Gutachten

Wie viel Geld ist nötig, um Krankenhäuser krisensicher zu machen?

Krankenhäuser sind in Deutschland nicht ausreichend auf Krisen vorbereitet, sagt die DKG
Sabine Stahl | 30.10.2025 | Lesedauer: 2 Minuten

Die DKG fordert eine nationale Strategie zur Stärkung der Resilienz von Krankenhäusern – mit Milliardeninvestitionen für Cyberabwehr, bauliche Sicherheit und personelle Vorbereitung.

Vom Cyberangriff bis zum Verteidigungsfall

Deutsche Krankenhäuser sind nicht gut auf Krisen- und Ausnahmesituationen vorbereitet. Dies zu ändern, wird richtig teuer. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) zur Krisen- und Verteidigungsfähigkeit deutscher Krankenhäuser in Berlin vorgestellt hat. Durchgeführt wurde die Studie vom Institute for Health Care Business (hcb) und dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI).

Für das Gutachten wurden drei verschiedene Ausnahmeszenarien gezeichnet: Cyberangriffe und Sabotage, der Bündnisfall mit der Versorgung verletzter Soldaten aus NATO-Partnerstaaten sowie der Verteidigungsfall mit der direkten Verteidigung Deutschlands. In allen drei Fällen wurde analysiert, wie viel Geld in bauliche, technische und personelle Maßnahmen fließen müsste, um für den Ernstfall gut gerüstet zu sein. So viel vorweg: Es ist richtig viel.

Eine Ärztin rauft sich die Haare, der Bildschirm zeigt einen Cyberangriff

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Investitionen in Milliardenhöhe für den Fall der Fälle

Um Klinken und Krankenhäuser in Deutschland ausreichend vor möglichen Cyberangriffen und Sabotage zu schützen, sind laut Gutachten Investitionen in Höhe von rund 2,7 Milliarden Euro notwendig. Im Bündnisfall beläuft sich der Investitionsbedarf auf etwa 4,9 Milliarden Euro, im Verteidigungsfall sind es 14 bis 15 Milliarden Euro.

Angesichts dieser Summen ist klar, dass keine kurzfristige Umsetzung möglich ist. Nach Ansicht der DKG ist eine klare Priorisierung mit Stufenplan notwendig, um bis 2027 wesentliche Fortschritte zu erzielen. „Unsere Analysen zeigen, dass deutsche Krankenhäuser in ihrer derzeitigen Struktur nur eingeschränkt krisen- und verteidigungsfähig sind“, sagt DKI-Vorstand Dr. Karl Blum.

„In fünf zentralen Bereichen – Personal, Cybersicherheit, physische Sicherheit, Lagerhaltung für medizinische Vorräte und Vorbereitung auf biologische, chemische und nukleare Bedrohungen – bestehen erhebliche Schwächen. Aktuelle Krankenhausalarm- und Einsatzpläne decken zwar zivile Katastrophen ab. Es fehlt aber an Konzepten für militärische Bedrohungen mit klaren Zuständigkeiten und ausreichender Finanzierung“, so Blum.

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Das empfiehlt die DKG für mehr Krisenresilienz von Krankenhäusern

Am wichtigsten bzw. dringendsten ist nach Ansicht der AutorInnen des Gutachtens vor allem die Stärkung der IT- und Kommunikationssicherheit sowie der Ausbau von Sicherheitsdiensten und Objektschutz. Ebenso wichtig sind Fortbildungen zur Stärkung der Resilienz von Ärzten, Ärztinnen und Pflegefachkräften und die Nutzung geschützter Arbeits- und Behandlungsräume. Langfristig werden bauliche Lösungen empfohlen, darunter der Neubau von Krankenhäusern mit geschützten, auch unterirdischen Operationsbereichen, wie sie etwa in Finnland existieren.

Titelbild: iStock.com/whatamiii

Autorin

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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