Notfallsanitäter: Ausbildung in Theorie und Praxis

Um Notfallsanitäter oder -sanitäterin zu werden, brauchen Auszubildende einige Kompetenzen. Hierzu gehören ein gewisses Maß an körperlicher Kraft sowie psychische Belastbarkeit. Welche Maßnahmen in einem Notfall getroffenen werden müssen, lernen die Azubis während ihrer dreijährigen Ausbildung. 

Ausbildung zum Notfallsanitäter: Voraussetzungen

Den Beruf des Notfallsanitäters und somit auch die Ausbildung gibt es erst seit dem Jahr 2014. Damals ersetzte der Notfallsänitäter den Beruf des Rettungsassistenten. Seit dieser Umstellung hat sich auch die Dauer der Ausbildung verlängert und die Auszubildenden lernen drei statt wie bislang beim Rettungsassistenten nur zwei Jahre lang die Kompetenzen und Kenntnisse, die sie für ihren Beruf als Notfallsanitäterin oder Notfallsanitäter brauchen.

Um die Ausbildung zum Notfallsanitäter starten zu können, sind einige Voraussetzungen notwendig. Hierzu gehören zum einen eine gewisse körperliche Fitness, um im Notfall einen Patienten heben zu können, sowie eine hohe psychische Belastbarkeit und Sorgfaltspflicht. Wer sich für die Ausbildung zum Notfallsanitäter interessiert, sollte sich im Vorfeld selbst fragen, ob er oder sie aursreichend gefestigt ist und den Anblick von Körperflüssigkeiten wie Blut oder Erbrochenes ertragen kann. 

Zudem benötigen angehende Notfallsanitäter oder - sanitäterinnen einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss plus zwei Jahre Berufserfahrung. Viele Arbeitgeber fragen außerdem nach einem einwandfreien Führungszeugnis. Für die Zulassung sind Auswahlverfahren verbreitet.

Folgende Eigenschaften sollten angehende Notfallsanitäter mitbringen:

  • körperliche Fitness
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Gefahrenbewusstsein
  • Eigeninitiative
  • Sorgfalt
  • Interesse an medizinischen Inhalten
  • psychische Belastbarkeit und Stressresistenz
  • Unempfindlichkeit angesichts von Blut oder Erbrochenem
  • Teamfähigkeit

Weiterhin erwarten Arbeitgeber einen Führerschein der Klasse B und ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge. Zu Ausbildungsbeginn muss der Kandidat oder die Kandidatin mindestens 18 Jahre alt sein.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter sowie deren Inhalte regelt das Notfallsanitätergesetz. Orte dafür sind neben der Berufsfachschule die Lehrrettungswache und das Krankenhaus. Die Ausbildung selbst dauert drei Jahre und umfasst insgesamt 4.600 Stunden. Die angehenden Notfallsanitäter lernen Abteilungen von der Notfallabteilung bis zum OP-Bereich kennen. Die Auszubildenden erwerben den Führerschein C1 für das Führen des Rettungswagens und müssen von den Kosten der Fahrerlaubnis einen Teil selbst übernehmen.

Das lernen Notfallsanitäter während ihrer Ausbildung

Während ihrer Ausbildung lernen angehende Notfallsanitäter und Notfallsanitäterinnen drei Jahre lang in Theorie und Praxis. Der theoretische Unterricht rund um die Notfallversorgung umfasst 1.920 Stunden in der Berufsfachschule. Das praktische Wissen lernen die Azubis während 720 Stunden im Krankenhaus und 1.960 Stunden in der Rettungswache. Die Inhalte der Ausbildung sind im Notfallsanitätergesetz festgeschrieben, genauso wie die zu erbringenden Prüfungsleistungen.

Das Wichtigste, das die Auszubildenden lernen, ist die Versorgung von Notfallpatienten direkt vor Ort bzw. der Transport von Notfallpatienten. Denn die Notfallsanitäter sind in der Regel auch die ersten Personen, die an Ort und Stelle sind. Hier müssen sich die Sanitäter erst einmal orientieren und die Situation erfassen.

Zu den Schwerpunkten der Ausbildung gehören laut Notfallsanitätergesetz folgende Punkte:

  • schnelles Erfassen der bestehenden Gefahren
  • Erstversorgung der PatientInnen
  • Diagnose von Krankheitsbildern
  • Kommunikation mit Hilfebedürftigen und Beteiligten am Einsatzort
  • Gefahrenabwehr
  • Umgang mit medizinisch-technischen Geräten
  • Transportfähigkeit des Patienten sicherstellen
  • Durchführen von Maßnahmen auf ärztliche Anordnung
  • Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen am Einsatzort

Nach 4.600 Ausbildungsstunden folgt für die angehenden Notfallsanitäter eine staatliche Prüfung. Sie besteht aus drei schriftlichen Arbeiten, drei mündlichen Prüfungen und vier Fallbeispielen. Möglich ist auch eine Teilzeitausbildung im Zeitraum von fünf Jahren. Die Ausbildung erfolgt bundesweit nach einheitlichen Vorgaben und wird in vielen Fällen nach Tarif vergütet.

Ein fertig ausgebildeter Notfallsanitäter oder eine Notfallsanitäterin verdient nach Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes 3.003 bis 3.699 Euro monatlich. Rettungskräfte sind im Schicht- und Nachtdienst tätig.

Notfallsanitäter versus Rettungssanitäter

Auch wenn es sehr ähnlich klingt, so gibt es doch einen grundlegenden Unterschied zwischen Rettungs- und Notfallsanitätern. Während die Ausbildung zum Notfallsanitäter eine vollwertige Berufsausbildung ist, handelt es sich beim Rettungssanitäter um eine weitaus kürzere Ausbildung, die sich zum Beispiel für Ehrenamtlich eignet oder als Nebentätigkeit neben dem Studium. Zum Vergleich: Die Notfallsanitäter-Ausbildung dauert ingesamt 4.600 Stunden, beim Rettungssanitäter sind es nur 520 Stunden. 

Nach der Ausbildung werden Rettungssanitäter vor allem in der Krankenbeförderung eingesetzt oder als Fahrer des Rettungwagens. Notfallsanitäter versorgen hingegen die betroffenen Patienten und Patientinnen am Notfallort. 

Noch ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Ausbildungen betrifft die Kosten: Die Ausbildung zum Rettungssanitäter kostet zum Beispiel beim Deutschen Roten Kreuz 1.490 Euro. Für die Notfallsanitäter-Ausbildung erhalten die Azubis hingegen ein Gehalt. 

Die Ausbildung zum Rettungssanitäter kann darüber hinaus Menschen mit Hauptschulabschluss die anschließende Ausbildung zum Notfallsanitäter ermöglichen. So weisen die Johanniter auf ihrer Internetseite ausdrücklich hin, dass Interessenten mit Hauptschulabschluss über eine Ausbildung zum Rettungssanitäter die Eignung zur weiteren Ausbildung errreichen können. 

Notfallsanitäter: Ausbildung bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr bildet ihre eigenen Notfallsanitäter aus. Wer sich für eine solche Ausbildung und eine spätere Tätigkeit in einem Bundeswehrkrankenhaus oder in einer Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr interessiert, muss 17 Jahre oder älter sein und mindestens einen Hauptschulabschluss plus eine Berufsausbildung oder einen Realschulabschluss vorweisen können.

Neben der deutschen Staatsangehörigkeit müssen angehende Notfallsanitäter bei der Bundeswehr auch eine Flexibilität bei ihrem Wohnort mitbringen. Denn sowohl eine Versetzung innerhalb Deutschlands als auch Auslandseinsätze stehen bereits in der Ausschreibung der Bundeswehr. Hinzu kommt, dass Auszubildende bei der Bundeswehr bereit sein müssen, 8 bis 13 Jahre lang als Soldat oder Soldatin zu arbeiten. 

Wer bei der Bundeswehr seine Notfallsanitäter-Ausbildung absolviert, verdient bereits zu Beginn mehr als 2.000 Euro brutto pro Monat. Im Jahr 2022 lag das Einstiegsgehalt bei 2.370 Euro pro Monat. 

Notfallsanitäter: Gehalt während der Ausbildung

Angehende Rettungssanitäter erhalten während ihrer Ausbildung eine Ausbildungsvergütung. Die Höhe dieses Gehalts variiert je nach Arbeitgeber und je nach Ort der Ausbildung. Zum Beispiel erhalten diejenigen, die nach dem Tarifvertrag für Bund und Kommunen TVAöD-BT-BBiG arbeiten, seit dem 01. April 2022 folgendes Gehalt während ihrer Ausbildung:

  • Gehalt im 1. Ausbildungsjahr 1.068,26 Euro
  • Gehalt im 2. Ausbildungsjahr 1.118,20 Euro
  • Gehalt im 3. Ausbildungsjahr 1.164,02 Euro
  • Gehalt im 4. Ausbildungsjahr 1.227,59 Euro

Die Höhe des Azubi-Gehalts hängt auch vom Ausbildungsträger und dem Bundesland ab. Die Ausbildung schließt mit einer staatlichen Prüfung ab. Bei den Maltersern zum Beispiel erhalten die Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr ein Gehalt von 1.165 Euro. Im zweiten Lehrjahr steigt die Vergütung auf 1.227 Euro und ein weiteres Jahr später verdienen die Auszubildenden 1.328 Euro.

Nach der Ausbildung steigt das Gehalt der Notfallsanitäter bei den Maltesern auf rund 2.900 Euro und kann im Laufe der Jahre auf bis zu 3.500 Euro brutto im Monat steigen. Alle Infos zum Gehalt als Notfallsanitäter finden Sie hier.

Wer bildet zum Notfallsanitäter aus?

Die wohl bekanntesten Arbeitgeber für eine Ausbildung zum Notfallsanitäter sind das Deutsche Rote Kreuz, kurz DRK, sowie die Johanniter und die Malteser. Sie alle bieten ausführliche Informationen zum Ablauf der Ausbildung sowie zu den Voraussetzungen auf ihrer Internetseite an.

Bei den Johannitern etwa findet die Ausbildung in einer Berufsschule sowie in einer Rettungswache und in Lernkrankenhäusern statt. Das DRK hat Rettungsdienstschulen. In beiden Fällen müssen Interessenten nach ihrer Bewerbung ein Auswahlverfahren durchlaufen. Alternativ zu den genannten Arbeitgebern können sich Interessierte auch direkt bei der Feuerwehr um einen Ausbildungsplatz als Notfallsanitäter bewerben. 

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