Studium der Gerontologie

Altersforschung als Berufsfeld

Unter Gerontologie versteht man die fächerübergreifende Wissenschaft des Alterns und des Alters. Der folgende Beitrag erklärt, was das Berufsfeld beinhaltet und welche Ausbildungswege zur Gerontologin bzw. zum Gerontologen allen Interessierten offenstehen.

Gerontologie: Allgemeine Informationen

Die Gerontologie befasst sich mit dem Altern und mit allen Veränderungen und Herausforderungen, die das Älterwerden mit sich bringt. Als wissenschaftliche Disziplin ist sie im deutschsprachigen Raum erst seit einigen Jahrzehnten verankert. Die wissenschaftliche Altersforschung umfasst viele verschiedene Aspekte des Alterns. Sie ist daher interdisziplinär angelegt. Ihre Forschungsfragen und Methoden bezieht sie sowohl aus den Sozial-, Human- und Geisteswissenschaften als auch aus der Medizin und der Biologie.

Wer Gerontologie studieren möchte, kann aus mehreren Bachelor- und Masterstudiengängen mit unterschiedlichen Schwerpunkten wählen. Für das Bachelorstudium ist gewöhnlich die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife Voraussetzung. Es gibt jedoch an einigen Hochschulen Ausnahmen für Studieninteressierte mit einschlägiger Ausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung.

Wer ein Masterstudium der Gerontologie beginnen möchte, muss bereits einen ersten Studienabschluss in einem einschlägigen Fach – etwa Pflegewissenschaften, Psychologie, Soziologie, Pädagogik oder Medizin – vorweisen können. Sowohl für das Bachelor- als auch das Masterstudium werden berufsbegleitende Studiengänge angeboten.

Die unterschiedlichen Ausrichtungen der einzelnen Studiengänge haben zur Folge, dass je nach gewähltem Schwerpunkt entweder ein „Bachelor/Master of Arts” (BA/MA) oder ein „Bachelor/Master of Science (BSc/MSc) als akademischer Grad vergeben wird.

In der Ausbildung zur Gerontologin bzw. zum Gerontologen werden zum Beispiel folgende Inhalte vermittelt:

  • Grundlagen und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens
  • Unterstützung und Beratung
  • Gerontologische Diagnostik
  • Altersbilder in der Gesellschaft
  • Pflege und Unterstützungssysteme
  • Sozialpolitik
  • Demografischer Wandel
  • Psychologie des Alterns
  • Kommunikation
  • Palliative Pflege
  • Altersspezifische Störungsmodelle
  • Begleitung
  • Ressourcen
  • Förderung der Selbstständigkeit
  • Mobilität, Bewegung und Aktivität im Alter

Gerontologin und Gerontologe: Aufgaben und Arbeitsgebiete

Ausgebildete Gerontologinnen und Gerontologen beschäftigen sich mit der Bedeutung des Alterns für den Einzelnen und für die Gesellschaft. Zudem befassen sie sich mit den biologischen Ursachen von Alterungsprozessen sowie mit aktuellen demografischen Entwicklungen und ihren sozialen und politischen Herausforderungen.

Die Aufgabengebiete sind entsprechend vielfältig. Sie arbeiten zum Beispiel an der Entwicklung praktischer Modelle für die Unterstützung und Förderung der Selbstständigkeit im Alter mit, evaluieren bestehende Maßnahmen, erstellen Statistiken und führen Studien zu bestimmten Fragestellungen ihres Fachgebietes durch.

Ihre Tätigkeit lässt sich auch als Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen sozialen Akteuren und den alternden Menschen verstehen. Durch ihre Forschung liefern sie etwa Daten für politische Entscheidungsträger und Einrichtungen, die als Grundlage für konkrete Verbesserungen der Lebenssituation alter Menschen dienen. Auch die praktische Umsetzung von Konzepten zur Verbesserung der Lebensqualität im Alter obliegt in vielen Einrichtungen Gerontologen in Leitungspositionen.

Wo arbeiten Gerontologinnen und Gerontologen?

Nach Abschluss eines Studiums der Gerontologie stehen Absolventinnen und Absolventen unterschiedliche Karrierewege offen. Wer sich für eine wissenschaftliche Laufbahn entscheidet, findet ein vielfältiges Forschungsfeld vor und kann sich in unterschiedlichsten Teilbereichen spezialisieren, etwa in:

  • Gerontopsychologie und Gerontopsychotherapie
  • Altersgerechter Sozialpolitik
  • Entwicklung altersgerechter Bildungs-, Bewegungs- und Mobilitätsangebote
  • Wirtschaft und demografischer Wandel
  • Wohnen im Alter
  • Kommunikation
  • Historische und kulturelle Konzepte des Alterns

Gerontologinnen und Gerontologen sind generell in allen Einrichtungen gefragt, in denen ältere Menschen betreut oder behandelt werden. Oft nehmen sie dort leitende Positionen ein, beraten Betreute und ihre Angehörigen oder sind in der Projektentwicklung und Evaluierung tätig. Institutionen, in denen Gerontologinnen und Gerontologen Beschäftigung finden, sind beispielsweise:

  • Altersheime und Alterswohngemeinschaften
  • Pflegeheime
  • Mobile Pflege- und Betreuungsdienste
  • Kurkliniken und Rehabilitationseinrichtungen
  • Kliniken für Geriatrie und andere medizinische Einrichtungen
  • Beratungsstellen, Behörden und Ämter
  • Zielgruppenspezifische touristische Einrichtungen
  • Krankenkassen
  • Gemeinnützige Organisationen

Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es für Gerontologen?

Die Ausbildung zur Gerontologin, zum Gerontologen findet an Fachhochschulen und Universitäten statt. Sie kann sowohl als erste akademische Ausbildung als auch als fachliche Spezialisierung absolviert werden. Bei den meisten angebotenen Studiengängen handelt es sich allerdings um Masterstudien. Für die Zulassung wird also ein einschlägiger Bachelorabschluss vorausgesetzt.

Interessenten sollten neben den formalen Voraussetzungen auch persönliche Eignung mitbringen: Interesse für die Lebenswelten älterer und hochbetagter Menschen ist eine Grundvoraussetzung. Ein gutes Zahlenverständnis, mathematische und statistische Grundkenntnisse und die Bereitschaft, sich den verschiedenen Aspekten des Alterns aus unterschiedlichen Perspektiven zu widmen, sind im Studium von Vorteil.

Bachelorstudium Gerontologie

Das Bachelorstudium der Gerontologie hat eine Regelstudienzeit von sechs Semestern. Berufsbegleitende Studiengänge dauern gewöhnlich acht Semester. Im Bachelorstudium werden die grundlegenden Theorien und Konzepte der Gerontologie erlernt und in praktischen Einheiten umgesetzt. Studierende befassen sich außerdem mit den Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens und lernen Methoden und Theorien aus den verwandten Disziplinen kennen.

Zum Abschluss des Bachelorstudiums fertigen die Studierenden eine Bachelorarbeit zu einem frei wählbaren Thema aus einem gerontologischen Fachgebiet an und verteidigen diese in einer mündlichen Prüfung. Das Grundstudium schließt je nach gewählten Schwerpunkten mit den akademischen Graden Bachelor of Arts (BA) oder Bachelor of Science (BSc) ab.

Masterstudium Gerontologie

Im Masterstudium Gerontologie spezialisieren sich die Studierenden in ganz bestimmten gerontologischen Fachbereichen. In der Vollzeitvariante dauert der Masterstudiengang vier, als Weiterbildungsstudiengang gewöhnlich sechs Semester.

Je nach Hochschule gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Viele Masterstudiengänge der Gerontologie weisen einen medizinisch-pflegerischen Fokus auf. Das Studium ist daher bei Pflegewissenschaftlern oder Pflegemanagern besonders beliebt. Eine soziologische, psychosoziale, wirtschaftswissenschaftliche oder biomedizinische Schwerpunktsetzung ist ebenfalls möglich.

Auch im Masterstudium müssen Studierende wieder eine Abschlussarbeit verfassen und diese in einer mündlichen Prüfung verteidigen. Der verliehene akademische Grad ist entweder Master of Arts (MA) oder Master of Science (MSc).

Nach Abschluss des Studiums stehen viele Spezialisierungs- und Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Aktuelle Angebote finden sich auf den Webseiten einschlägiger Fachgesellschaften, etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie e.V. oder der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. 

Gehaltsaussichten in der Gerontologie

Ein Studium der Gerontologie führt nicht zu einer einheitlichen, allgemein anerkannten beruflichen Qualifikation. Gerontologinnen und Gerontologen finden daher nach dem Studienabschluss in sehr unterschiedlichen Bereichen Beschäftigung. Entsprechend schwierig ist es, durchschnittliche Einstiegsgehälter zu bestimmen. Das Einkommen, das bei Berufseinstieg erzielbar ist, hängt im Wesentlichen von der vorangegangenen Berufserfahrung und Ausbildung ab.

Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiums ohne weitere Ausbildung oder Erfahrung können mit einem Einstiegsgehalt zwischen 2.500 und 2.800 Euro brutto monatlich rechnen. Wer einen Masterabschluss besitzt, kommt auf 2.800 bis 3.700 Euro Monatsbrutto – abhängig jeweils von der konkreten Tätigkeit und vorhandenen Zusatzqualifikationen.

In Leitungspositionen mit besonderer Verantwortung und nach einigen Jahren Berufserfahrung heißt es, Verhandlungsgeschick zu zeigen: Das Einkommen ist dann oft nicht mehr an den Tarifvertrag gebunden, sondern kann frei verhandelt werden. Je nach persönlicher Qualifikation und Verantwortungsbereich sind dann Gehälter bis zu 5.000 Euro möglich.

Einen guten Überblick über die durchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten in Gesundheits-, Pflege,- und Betreuungsberufen in Deutschland findet man auch auf Statista.

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Stand: Mai 2021