In Deutschland warten Tausende Menschen auf ein Spenderorgan. Sehr viele von ihnen vergeblich. Sie werden während der Wartezeit sterben, denn die Zahl der Organe, die transplantiert werden können, liegt weit unter der Zahl der benötigten Organen.
Spanien als Vorreiter im Europa-Vergleich
In Deutschland gibt es vergleichsweise wenig Organspenden. Laut der Website www.organspende-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben die Spanierinnen und Spanier im EU-Vergleich die höchste Spendenbereitschaft. In Spanien gab es im Jahr 2022 46 OrganspenderInnen je 1 Million EinwohnerInnen. In Österreich und Kroatien lag dieser Wert bei 25 bzw. 24. Zum Vergleich: In Deutschland gab es 10 OrganspenderInnen je 1 Million EinwohnerInnen.
Organspende-Register: Angst vor Missbrauch
Prinzipiell denken die meisten Deutschen positiv über Organspende. Laut einer repräsentativen Umfrage der BZgA sind 84 Prozent der Befragten positiv eingestellt. Allerdings haben nur 61 Prozent bereits eine Entscheidung für sich selbst getroffen und nur 44 Prozent haben dies dokumentiert, etwa mit einem Organspendeausweis.
Häufig sind Bedenken oder Angst vor Missbrauch der Grund für die Zurückhaltung beim Thema Organspende. Ein weiterer, häufig genannter Grund ist, dass die Person selbst glaubt, nicht als Organspender oder Organspenderin geeignet zu sein. In beiden Fällen könnte Aufklärungsarbeit helfen, sagen Experten.
Oder das neue Online-Organspende-Register, das es seit 18. März 2024 verfügbar ist. Seit dem Start haben sich bereits rund 120.000 Personen registriert. Der Vorteil des Registers ist, dass der Zugriff auf den Willen des Verstorbenen für Ärzte, Ärztinnen und anderes medizinisches Personal erheblich erleichtert wird. Denn der bisherige Organspendeausweis in Papierform ist im Notfall möglicherweise nicht auffindbar.
Schneller und einfacher Zugriff
Gibt es keinen solchen Organspendeausweis, dann müssen Angehörige im Ernstfall entscheiden, ob Organe bzw. Gewebe gespendet werden sollen. Das ist in einer solchen Situation belastend, erst recht, wenn man den Willen des Betroffenen nicht kennt.
Das Online-Organspende-Register bietet einen einfachen und vor allem schnellen Zugriff auf mögliche vom Verstorbenen abgegebene Daten, ob und wenn ja, welche Organe oder welches Gewebe gespendet werden sollen.
Allerdings ist die Registrierung bislang nur mit Personalausweis mit Online-Funktion möglich. Dies könnte für viele eine Hürde darstellen, sagen Kritiker. Im Laufe des Jahres sollen deshalb weitere Möglichkeiten zur Eintragung hinzukommen. Der Eintrag selbst kann jederzeit widerrufen oder geändert werden.
Transplantationen vs Wartende
Übersicht | Niere | Leber | Herz | Lunge |
|---|---|---|---|---|
Transplantierte Organe | 1.966 | 748 | 358 | 254 |
Wartende PatientInnen | 6.683 | 841 | 699 | 286 |
Statistik: Nieren werden besonders oft benötigt
Pro Jahr werden in Deutschland rund 3.000 Organe transplantiert. Im Jahr 2018 waren es 3.264 Organe – das ist der höchste Wert der vergangenen 10 Jahre. Die wenigsten Transplantationen fanden im Jahr 2017 statt. Damals wurden 2.765 solcher Eingriffe durchgeführt.
Das am häufigsten transplantierte Organ in Deutschland ist die Niere, ein Organ, das auch von Lebenden gespendet werden kann. Im Jahr 2022 wurden rund 2.000 Nieren transplantiert. Allerdings warteten im selben Jahr mehr als 6.600 Menschen auf eine neue Niere. Ebenfalls transplantiert werden kann ein Herz, eine Leber, eine Lunge, eine Bauchspeicheldrüse und, allerdings sehr selten, der Darm.
Gewebespende: Was ist das?
Neben Organen sind auch sogenannte Gewebespenden möglich. Gespendet und somit auf andere Personen übertragen werden können die Augenhornhaut, Herzklappen und Blutgefäße. Auch Knochen und Weichteilgewebe können entnommen und transplantiert werden, genau wie Haut im Allgemeinen, die Eihaut der Fruchtblase und Inselzellen. Gewebespenden können von Verstorbenen oder von Lebenden gewonnen werden.
Wie funktioniert das Organspende-Register?
Seit 18. März können sich Organspender hier online registrieren. Hierfür erforderlich sind ein Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion. Alternativ kann ein elektronischer Aufenthaltstitel oder eine eID-Karte für BürgerInnen der EU oder des europäischen Wirtschaftsraums genutzt werden. Zudem benötigen die Personen die Nummer ihrer Krankenversicherung und eine E-Mail-Adresse. Für das Auslesen des Ausweises wird die Ausweis-App oder ein Kartenlesegerät benötigt. Der bisherige Organspendeausweis bleibt weiterhin gültig.
Titelbild: iStock.com/Khanchit Khirisutchalual
