Whitepaper: Gewaltprävention in medizinischen Einrichtungen
Medizinische Fachkräfte gemeinsam schützenGewalt im Gesundheitswesen
Im Gesundheitswesen werden deutschlandweit die meisten Gewaltvorfälle am Arbeitsplatz gemeldet – mit teils gravierenden körperlichen und psychischen Folgen für die Betroffenen. Auch für medizinische Einrichtungen hat das Konsequenzen. Gefragt ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Prävention und Nachsorge verbindet:
Prävention: Frühzeitige Risikoerkennung und gezielte Maßnahmen erhöhen die Sicherheit im Arbeitsumfeld nachhaltig.
Nachsorge: Betroffene Mitarbeitende benötigen strukturelle Unterstützung – etwa durch psychologische Begleitung, rechtliche Beratung oder Supervision. Das stärkt Fachkräfte und fördert ein stabiles Arbeitsumfeld.
Ziel dieses Whitepapers: Einblicke in das Ausmaß von Gewaltvorfällen im Gesundheitswesen geben – und Wege zu wirksamer Prävention und Nachsorge aufzeigen.

Menge an Gewaltvorfällen
Die Häufigkeit von Gewaltvorfällen steht in Zusammenhang mit Faktoren wie Arbeitsbelastung, PatientInnenaufkommen und dem Zugang zu Präventionsmaßnahmen. Besonders betroffen scheinen Krankenhäuser mit hohem Publikumsverkehr oder Akutfallmanagement. Eine eindeutige Aussage lässt sich aus den Umfragedaten jedoch nicht ableiten.
92 Prozent
...aller befragten Einrichtungen haben im vergangenen Jahr Gewaltvorfälle gemeldet

Gewalt vermeiden durch Prävention
Ein Konzept zur Gewaltprävention hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen und adäquat zu handeln – auch aus gesetzlicher Verpflichtung nach dem Arbeitsschutzgesetz. Dennoch haben 39 % der Einrichtungen laut Umfrage bislang kein solches Konzept. Häufig fehlen Ressourcen, Priorisierung oder Fachwissen. Rund 54 % sehen vorhandene Ansätze als ausbaufähig und äußern klaren Beratungsbedarf – ein Hinweis auf den hohen Bedarf an professioneller Unterstützung.
Die zunehmende Gewalt im Gesundheitswesen ist ein alarmierendes Zeichen für die wachsenden Herausforderungen, denen sich Fachkräfte täglich stellen müssen. Dieser Entwicklung muss mit wirksamen Präventionsmaßnahmen und konsequenter Unterstützung begegnet werden.
”Hilfreiche Maßnahmen zur Gewaltprävention
Gewaltprävention beginnt bei der Stärkung der Handlungssicherheit: Schulungen und Deeskalationstrainings bereiten Fachkräfte gezielt auf kritische Situationen vor und fördern Resilienz sowie ein erhöhtes Sicherheitsgefühl. Ergänzend können bauliche und organisatorische Maßnahmen wie Sicherheitsdienste oder Absperrungen das Umfeld zusätzlich absichern – besonders in stark belasteten Einrichtungen. Wichtig ist außerdem eine gelebte Haltung: Führungskräfte setzen Standards, fördern respektvolle Kommunikation und befähigen Mitarbeitende, Bedürfnisse klar zu äußern und eigene Grenzen zu wahren.

Nachsorge: Unterstützung für Betroffene
Psychische Folgen von Gewaltvorfällen sind oft gravierend und erfordern gezielte Nachsorge. Viele Einrichtungen setzen bereits auf Maßnahmen wie Supervision, Beratung oder Rückkehrgespräche, um Betroffene zu stärken. Das schafft Vertrauen und schützt die psychische Gesundheit. Verbesserungsbedarf besteht besonders bei der rechtlichen Unterstützung. Hier fehlt es oft an konkreten Angeboten.
Infos zur Datenerhebung
Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf einer Umfrage der doctari group. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 05.11.2024 bis zum 16.12.2024 an medizinische Einrichtungen des Gesundheitswesens, die mit doctari und/oder lichtfeld zusammenarbeiten, verschickt. Insgesamt haben 54 Einrichtungen an der Umfrage teilgenommen.
doctari Podcast „Einsatzbereit"
In dieser Folge von Einsatzbereit sprechen unsere doctari Hosts Frieda und Elisa über Gewalt im medizinischen Arbeitsalltag. Ob Beleidigungen, Bedrohungen oder körperliche Angriffe: Pflegefachkräfte und ÄrztInnen erleben regelmäßig übergriffiges Verhalten – von z. B. PatientInnen, Angehörigen oder sogar innerhalb des eigenen Teams.
Frieda und Elisa sprechen darüber, was Gewalt eigentlich ist, welche Formen es gibt und wie damit umgegangen wird.