In Österreich gibt es den Doktor (Dr. med. univ.) zum erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium automatisch dazu. Das gilt auch für andere Länder wie die USA, wo Studierende alle mit dem Titel „Medical Doctor“ abschließen. In Deutschland müssen ÄrztInnen hingegen eine Dissertation schreiben und das dazugehörige Promotionsverfahren durchlaufen, um den Titel „Dr. med.“ auf ihr Namensschild schreiben zu dürfen.
Lediglich die Anrede „Herr Doktor“ oder „Frau Doktor“ gibt es auch in Deutschland gratis, denn so werden die meisten MedizinerInnen von ihren PatientInnen ganz unabhängig von ihrem akademischen Grad genannt. Auch der Duden erkennt den Begriff Doktor als Beschreibung für Ärzte an, zumindest umgangssprachlich. Das rührt daher, dass im Vergleich zu den meisten anderen Studiengängen sehr viele Studierende der Humanmedizin eine Promotion anstreben. Fast jeder Vierte der Promovierenden in Deutschland im Jahr 2020 strebte den Doktortitel in der Medizin an (Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften/Statistisches Bundesamt).
Promotion: Ja oder nein?
Und es werden immer mehr. Während im Jahr 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 40.000 ÄrztInnen ihren Doktortitel anstrebten, waren es ein Jahr später mehr als 45.000. Zum Vergleich: Diese Zahlen stehen rund 100.000 Medizinstudierenden gegenüber.
Die Promotion bzw. der Doktortitel in der Medizin ist für eine erfolgreiche Karriere als Arzt oder Ärztin allerdings kein Muss. Das gilt sowohl für die Karriere im Krankenhaus oder einer Klinik als auch für die eigene Praxis. Beides kann ohne den Titel gelingen. Für eine Karriere in der Forschung oder in der Wissenschaft ist der Doktortitel in der Medizin jedoch essenziell, stellt er doch unter Beweis, dass der Arzt oder die Ärztin wissenschaftlich arbeiten kann. Das gilt genauso für eine Karriere an einem Universitätsklinikum, wo viel Wert auf Forschung und Lehre gelegt wird.
Eine Besonderheit im Medizinstudium: Die Doktorarbeit darf schon vor dem Abschluss begonnen werden.
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Voraussetzungen für die Promotion als Arzt
In der Regel folgt eine Promotion auf ein abgeschlossenes Studium – nicht so in der Medizin. Hier dürfen die Studierenden davon abweichend bereits während des Studiums mit ihrer Doktorarbeit starten. Viele Studierende der Medizin fangen bereits nach dem Grundstudium mit der Arbeit an.
Offiziell eingereicht werden darf die Doktorarbeit allerdings erst nach bestandener Abschlussprüfung beziehungsweise nach Verleihung der Approbation. Die einzelnen Voraussetzungen zur Zulassung zur Promotion können von Hochschule zu Hochschule variieren. Verlässliche Auskunft bekommt man hierzu an der eigenen Universität.
Ein Thema und einen Betreuer finden
Wer eine Promotion schreiben möchte, braucht ein Thema und jemanden, der dies betreut, also einen sogenannten Doktorvater oder eine Doktormutter. Die Suche danach kostet viel Zeit und Mühe. Die sind jedoch gut investiert. Nur mit dem richtigen Thema, das einen wirklich interessiert, ist die Arbeit an der Promotion erfolgversprechend. Deshalb sollte der angehende Doktor der Medizin sorgfältig wählen und sich gut einlesen.
Gibt es bereits konkrete Karrierepläne, dann können diese bei der Wahl des Themas eine Rolle spielen – müssen sie aber nicht. Bei der Wahl des Betreuers oder der Betreuerin sollten sich die Doktoren und Doktorinnen in spe lieber zu viel als zu wenig Zeit lassen. Schließlich müssen sie mit dieser Person lange Zeit zusammenarbeiten. Sind sich Anwärter und Doktorvater einig, wird in der Regel ein Doktorandenvertrag geschlossen. Hierin geht es um Datenschutz, Umfang mit Gefahrenstoffen, Strahlenschutz und Ähnliches.
Bei der Vergabe von Themen sollten sich Studierende zunächst überlegen, welche Art von Promotion sie schreiben möchten. Es gibt statistische Themen, klinische Studien, experimentelle Doktorarbeiten und theoretische Promotionen. Statistische Arbeiten sind schneller erledigt als experimentelle. Die zusätzliche Arbeit wird allerdings häufig mit einer sehr guten Note honoriert. Hier muss sich der Student oder die Studentin also fragen: Geht es nur um den Doktortitel oder auch um Spaß an der Forschung und um eine gute Note?
Welche Unterlagen werden benötigt
Die genauen Anforderungen an eine Promotion können von Universität zu Universität abweichen. Aus diesem Grund müssen angehende Doktorinnen und Doktoren der Medizin sich bei der zuständigen Hochschule informieren. An der Universität von Frankfurt etwa müssen dem Antrag auf Zulassung zur Doktorprüfung folgende Unterlagen beiliegen.
- Lebenslauf
- beglaubigte Kopie über bestandene ärztliche Prüfung oder Approbationsurkunde
- Erklärung über verhängte gerichtliche oder disziplinarische Strafen
- amtlich beglaubigte Kopie der Geburtsurkunde oder Vorlage von Reisepass/Personalausweis
- fertige Dissertation in 4-facher Ausfertigung
Die Universität in Frankfurt verlangt für die Prüfung eine Gebühr von 250 Euro.
Neben der Weiterbildung noch eine Doktorarbeit schreiben? Das kann sehr anstrengend sein.
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Wie lange dauert eine Promotion
Eine Promotion ist eine zeitintensive Angelegenheit. Mediziner und Medizinerinnen erledigen dies häufig parallel zum Studium oder nach abgeschlossenem Studium während ihrer Facharztausbildung. Teilweise kann die Promotion im Rahmen einer Doktorandenstelle während der Facharztausbildung absolviert werden.
Wie lange die Promotion genau dauert, hängt vom Thema, der Art der Promotion, vom Promovierenden, den verfügbaren Quellen und dem Zeit-Management ab. Experten warnen davor, den Aufwand und die benötigte Zeit zu unterschätzen. Zumal die meisten Studierenden der Humanmedizin wissenschaftliches Arbeiten nicht gewohnt sind und das Studium oder die Facharztausbildung schon sehr fordernd sind.
Zeitlicher Ablauf einer Promotion
Um gut gerüstet an die Doktorarbeit zu gehen, sollten sich die Promovierenden einen Plan erstellen. Das gilt für das Vorhaben insgesamt als auch für die einzelnen Schritte. In der Regel läuft der gesamte Promotionsprozess so ab:
- Thema suchen und einarbeiten
- Betreuer/-in suchen
- Promotionsvorhaben anmelden
- Daten erheben, Experimente durchführen, auswerten
- Schreiben der Doktorarbeit
- Einreichen der Promotionsarbeit
- Begutachtung
- mündliche Prüfung
- Verleihung des Doktortitels
Wer ist zuständig für eine Promotion?
Die meisten Universitäten informieren auf ihren Online-Auftritten über die Rahmenbedingungen für die Promotion. Diese ist eine wichtige Quelle für den angehenden Doktor der Medizin oder die Doktorin. Denn hier gibt es alle Infos zu Form, Fristen und der Anmeldung. Die Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg etwa listet ausführlich alle nötigen Schritte auf. Hierzu zählt in diesem Fall auch, dass der Doktorand sein Promotionsvorhaben registriert. Damit wird die Zulassung zum Promotionsverfahren beantragt und gleichzeitig wird überprüft, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind.
Finanzierung während der Promotion
Wer seine Doktorarbeit während der Facharztausbildung schreiben möchte, kann sich auf eine bezahlte Doktorandenstelle bewerben. Für eine Promotion während des Studiums gelten die allgemeinen Hilfsmöglichkeiten wie BAföG oder Stipendien für das Medizinstudium. Das Ausüben eines Nebenjobs wird mit der Promotion noch schwieriger, weil es ein ohnehin zeitintensives Unterfangen ist.
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