Die Stimme ist mitunter das wichtigste Werkzeug im Berufsalltag – auch für Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte. Ob im Austausch mit dem Team oder in sensiblen Gesprächen mit PatientInnen, stets gilt es, den richtigen Ton zu treffen und vor allem nicht die Stimme zu verlieren. Sherin Dahi, Dozentin für Stimme an der Ludwig-Maximilian-Universität in München, ist als Coach für Stimm-, Sprech- und Kommunikationstraining regelmäßig zu Gast in Kliniken und weiß, wie die Stimme im Berufsalltag fit bleibt. Hier kommen ihre Tipps:
Tipp 1: Guten Morgen sagen – auch der Stimme
Wenn wir aufstehen, strecken und recken wir uns intuitiv, um den Körper aufzuwecken und in Form zu bringen. Die Stimme vergessen wir jedoch gerne. Dabei ist eine Stimmvorbereitung für den Tag genauso wichtig. Atemübungen, Summen und die bewusste Aussprache von „Guten Morgen“ mit einem intensiven M-Ton dienen als artikulatorische Vorbereitung für den Tag.
Tipp 2: Warm-up vor Gesprächen
Gähnen drückt den Kehlkopf nach unten und sorgt für Weite im Rachen. Lippenflattern bringt den Kehlkopf in eine neutrale Position, entspannt die Gesichtsmuskulatur und erhöht die Resonanz. Dabei wird die Luft langanhaltend durch den Mund gepresst, sodass die Lippen buchstäblich flattern. Die Luft, die wieder nach hinten gedrückt wird, massiert gleichzeitig die Stimmlippen. Auch Summen und Singen tun der Stimme gut.
Tipp 3: Ruhig mal Pause machen
Die Stimme ist kein Dauerläufer. Gerade bei langen Diensten im Krankhaus sollte man sich das unbedingt bewusst machen. Kurze Pausen schonen die Stimmlippen und senken die Belastung. Wer gezielt kleine Ruhephasen einplant – etwa zwischen Patientengesprächen oder nach Telefonaten – hält die Stimme länger fit.
In der Pause einmal an der frischen Luft tief durchatmen
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Tipp 4: Räuspern vermeiden – lieber husten
Räuspern ist ein echter Stimmkiller und kann schnell zum ‚Tick‘ werden. Denn: Beim Räuspern reiben die Stimmlippen unnötig aneinander, wodurch diese noch mehr Schleim produzieren, was wiederum das Bedürfnis zu räuspern auslöst. Um diesen uneffektiven Kreislauf zu durchbrechen, besser sanft abhusten und ausreichend trinken.
Tipp 5: Weniger Koffein – mehr Wasser
Ausreichend Wasser trinken – dieser oft ausgesprochene ärztliche Rat gilt auch für die Stimmhygiene von MedizinerInnen. Am besten ist lauwarmes Wasser ohne Kohlensäure. Kaffee, auch wenn er in langen Diensten wach hält, belastet die Stimme. Wer dauerhaft gut klingen will, sollte auf koffein- und milcharme Alternativen setzen und über den Tag verteilt ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.
Tipp 6: Bewegung hält auch die Stimme fit
Körperliche Aktivität verbessert die Atemtechnik und damit auch die Stimme. Schon kleine Bewegungen zwischendurch – zum Beispiel Schultern lockern, Wirbelsäule aufrichten – wirken positiv auf Haltung, Atmung und Stimmklang.
Tipp 7: Tief durchatmen – aber richtig!
Tief durchzuatmen ist fast immer ein guter Rat, aber unmittelbar zu Gesprächsbeginn ist das eher kontraproduktiv. Hier gilt: Erst sprechen und dann atmen. Anderenfalls übt die Hochatmung Druck auf die Brustebene aus und drückt unnötig auf die Stimme. Und aus einer ‚falschen‘ Stimmlage kommt man dann so schnell nicht wieder raus.
Tipp 8: Frische Luft für die Stimme
Lüften schützt nicht nur vor Viren, sondern auch die Stimme. Trockene, verbrauchte Luft reizt die Atemwege. Regelmäßiges Lüften und Spaziergänge an der frischen Luft wirken wie ein Stimmbad – besonders nach langen Besprechungen oder OPs.
Tipp 9: Schwierige Gespräche nonverbal meistern
Wer vor einem schwierigen Gespräch steht, sollte die nonverbale Komponente nicht unterschätzen. Das heißt: Nicht gleich lossprechen, erst einmal ankommen und einen guten Platz finden. Dann Brust raus, aufrechter Oberkörper, Kontakt zum Fußboden suchen und sich selbst erden, also bewusst das zweites Ende des Körpers finden. Zudem sollte man die ersten drei Sätze immer vorbereiten und parat haben. Am besten sind kurze und einfache Sätze.
Tipp 10: Resonanz für Kompetenz und Souveränität
Das Kompetente in der Stimme entsteht aus dem Einklang zwischen Brust- und Kopfstimme. Wenn beides mitklingt, entsteht Resonanz. Ein M-Ton bereitet gut darauf vor. Auch Kau-Phonation, also ein lautes ‚mmmhhh‘ beim Kauen, so als würde etwas besonders gut schmecken, lässt die Bruststimme mitschwingen. Habe ich meine Stimme gefunden, ist Geschwindigkeit wichtig: Bewusstes, reduziertes Sprechen mit kurzen Sätzen und gezielten Betonungen sorgt für einen kompetenten und souveränen Auftritt.
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