Bundesärztekammer

Ärztestatistik: Erstmals mehr Ärztinnen als Ärzte

Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland ist leicht gestiegen.
Sabine Stahl | 3.6.2025 | Lesedauer: 3 Minuten

Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland ist erneut gestiegen. Dennoch bleibt die medizinische Versorgung vielerorts angespannt.

Demografischer Wandel, Teilzeitmodelle und regionale Unterschiede stellen das Gesundheitssystem weiterhin vor große Herausforderungen. Das zeigt die aktuelle Ärztestatistik der Bundesärztekammer, die sich auf Zahlen mit Stichtag 31.12.2024 bezieht.

Erstmals mehr Ärztinnen als Ärzte

Laut dieser Ärztestatistik gibt es in Deutschland 581.000 Ärztinnen und Ärzte, 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Davon üben 437.000 den Arztberuf auch tatsächlich aus. Das entspricht einem Wachstum von 2 Prozent. Damit erreicht die Steigerung wieder das Niveau der Vor-Corona-Jahre, jedoch nicht den Rekordwert von 2,5  Prozent aus dem Jahr 2019.

Bemerkenswert: Zum ersten Mal ist die Mehrheit der berufstätigen Ärzteschaft in Deutschland weiblich (50,1 Prozent).

Strukturwandel in der ambulanten Versorgung

Trotz der stetig wachsenden Zahl an Ärztinnen und Ärzten in Deutschland könnte es in Zukunft Versorgungslücken geben. Das betrifft vor allem die niedergelassenen ÄrztInnen, denn immer weniger MedizinerInnen eröffnen eine eigene Praxis. So sank die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2024 um 1,5 Prozent auf 106.623 Personen. Im Vergleich zu 2019 ging die Zahl um 8,3 Prozent zurück.

Dagegen wuchs die Zahl der angestellten Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Bereich in den vergangenen Jahren stetig an, zuletzt um 7,1 Prozent auf 64.341 Personen. Im Jahr 2019 waren es nur etwa halb so viele (+ 47,6 Prozent). Dieser Trend resultiert aus dem Wunsch vieler MedizinerInnen nach flexibleren Arbeitszeiten und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, der auch zu einer geringeren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit führt.

Demografischer Wandel verschärft die Lage

Das moderate Wachstum der Zahl der ÄrztInnen steht einer sehr großen Zahl an älteren MedizinerInnen gegenüber, die bald in Rente gehen können. Aktuell sind 23 Prozent aller berufstätigen Ärztinnen und Ärzte älter als 60 Jahre.

Fast 200.000 der insgesamt 437.000 berufstätigen Ärztinnen und Ärzte sind 50 Jahre alt oder älter. Betrachtet man die einzelnen Jahrgänge, dann zeigt sich, dass starke Jahrgänge nachrücken. Während bei den 60- bis 65-Jährigen die Jahrgangsstärke 10.000 beträgt, sind es bei den 35- bis 39-Jährigen 12.200.

Eine junge Ärztin spricht im Sprechzimmer mit einem Patienten

Schon lange gab es mehr Frauen als Männer im Hörsaal, nun sind auch die fertigen Ärztinnen in der Überzahl.

Zuwanderung: Entlastung mit Grenzen

Die Zahl der ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland erreichte Ende 2024 einen neuen Höchststand mit mehr als 68.000 Personen. Das entspricht einem Zuwachs von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt stammen rund 15 Prozent aller berufstätigen MedizinerInnen aus dem Ausland. Das Land, aus dem die meisten ÄrztInnen kommen, ist Syrien, gefolgt von Rumänien, der Türkei und Russland.

Die Zahl der Abwanderungen aus Deutschland lag im Jahr 2024 bei 2.197 MedizinerInnen. Davon gingen 675 in die Schweiz, wo das Arzt-Gehalt in der Regel deutlich über dem in Deutschland liegt.

Fazit: Handlungsbedarf bleibt hoch

Trotz des leichten Anstiegs bei der Zahl der Ärztinnen und Ärzten bleibt die medizinische Versorgung in Deutschland herausfordernd. Der demografische Wandel sowie der Trend zu Teilzeitarbeit machen gezielte Maßnahmen notwendig. Dazu gehören unter anderem attraktivere Arbeitsbedingungen und eine bessere Work-Life-Balance inklusive einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nur so kann langfristig eine flächendeckende und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sichergestellt werden.

Titelbild: iStock.com/Studio4

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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