Selbstständigkeit

Steigende Kosten für Praxisneugründung

Eine junge Ärztin läuft durch ihre Praxis. Ein Patient wartet darauf, aufgerufen zu werden
Sabine Stahl | 12.11.2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Eine eigene Praxis zu eröffnen, ist für viele Ärztinnen und Ärzte ein Traum. Doch die Kosten für diesen sind enorm – und steigen immer weiter.

Alles wird teurer. Das gilt für den Einkauf im Supermarkt, für den Flug in den Urlaub und das gilt auch für die Gründung einer Praxis als Ärztin oder Arzt. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hat zusammen mit dem Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung analysiert, wie viel Geld Ärztinnen und Ärzte für die Gründung bzw. die Übernahme einer Praxis ausgeben müssen und sie mit den Werten der Vorjahre verglichen.

Ärztin zeigt einer Patientin die Ergebnisse einer Untersuchung.

Die Neugründung einer Praxis ist deutlich teurer als die Übernahme

Investitionskosten für Praxisgründung fast verdoppelt

Laut der Analyse ist die teuerste Form, sich als Arzt oder Ärztin niederzulassen, die Praxisneugründung. Hierfür müssen die MedizinerInnen mehr als 200.000 Euro einplanen. Kein Wunder also, dass es solche Neugründungen nur noch selten gibt (10 Prozent).

Bei der Übernahme einer hausärztlichen Praxis mussten MedizinerInnen in den Jahren 2022/2023 im Durchschnitt 110.100 Euro bezahlen. Acht Jahre zuvor waren es noch 77.900 Euro. Diese Summe deckt jedoch lediglich die Übernahme selbst und umfasst nicht die erforderliche Ausstattung und Modernisierung der Praxisräume.

Zusätzlich zu den Übernahmekosten fielen 2022/2023 durchschnittlich 77.900 Euro für die medizinische Einrichtung, Geräte und IT an, um die Praxis voll funktionsfähig und patientenorientiert zu gestalten. Das ist fast doppelt so viel wie in den Jahren 2014/2015 mit 40.000 Euro.

Die Gesamtsumme, die für die Gründung einer hausärztlichen Einzelpraxis benötigt wird, belief sich in den vergangenen Jahren im Schnitt auf 188.000 Euro. Diese Zahl verdeutlicht, dass eine solide finanzielle Planung essenziell ist, um die Last über einen längeren Zeitraum gut tragen zu können.

Die Fachrichtung entscheidet über die Kosten

Noch wesentlich teurer als die Übernahme einer hausärztlichen Praxis ist die Übernahme einer gynäkologischen Praxis. Laut der Analyse betrug der durchschnittliche Übernahmepreis für eine gynäkologische Praxis 171.500 Euro zuzüglich 77.400 Euro Investitionen.

Orthopäden und Orthopädinnen müssen nochmal deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen: Der Übernahmepreis für eine solche Praxis inklusive der teuren Geräte betrug 2022/2023 im Schnitt 365.000 Euro plus 101.400 Euro Investitionskosten.

Relativ günstig ist hingegen die Übernahme einer psychotherapeutischen Praxis. Der Durchschnittswert der Übernahme betrug hier 45.000 Euro.

Einzelpraxis versus Kooperation: Die Vor- und Nachteile abwägen

Laut der Analyse entscheiden sich trotz der hohen Kosten weiterhin viele MedizinerInnen für eine Einzelpraxis – und zwar rund 60 Prozent. Der Rest wählte eine kooperative Form der Niederlassung, zum Beispiel eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) oder eine Gemeinschaftspraxis.

Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile gewinnt die Einzelpraxis vor allem aufgrund der Autonomie und der Möglichkeit, eigene Entscheidungen ohne Abstimmungsprozesse zu treffen. Die Einzelpraxis ermöglicht zudem eine individuelle Betreuung der Patientinnen und Patienten und bietet die Möglichkeit, die eigenen medizinischen Schwerpunkte ganz nach den persönlichen Interessen zu setzen.

Die Vorteile von kooperativen Praxisformen sind der Zugang zu mehr finanziellen und personellen Ressourcen, das Teilen von Kosten und die Möglichkeit der Arbeitsteilung. Allerdings sind die Kosten für eine BAG teilweise auch sehr hoch und betragen mitunter das Doppelte im Vergleich zu einer Einzelpraxis.

Titelbild: iStock.cpm/ABRAHAM GONZALEZ FERNANDEZ

Redakteurin und Contentmanagerin

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

Inhaltsverzeichnis
Teilen

Mehr zum Thema

WHO-Studie
Europa: Ärzte, Ärztinnen und Pflegekräfte sind psychisch stark belastet

Die WHO schlägt Alarm: Einer neuen Studie zufolge leiden viele Beschäftigte in der Gesundheitsbranche an Depressionen oder Ängsten.

Zum Artikel >
Wie geht es Ärzten und Pflegekräften in Europa? Laut einer neuen Studie leiden sie häufiger unter einer Depression.
Forsa-Umfrage
Großteil der Deutschen befragt das Internet zu Gesundheitsthemen

87 Prozent der Deutschen suchen online nach Gesundheitsinfos, doch viele zweifeln an der Qualität der Ergebnisse. Das zeigt eine aktuelle Befragung.

Zum Artikel >
Junge Frau sucht im Internet nach Antworten zu Gesundheitsfragen
Gutachten
Wie viel Geld ist nötig, um Krankenhäuser krisensicher zu machen?

Die DKG fordert eine nationale Strategie zur Stärkung der Resilienz von Krankenhäusern – mit Milliardeninvestitionen für Cyberabwehr, bauliche Sicherheit und pe…

Zum Artikel >
Krankenhäuser sind in Deutschland nicht ausreichend auf Krisen vorbereitet, sagt die DKG
News
Presseschau: Interessantes aus der Medizin

Viele Arztbesuche und dennoch kürzere Lebenserwartung – KI-Tool hilft gegen Burnout bei Ärzten – Das Sparpaket trifft vor allem Kliniken.

Zum Artikel >
Eine Grafik zeigt ein Krankenhaus, einen Arzt und einen Roboter
Politik
Umfassende Reform der Lebendorganspende beschlossen

Die Bundesregierung hat eine umfassende Reform der Lebendorganspende auf den Weg gebracht. Künftig sollen auch Überkreuz- und anonyme Nierenspenden möglich sein…

Zum Artikel >
Ein neuer Gesetzesentwurf soll die Organspende von einem lebenden Spender erleichtern
Politik
Gesundheitsetat 2026: Mehr für Cybersicherheit, weniger für Corona

Der Gesundheitsetat 2026 steigt auf 20,09 Mrd. Euro. Mehr Geld für Cybersicherheit, weniger für Impfstoffe und Prävention – das sind die Schwerpunkte.

Zum Artikel >
Der Gesundheitsetat 2026 steht fest.