungen. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen medizinischen Fachberufen ist hier besonders eng – das Arbeiten gestaltet sich somit multidisziplinär. Patienten wie Kollegen an großen Fachabteilungen haben oft einen internationalen Hintergrund. Interkulturelle Kompetenz und gute Fremdsprachenkenntnisse sind daher ein Plus.

Tätigkeit in einer augenärztlichen Praxis

In der Praxis eines niedergelassenen Facharztes für Augenheilkunde sind Orthoptistinnen und Orthoptisten die ersten Ansprechpartner für Patienten, die ihre Sehkraft überprüfen lassen möchten oder unter funktionellen Sehstörungen leiden. Der Orthoptist erhebt die Anamnese und führt die ersten Untersuchungen durch. Er erstellt in Zusammenarbeit mit dem Arzt oder der Ärztin einen individuellen Therapieplan, erklärt die Therapien und kontrolliert den Erfolg. Eine Tätigkeit in einer augenärztlichen Praxis ermöglicht persönlichere Patientenkontakte und ist besonders für Menschen attraktiv, die Betreuungspflichten haben. Hier ist Teilzeitbeschäftigung meist möglich.

Tätigkeit in der Forschung und in der Lehre

Für wissenschaftlich Interessierte ist auch eine Tätigkeit in Forschungseinrichtungen möglich, die auf Sehstörungen spezialisiert sind. Hier entwickeln sie gemeinsam mit Forschern und Forscherinnen aus dem Bereich der Augenheilkunde neue Therapien, dokumentieren Ergebnisse und testen innovative Techniken an Patientinnen und Patienten.

Wer bereits viel Erfahrung in seinem Fachgebiet gesammelt und einschlägige Weiterbildungen absolviert hat, kann auch in der Lehre tätig werden. In diesem Fall unterrichtet man an einer Ausbildungsstätte zukünftige Orthoptistinnen und Orthoptisten in den unterschiedlichen Grundlagenfächern des Berufs und vermittelt die notwendigen praktischen Skills.

Bildquelle: iStock.com/Inside_Creative_House

Stand: Dezember 2020