Definition Oberarzt: Medizinische und personelle Verantwortung
Im Gegensatz zu einer Facharztausbildung besteht der Weg zu einer Oberarzt-Position nicht in einer geregelten ärztlichen Weiterbildung, sondern ist eine Beförderung seitens des Arbeitgebers. Wer Oberarzt werden möchte, benötigt neben komplexem Fachwissen auch Soft Skills, allen voran Führungsqualitäten.
Ein Oberarzt wird oft mit einem Abteilungsleiter in einem Industrieunternehmen verglichen. Er trägt neben der Verantwortung für die PatientInnen auch eine Verantwortung für mindestens einen anderen Arzt oder eine Ärztin. In der Regel leitet er eine oder mehrere Stationen und ist damit Ansprechpartner für alle dort arbeitenden AssistenzärztInnen und anderes medizinisches Personal.
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Laut der Definition des Marburger Bundes muss der Oberarzt für einen eigenen Bereich verantwortlich sein. Dies können eine oder mehrere Stationen oder eigenständige Teilbereiche einer Klinik oder eines Medizinischen Versorgungszentrums sein. Das Bundesarbeitsgericht definiert einen eigenen Teilbereich durch Selbstständigkeit in personeller, technischer und räumlicher Hinsicht. Zudem sollte der Teilbereich eine eigene Zielsetzung sowie eine eigene medizinische Verantwortung haben.
"Oberarzt ist derjenige Arzt, dem die medizinische Verantwortung für Teil- oder Funktionsbereiche der Klinik beziehungsweise Abteilung vom Arbeitgeber übertragen worden ist."
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Sonderfall: Funktionsoberarzt
Die Bezeichnung verrät es bereits: Ein Funktionsoberarzt arbeitet zwar als Oberarzt oder übernimmt zumindest zeitweise dessen Aufgabe, sitzt jedoch nicht auf einer offiziellen Planstelle. Damit hat er auch keinen Anspruch auf das Gehalt eines Oberarztes. FunktionsärztInnen erfüllen demnach eine oft undankbare und nicht zufriedenstellende Aufgabe. Dennoch kann sie hilfreich sein. Denn so kann der Funktionsoberarzt Erfahrungen sammeln, um sich für eine offizielle Planstelle bewerben zu können und Oberarzt werden zu können.
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Karriereschritte: Vom Studium bis zum Oberarzt
Wer einmal Oberärztin oder Oberarzt werden möchte, muss Medizin studieren und die Weiterbildung zum Facharzt absolvieren. Anschließend fehlt für den Titel theoretisch nur noch Berufserfahrung und die Beförderung durch den Arbeitgeber. Aufgrund eines vielerorts herrschenden Oberarzt-Mangels mit entsprechend vielen offenen Oberarztstellen, werden junge FachärztInnen teilweise bereits Monate nach der Facharztausbildung befördert. Im Zweifel sind sie dann noch nicht auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet und müssen sich sehr autark einarbeiten.
Zusatzqualifikationen: Was ist notwendig, um Oberarzt zu werden?
Ein Facharzt sollte über mehrere Jahre Erfahrung in seinem Bereich verfügen und sich durch herausragende Leistungen für eine offene Oberarztstelle qualifizieren. Oft wünscht sich der Arbeitgeber auch, dass der angehende Oberarzt in der Forschung tätig ist. Universitätskliniken wie die Charité fordern von BewerberInnen, die Oberarzt werden möchten, häufig eine Habilitation. Alternativ akzeptiert die Charité auch eine Promotion plus mindestens fünf Publikationen in „peer-reviewed Journals“.
Oberarzt als Scheidepunkt: Klinikkarriere oder Niederlassung?
Der Oberarzt berichtet an den leitenden Oberarzt oder direkt an den Chefarzt der Klinik oder des Medizinischen Versorgungszentrums. Wer eine Karriere als Chefarzt anstrebt, muss zunächst Oberarzt werden und später als leitender Oberarzt arbeiten. Da die Zahl der Chefarztstellen sehr begrenzt ist, entscheiden sich OberärztInnen später häufig für eine Niederlassung und eine eigene Praxis.
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Aufgaben eines Oberarztes: Von Budgetplanung bis zur Visite
Der Schritt vom Facharzt zum Oberarzt bedeutet eine weitere Spezialisierung, wachsendes Fachwissen durch Weiterbildungsmaßnahmen und mehr Berufserfahrung. Im alltäglichen Klinikbetrieb führt der Oberarzt bei der PatientInnenbetreuung die regelmäßig stattfindende Oberarztvisite durch und behandelt komplexe Krankheitsbilder.
Neben der medizinischen Verantwortung übernimmt ein Oberarzt auch die Verantwortung im personellen Bereich. Das heißt: Seine Aufgaben werden zunehmend strategischer und weniger operativ. Er betreut das medizinische Personal seiner Abteilung oder seines Bereichs inklusive aller Personalfragen. Hierzu gehört auch die Verantwortung für die Weiterbildung der ihm unterstellten AssistenzärztInnen. Aber auch Budgetfragen, Qualitätsmanagement sowie OP-Pläne können zu den neuen Aufgaben gehören. Zudem fungieren OberärztInnen regelmäßig als HintergrundärztInnen bei Bereitschaftsdiensten.
Gehaltscheck: Was verdienen Oberärzte?
Oberarzt werden bedeutet nicht nur wachsendes Renommee, sondern auch mehr Gehalt. Generell stehen Oberärzte im Gehaltsranking einer Klinik sehr weit oben. Das Gehalt eines Oberarztes kann jedoch erheblich variieren. Es hängt von der Berufserfahrung, vom Standort, von der Art der Einrichtung und vom Fachgebiet ab. So kann das Gehalt eines Oberarztes von 5.000 Euro bis zu 10.000 Euro pro Monat schwanken. Je nach Berufserfahrung und Fachgebiet kann ein Oberarzt auch mehr als 150.000 Euro pro Jahr verdienen. Ein Chirurg verdient beispielsweise deutlich mehr als ein Oberarzt in der Geriatrie.
Laut Marburger Bund werden Oberärzte gemäß der Entgeltgruppe III vergütet. Das bedeutet, ein Oberarzt im kommunalen Krankenhaus verdient im Jahr 2021 in seinem ersten Berufsjahr 7.761,27 Euro pro Monat. An einer Uni-Klinik sind es im ersten Jahr 8.164,68 Euro. An privaten Kliniken kann das Gehalt über denen im Tarifvertrag vereinbarten Entgelten liegen.
Kommunale Krankenhäuser
Gehaltsentwicklung | Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 |
|---|---|---|---|
Entgeltstufe III | 9.092 Euro | 9.627 Euro | 10.391 Euro |
Universitätskliniken
Gehaltsentwicklung | Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 |
|---|---|---|---|
Vergütung gemäß Ä3 | 9.302 Euro | 9.849 Euro | 10.631 Euro |
Asklepios
Gehaltsentwicklung | 1. Jahr | 4. Jahr | 7. Jahr |
|---|---|---|---|
Vergütung Oberarzt | 8.970 Euro | 9.480 Euro | 9.950 Euro |
Hinweis: Tarifsituation und Vergütungspraxis verändern sich regelmäßig und sind stark vom Einzelfall abhängig. Weiterführende Informationen zum Einkommen bieten statistische Dienste wie statista oder destatis, Berufs- oder Fachverbände oder Entgelttabellen für die einzelnen Tarifverträge.
Mögliche Arbeitsbereiche eines Oberarztes
Wer Oberarzt wird, kann in vielen Bereichen arbeiten. Oberärztinnen und Oberärzte gibt es in allen Krankenhäusern, Kliniken, Sanatorien oder Medizinischen Versorgungszentren. Der Oberarzt fungiert dabei als Leiter der ihm unterstellten Abteilung. Er verfügt über ein komplexes Fachwissen und ist in allen Bereichen einer Klinik zu finden, wie beispielsweise:
- Chirurgie
- Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Innere Medizin
- Kinder- und Jugendmedizin
- Neurologie
- Orthopädie & Unfallchirurgie
- Psychiatrie und Psychotherapie
- Radiologie
- HNO
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