Facharzt für Humangenetik: Berufsbild

Wer Facharzt für Humangenetik wird, darf sich auf ein spannendes Berufsleben freuen. Von der Suche in wissenschaftlichen Datenbanken über beinahe detektivische Aufklärungsarbeit im Forschungslabor bis zur fachspezifischen und psychosozialen Beratung von PatientInnen reicht das Spektrum der Tätigkeiten. Der folgende Artikel beleuchtet die Arbeit genauer.

Die Arbeit als Humangenetiker

Die Spezialistinnen und Spezialisten für vererbbare Erkrankungen sind in vielen medizinischen Disziplinen gefragte Ansprechpartner für die Abklärung klinischer Erscheinungsbilder unterschiedlichster Syndrome. Mittels Gendiagnostik sind sie in der Lage, Verdachtsdiagnosen zu bestätigen oder noch unbekannte Krankheitsbilder zu identifizieren, für die als Behandlungsoption meist nur die Standardtherapie für genetisch ähnliche Erkrankungen besteht.

Die Beratung von Patientinnen und Patienten nimmt sehr viel Raum im Arbeitsalltag von Fachärzten für Humangenetik ein. Hier sind neben der fachlichen Expertise auch großes Einfühlungsvermögen in die Situation und die besonderen Bedürfnisse der Betroffenen nötig: Diagnosen müssen verständlich und ausführlich erklärt werden, jedoch soll die Beratung nicht-direktiv und keinesfalls wertend erfolgen. Das gilt besonders bei medizinethisch heiklen Fragestellungen, wie sie vor allem in der Pränataldiagnostik oder in der Risikobewertung für bestimmte Tumorerkrankungen aufkommen.

Interdisziplinäres Arbeiten

Humangenetikerinnen und Humangenetiker arbeiten in der Praxis viel mit Kollegen anderer Fachrichtungen zusammen. Eine gute Kommunikationsfähigkeit und Teamorientierung sind deshalb wichtige Voraussetzungen für die Berufsausübung.

Wichtig sind zudem gute Fremdsprachenkenntnisse: Die Suche in internationalen Datenbanken und die notwendige Vernetzung mit anderen Experten – besonders im Bereich der seltenen Erkrankungen – ist ohne sehr gute Englischkenntnisse kaum möglich. Weitere Fremdsprachen sind von großem Vorteil.

Arbeit als Wissenschaftler

Ein Interesse für wissenschaftliches Arbeiten und Labordiagnostik ist eine weitere wichtige Voraussetzung für den Beruf des Humangenetikers: Trotz teilweiser Verschiebung der zentralen Aufgabenbereiche von der Arbeit im Labor zur genetischen Beratung ist die zyto- und die molekulargenetische Diagnostik bei bestimmten Spezialisierungen nach wie vor wichtiger Bestandteil des Arbeitsalltags. Das trifft zum Beispiel auf Humangenetiker zu, die in IVF-Kliniken arbeiten: Hier übersteigt der Anteil an diagnostischer Labortätigkeit oft den der Beratungstätigkeit.

Die Arbeitsbelastung hält sich im Bereich der Humangenetik meist in Grenzen. Nacht- und Schichtdienste kommen so gut wie nicht vor. Geregelte Arbeitszeiten sind üblich und sogar Teilzeitarbeit ist bei vielen Arbeitgebern möglich.

Bildquelle: iStock.com/Ridofranz

Stand: August 2020