Katarzyna Battenfeld trifft man entweder als Oberärztin im Fachbereich Psychiatrie und Psychotherapie oder als Biologin und Fotografin unter Wasser der sieben Weltmeere. Seit 2005 lebt und arbeitet die gebürtige Polin in Deutschland, seit 2017 ist sie über doctari an verschiedenen Kliniken in Deutschland im Einsatz. Die Zeitarbeit ermöglicht der 53-jährigen Mutter, ihr Familienleben, ihren Beruf und ihre Passion in Einklang zu bringen.
Frau Battenfeld, wie sieht ein typischer Tag für Sie aus?
Momentan übernehme ich Tag- und Nachtdienste und vertrete KollegInnen in Oberarztstellen, vor allem in der Suchtmedizin. Das heißt, PatientInnen, die in die Klinik kommen, werden von mir fachärztlich untersucht und es wird eine Behandlung besprochen. Dort wo ich eingesetzt werde, fehlen Ärztinnen und Ärzte, um diese Arbeit rund um die Uhr zu leisten.
Es heißt, es gäbe einen fünffachen Anfrageanstieg in ihrem Fachgebiet im Zuge der Corona-Pandemie. Kann das Modell der Zeitarbeit in dieser Ausnahmesituation einen Beitrag zur Systemaufrechterhaltung leisten?
Tatsächlich hätten es die Kliniken ohne die Ärztinnen und Ärzte aus Zeitarbeitsfirmen wie doctari sehr schwer, ihrer Versorgungspflicht nachzukommen. Das ist allerdings kein Phänomen der Pandemie, sondern des Ärztemangels allgemein. Leihärztinnen und Leihärzte können hier kurzfristig über Engpässe hinweg helfen.
"Ich kann selbst bestimmen, wie ich meine Zeit in der Arbeit einsetze und wie viel ich arbeite."
Katarzyna BattenfeldKatarzyna BattenfeldKatarzyna Battenfeld
Wie passt solch ein kurzzeitiger Einsatz mit einer gemeinhin langfristigen psychologischen Beratung zusammen?
In meinem Einsatzbereich gibt es keine Langzeitbehandlungen oder Langzeitpsychotherapien. In der Akutpsychiatrie behandeln wir meist über einen Zeitraum von Wochen und nur in sehr seltenen Fällen über Monate. Zudem übernehme ich häufig die Nachtdienste. Das heißt, ich arbeite ab nachmittags bis zum nächsten Tag. Am Nachmittag kommen meist akute Fälle.
Sie haben sich bewusst für dieses Arbeitsmodell in Zeitarbeit entschieden – warum?
Ich habe einen kleinen Sohn – dieses Arbeitsmodell ist dafür optimal und sehr bequem. Ich kann so selbst bestimmen, wie ich meine Zeit in der Arbeit einsetze und wie viel ich arbeite. Ob ich 50 Stunden oder 140 Stunden im Monat arbeite, das entscheide ich bei doctari selbst als Arbeitnehmerin. Und ich kann das auch jederzeit ändern.
Akutpsychiatrie in der Suchtmedizin: Hier geht es eher um eine erste Stabilisierung und einen Plan für die Zukunft
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Ist das in einer regulären Festanstellung anders?
In der Regel ja. Diese Flexibilität und Selbstbestimmtheit quasi von Monat zu Monat habe ich in einer Anstellung aus vielen Gründen nicht. Nach 20 Jahren in Festanstellung genieße ich das sehr. Aber das ist nicht der einzige Vorteil.
Welche Vorteile sehen Sie außerdem?
Die positive Seite ist, dass man ein schlechtes Arbeitsverhältnis jederzeit beenden und gehen kann. Man kann zudem Angebote selbst auswählen. Einige KollegInnen machen nur Nachtdienste, andere arbeiten nur tagsüber, wieder andere gemischt. So kann man sein Leben viel besser planen und die eigenen Bedürfnisse nach Freiheit erfüllen.
Denken Sie, es wird in Zukunft mehr Zeitarbeitskräfte und weniger Festangestellte geben?
Ich darf als Zeitarbeitskraft in einem Krankenhaus erst einmal nur 18 Monate arbeiten, dann werde ich woanders eingesetzt oder der Arbeitgeber muss mich übernehmen. Das kann eine gute, wertvolle Erfahrung sein, um auch andere Kliniken kennenzulernen. Es ist aber nicht für jede und jeden geeignet. Ich denke auch für das System muss es weiterhin festangestellte Fachkräfte geben. Die Mischung aus Zeitarbeit und Festanstellung ist aus meiner Sicht gesund.
Vielen Dank für das Interview!
Mehr zu Katarzyna Battenfeld und ihren Unterwasser-Fotografien gibt hier unter kbattenfeld.de.
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