Leiharbeit: Löschen, wenn es brennt
Erschienen in der ÄrzteZeitung am 8. Februar 2024Kurzfassung: Warum eine Ärztin und ein Pfleger bewusst in Leiharbeit tätig sind
- Flexibilität als Hauptmotiv: Der Artikel erläutert aus der Perspektive einer Ärztin und eines Pflegers, dass Leiharbeit meist eine bewusste Entscheidung für mehr Flexibilität, Selbstbestimmung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist.
- Symptom eines kranken Systems: Die Leiharbeitskräfte sehen die Zeitarbeit nicht als Ursache von Problemen, sondern als Symptom eines „maroden“ Gesundheitssystems. Die wahren ‚Ursachen‘ seien schlechte Arbeitsbedingungen, dauerhafter Personalmangel und die Priorisierung von Wirtschaftlichkeit vor dem Wohl der PatientInnen und des Personals.
- Funktion als „Feuerlöscher“: Zeitarbeit wird als unverzichtbarer „Feuerlöscher“ beschrieben, der bei akuten Personalausfällen einspringt, um die Versorgung aufrechtzuerhalten und zu „löschen, wenn es brennt“.
- Politische Debatte vs. Realität: Obwohl der Anteil von Leiharbeitskräften im Gesundheitswesen gering ist, gibt es eine andauernde politische Debatte über deren Beschränkung, wenngleich 93 % der Kliniken angeben, ohne Leiharbeit die Patientenversorgung nicht mehr sicherstellen zu können.
- Frage der gerechten Bezahlung: Der im Artikel vorgestellte Pfleger argumentiert, dass sein höheres Gehalt keine Überbezahlung darstellt, sondern eine endlich gerechte Vergütung für seine hohe Qualifikation, langjährige Erfahrung und die geforderte Flexibilität ist.
Der Artikel „Leiharbeit: Löschen, wenn es brennt“ aus der Ärzte Zeitung vom 08. Februar 2024 beleuchtet das Thema Zeitarbeit im Gesundheitswesen aus der persönlichen Perspektive der Gynäkologin Helen Sange und des Krankenpflegers Stefan Spohr. Der Text zeigt, dass Leiharbeit oft eine bewusste Entscheidung für mehr Flexibilität ist und gleichzeitig als deutliches Zeichen für tiefgreifende Probleme im medizinischen System dient. Die Hauptmotivation für den Wechsel in die Leiharbeit war für beide Fachkräfte der Wunsch nach mehr Selbstbestimmung und einer besseren Work-Life-Balance. Helen Sange wollte neben ihrer eigenen Praxis und ihrem Familienleben weiterhin im OP-Saal tätig sein, während Stefan Spohr mehr Zeit für seine jungen Söhne wollte. Eine Festanstellung würde ihnen diese Flexibilität nach aktuellen Regelungen nicht bieten. Wünsche nach Teilzeit wurden teils als „Arbeitsverweigerung“ betitelt und abgelehnt.
Gleichzeitig betrachten sie die Zeitarbeit als notwendigen „Feuerlöscher“ in einem überlasteten System. Angestellte in diesem Modell springen ein, um akute Personalengpässe zu überbrücken und die Patientenversorgung zu sichern, wenn es „brennt“. Dabei betonen sie, dass nicht die Leiharbeit das Problem ist, sondern die schlechten Arbeitsbedingungen, die ständige Unterbesetzung und die ökonomischen Ziele der Kliniken. Die Leiharbeit macht diese Mängel lediglich sichtbar und fängt deren Folgen ab. Diese Sichtweise steht im Kontrast zur politischen Debatte, die sich oft auf Verbote oder die Begrenzung der Zeitarbeit fokussiert. Obwohl der Anteil der Leiharbeitskräfte gering ist, geben 93 % der Kliniken an, ohne sie die Patientenversorgung nicht mehr sicherstellen zu können. Diese hohe Abhängigkeit zeigt, dass ein Verbot kontraproduktiv wäre und die eigentlichen der Probleme, nämlich die unattraktiven Bedingungen für das Stammpersonal, nicht lösen würde.
Bildquelle: Youtube.com/doctari