Facharzt für Transfusionsmedizin

Experten für Hämotherapie

Fachärzte für Transfusionsmedizin sind auf die Herstellung, Prüfung und Verabreichung von Blut- und Stammzellpräparaten aus Fremd- oder Eigenspende und auf die medizinische Betreuung der Spender und Empfänger spezialisiert. Alle Informationen zum Arbeitsalltag, zur Ausbildung und zum Gehalt gibt es hier nachzulesen.

Facharzt für Transfusionsmedizin: Arbeitsgebiete

Fachärztinnen und Fachärzte für Transfusionsmedizin beschäftigen sich mit der Behandlung von Krankheiten, die eine Blut- oder Gewebespende erfordern. Zu ihren Aufgaben zählen vorbereitende Maßnahmen wie die Auswahl geeigneter Spender und Spenderinnen, die Aufbereitung und Konservierung der gewonnenen Zellen und Gewebe sowie die medizinische Betreuung der Spender und Empfänger.

Allogene Zellspenden – also solche, die nicht aus körpereigenem Material gewonnen werden, sondern von fremden Spendern stammen – müssen zunächst auf ihre Gewebekompatibilität mit dem potenziellen Empfänger überprüft werden. Diese Überprüfung der HLA-Kompatibilität übernimmt der Transfusionsmediziner ebenso wie die Untersuchung von Blut- und Plasmaspenden auf Krankheitserreger.

Autologe Spenden – solche, die aus körpereigenem Gewebe entnommen werden – benötigen vor der Verwendung ebenso eine Aufbereitung. Auch dies ist Aufgabe von Fachärztinnen und Fachärzten für Transfusionsmedizin. Sie trennen etwa bei der autologen Stammzelltransplantation zur Behandlung von Leukämien die im Blut zirkulierenden Stammzellen des Patienten mittels Stammzellapherese von anderen Zellen. Anschließend entfernen sie in der Spende ebenfalls enthaltene Tumorzellen mittels eines als „Purging” (Säuberung) bezeichneten Verfahrens, bei dem Antikörper zum Einsatz kommen.

Die Beratung und Behandlung von Patienten mit immunhämatologischen Erkrankungen wie den unterschiedlichen Formen der Thrombozytopenie, Neutropenie, Antikörpermangelsyndrom oder anderen immunologischen Erkrankungen stellt ein weiteres Aufgabenfeld der Transfusionsmediziner dar. Schließlich arbeiten Transfusionsmediziner häufig auch in der universitären Forschung, wo sie mit Fragestellungen zu Themen wie Autoimmunreaktionen, Ansatzpunkten für Medikamentenentwicklung zur Hämotherapie oder Entwicklung von Gewebeersatz zu tun haben.

Wo arbeiten Fachärzte für Transfusionsmedizin?

Fachärztinnen und Fachärzte für Transfusionsmedizin sind häufig als Angestellte in einem Krankenhaus tätig. Dort arbeiten sie beispielsweise auf Stationen, auf denen Patienten mit Erkrankungen des Blutes behandelt werden, auf Intensivstationen, in der Geburtshilfe oder in chirurgischen Abteilungen. Ihre Tätigkeit ist im stationären Bereich aber gewöhnlich nicht an eine bestimmte Organisationseinheit gebunden, sondern sie stehen für alle Patienten und Patientinnen zur Verfügung, die eine transfusionsmedizinische Intervention benötigen.

Auch in Universitätskliniken oder Zentren für Transfusionsmedizin und Zelltherapie sowie den dort eingerichteten Laboren können Transfusionsmediziner tätig sein. Hier sind sie mit der Herstellung von Blut- und Gewebepräparaten sowie Stammzellen beschäftigt und überprüfen diese auf ihre Sicherheit. Auch die fachgerechte Lagerung und Zuteilung von biologischen Arzneimitteln, etwa in klinikeigenen Blutdepots, zählt zu ihren Aufgaben.

Transfusionsmedizinische Einrichtungen können in Deutschland Kliniken angeschlossen sein oder eigenständig arbeiten. Dazu zählen etwa der Blutspendedienst des Roten Kreuzes, aber auch einige kleinere private Anbieter, die ebenfalls Transfusionsmediziner beschäftigen.

Darüber hinaus kann man als Transfusionsmediziner auch in einer Gerinnungsambulanz tätig sein: Diese meist an ein Zentrum für Transfusionsmedizin angeschlossene Einrichtung steht Patienten und Patientinnen zur Verfügung, die keine stationäre Behandlung benötigen, aber an Störungen der Blutgerinnung leiden, die eine medikamentöse Einstellung und Kontrolle erfordern.

Weitere mögliche Arbeitsgebiete für Transfusionsmediziner sind Einrichtungen, die sich mit immunologischen Fragestellungen rund um die Themen Blut-, Zell- und Gewebespende befassen, in der Stammzellforschung aktiv sind oder zur Herstellung und Konservierung biologischer Arzneimittel und Gewebeersatzprodukten forschen.

Informationen zur Weiterbildung

Die Weiterbildung zur Fachärztin, zum Facharzt für Transfusionsmedizin dauert 60 Monate. Voraussetzung für den Einstieg ist ein abgeschlossenes Studium der Humanmedizin. Falls der Studienabschluss außerhalb der EU erworben wurde, muss das ausländische Abschlusszeugnis vor Beginn der Weiterbildung von der zuständigen Approbationsbehörde anerkannt werden.

Die anschließende fünfjährige Weiterbildung in Transfusionsmedizin beinhaltet achtzehn Monate in Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung – es muss allerdings ein hämotherapeutischer Bezug bestehen. Zum Kompetenzerwerb können bis zu sechs Monate der Weiterbildungszeit in Laboratoriumsmedizin und/oder in Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie absolviert werden.

Beispielhafte Inhalte der fachärztlichen Weiterbildung in Transfusionsmedizin:

  • Notfalltransfusionen, Herstellung von Spezialpräparaten
  • Behandlung von Infektion mit einem biologischen Arzneimittel
  • Erkrankungen spezifisch des Alters, Geschlechts und der Kultur:
  • schwangerschaftsspezifische Immunisierungen, Herstellung von Spezialpräparaten für fetale und pädiatrische Transfusionen, altersspezifische Transfusionsmedizin
  • hämato-onkologische Krankheitsbilder und Herstellung zellulärer Arzneimittel
  • Planung und Bereitstellung von Hämotherapien bei Transplantationen
  • Blut-, Zell- und Gewebespende und Herstellung von biologischen Arzneimittelnus dem Knochenmark
  • Diagnostische Verfahren, Verträglichkeitsuntersuchungen, Genetische Segregationsanalysen von Familienmitgliedern
  • Therapeutische Verfahren
  • Behandlung funktioneller Störungen des Gerinnungssystems

Es existieren mehrere Möglichkeiten zur Spezialisierung innerhalb des Faches und auf den Webseiten der einschlägigen Fachgesellschaften und Berufsverbände finden sich immer wieder Ankündigungen für Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen. 

Verdienstmöglichkeiten für Fachärztinnen und Fachärzte für Transfusionsmedizin

Das Gehalt von Tranfusionsmedizinern in Deutschland entspricht als Angestellter einer Klinik dem jeweils geltenden Tarifvertrag TV Ärzte. Unterschiede bestehen nach Länge der Berufstätigkeit, nach Bundesland und nach Funktion: Bei Berufseinstieg als Assistenzarzt oder als Assistenzärztin kommt man auf ein durchschnittliches monatliches Bruttogehalt von 4.500 bis 5.000 Euro bei Vollzeitbeschäftigung. Mit Dauer der Berufstätigkeit steigt der Verdienst an – ab dem fünften Dienstjahr erhält der Arzt monatlich bereits etwa tausend Euro mehr. In leitenden Positionen ist der Tarifvertrag häufig nicht mehr Basis der Gehaltseinstufung, hier wird frei verhandelt.

Das tatsächliche Gehalt von Transfusionsmedizinern ist zusätzlich von weiteren Faktoren abhängig: Werden viele Schicht- und Wechseldienste geleistet, kommen entsprechende Zulagen dazu. Hinzu kommen kleinere Unterschiede je nach Bundesland, in dem man tätig ist.

 

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Stand: Mai 2020