Zusatzbezeichnung Intensivmedizin

Gefragte Weiterbildung für Fachärztinnen und Fachärzte

Mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin erhalten anerkannte Fachärzte und Fachärztinnen ergänzende medizinische Kompetenzen und -qualifikationen. Hier erfahren Sie, wo Sie die "Zusatzweiterbildung Intensivmedizin" machen können und wie lang sie dauert.

Intensivmedizin: Was ist das?

Die Intensivmedizin umfasst die intensive Überwachung und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit schwer oder lebensbedrohlich gestörten Vital- oder Organfunktionen. Mithilfe intensivtherapeutischer Verfahren unterstützen Intensivmedizinerinnen und -mediziner die lebenswichtigen Körperfunktionen und erhalten sie aufrecht.

Auf Deutschlands Intensivstationen (IST) werden jährlich mehr als zwei Millionen PatientInnen behandelt. Laut der Jahresstatistik der Bundesärztekammer waren im Jahr 2020 in Deutschland 9.821 ÄrztInnen mit der Zusatzweiterbildung Intensivmedizin berufstätig – ein Zuwachs von 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieses zahlenmäßigen Anstiegs von beruflich aktiven Intensivmedizinerinnen und Intensivmedizinern deutet Vieles darauf hin, dass auch in Zukunft der Bedarf an Personal für die Intensivmedizin steigen wird. 

Intensivmedizin ist kein eigenständiges ärztliches Fachgebiet, sondern genau wie die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin eine angegliederte Erweiterung für bestimmte medizinischen Fachbereiche. Im Fall der Intensivmedizin sind dies die Bereiche Anästhesiologie, Chirurgie, Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Neurochirurgie und Neurologie. Nach erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung Intensivmedizin kann die Bezeichnung mit dem Adjektiv-Zusatz der jeweiligen Facharztrichtung verwendet werden, also beispielsweise „Facharzt für neurochirurgische Intensivmedizin“ oder „Fachärztin für anästhesistische Intensivmedizin“ .

Was macht eine Intensivmedizinerin oder ein Intensivmediziner?

Das Spezialgebiet Intensivmedizin umfasst im Wesentlichen:

  1. Intensivüberwachung
  2. Intensivtherapie
  3. Intensivpflege

Im Rahmen der Intensivüberwachung stehen die betreffenden Patientinnen und Patienten rund um die Uhr unter klinischer Beobachtung, auch mithilfe von apparativer Überwachung. Die Intensivtherapie umfasst die gründliche Überwachung und Behandlung der gestörten Körperfunktionen, die häufig mit einer vitalen Bedrohung für den Patienten einhergehen oder bedrohlich werden können.

Mit dem Begriff „Intensivpflege“ grenzt man die spezifische Pflege auf einer Intensivstation von der allgemeinen Krankenpflege ab. Da auf einer Intensivstation oftmals Spezialisten aus zahlreichen Fachrichtungen zusammenkommen, gehört die interdisziplinäre Behandlungskoordination zu den Kernkompetenzen von Fachärzten mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin.

Gebietsbezogene Medikation und Arzneimitteltherapie sind genauso thematische Inhalte der Intensivmedizin wie die Ausarbeitung und Kontrolle eines spezifischen Hygienekonzepts. Weitere Aufgabengebiete eines Intensivmediziners oder einer Intensivmedizinerin sind Planung, Vorbereitung und Begleitung des Transports oder der Verlegung von Intensivpatienten. Die Themengebiete Ausbildung und Lehre sowie Forschung und Entwicklung stellen zusätzliche berufliche Optionen für Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner dar.

Wo arbeiten Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner?

Fachärztinnen und Fachärzte mit erfolgreich abgeschlossener Zusatzweiterbildung Intensivmedizin sind typischerweise auf den Intensivstationen von Kliniken und Krankenhäusern tätig. Abhängig vom medizinischen Fachgebiet bieten sich Intensivmedizinern in diesem Arbeitsbereich vielfältige Optionen. Darüber hinaus kommen weitere medizinische Fachabteilungen als Arbeitsplatz für Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin infrage.

Als Bindeglied zwischen Intensivstation und Normalstationen eines Krankenhauses fungiert die Intensivüberwachungspflege, auch Intermediate Care oder IMC genannt, in die auch Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner beruflich eingebunden werden. Aufgrund zahlreicher fachspezifischer Überschneidungen werden Fachärzte mit Zusatz-Weiterbildung Intensivmedizin auch in der Notaufnahme, der Notfallmedizin oder dem Rettungsdienst eingesetzt.

Nicht arbeiten IntensivmedizinerInnen in Fachkliniken, medizinischen Versorgungs- und Gesundheitszentren oder Facharztpraxen. Die spezielle Fachausbildung eröffnet auch exotische Berufsoptionen, wie beispielsweise ein Engagement beim Militär oder in den Bereichen Entwicklungshilfe bzw. Katastrophenschutz. Mit entsprechender Berufserfahrung finden IntensivmedizinerInnen auch als AusbilderIn und Lehrkraft, beispielsweise an Universitätskliniken oder akademischen Lehrkrankenhäusern, interessante berufliche Alternativen. Auch in wissenschaftliche Forschungs- und Laborarbeit sind Fachärzte der Intensivmedizin regelmäßig eingebunden.

Einem qualifizierten Facharzt mit Zusatzweiterbildung Intensivmedizin steht grundsätzlich auch der Gang in die Selbstständigkeit offen. Eine mögliche Option ist eine eigene Praxisniederlassung im jeweiligen medizinischen Fachbereich. Freiberufliche Tätigkeiten im Fachgebiet Intensivmedizin sind keine Seltenheit mehr, zum Beispiel als Honorararzt.

Zusatzweiterbildung Intensivmedizin: Ausbildungsstruktur

Mindestanforderungen für den erfolgreichen Abschluss der Zusatzweiterbildung in Intensivmedizin sind gemäß § 11 der von der Bundesärztekammer beschlossenen Musterweiterbildungsordnung (MWBO):

Beachtet werden muss, dass die MWBO der Bundesärztekammer lediglich ein richtungsweisender Vorschlag hinsichtlich der Zusatzweiterbildung für Intensivmedizin ist, da die konkrete Ausbildungsstruktur landesrechtlich geregelt ist und somit in den Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Landesärztekammer fällt. Im Zuge der intensivmedizinischen Zusatzweiterbildung werden sowohl Kognitive- und Methoden-Kompetenz (Kenntnisse) als auch Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten) zu den folgenden Themengebieten vermittelt:

  • Interdisziplinäre Inhalte im Rahmen der Zusatzweiterbildung Intensivmedizin
  • Diagnostik und Kontrolle / Überwachung
  • Invasivmaßnahmen
  • Notfälle
  • Nervensystem
  • Homöostase
  • Respiratorisches System
  • Kardiovaskuläres System
  • Niere und Urogenitaltrakt
  • Infektiologie und Hygiene
  • Organspende und -transplantation
  • Schwangerschaft
  • Behandlung spezieller Krankheitsbilder

Der Weiterbildungsinhalt ist in der Regel in den soeben aufgelisteten allgemeingültigen Teil und einen spezifischen Teil untergliedert, der auf die jeweils zugrundeliegende medizinische Facharzt-Weiterbildung ausgelegt und abgestimmt ist. Weiterbildungsfortschritte werden in einem medizinischen Logbuch dokumentiert. Nach bestandener Abschlussprüfung vor der zuständigen Landesärztekammer darf der Facharzt dann die Zusatzbezeichnung „Intensivmedizin“ verwenden.

 

Gehalt als Intensivmediziner und Intensivmedizinerin

Eine Zusatzbezeichnung Intensivmedizin hat nur in seltenen Fällen eine direkte Auswirkung auf den Verdienst. Denn das Gehalt von Intensivmedizinerinnen und -medizinern wird maßgeblich durch die zugrundeliegende fachmedizinische Qualifikation bestimmt. Eine auf 1.277 Datensätzen beruhende Gehaltsauswertung erfahrener Fachärztinnen und Fachärzten für anästhesistische Intensivmedizin ergab, dass 50 Prozent der monatlichen Bruttogehälter im Juni 2021 zwischen 5.393 Euro und 8.304 Euro betrugen.

Ist der Arbeitgeber an einen Tarifvertrag gebunden, liegt in der Regel eine festgelegte Gehaltsstruktur vor. Findet beispielsweise der Tarifvertrag für kommunale Krankenhäuser (TV-Ärzte VKA) Anwendung, so beträgt das Bruttoentgelt für Fachärzte pro Monat in der niedrigsten Entgeltstufe 6.196,32 Euro (Stand: 01.01.2021). Mit steigender Berufserfahrung erhöht sich das Entgelt fünfmal bis zu einem Bruttomonatsentgelt von 7.957,64 Euro in Entgeltstufe 6.

Weitere Gehaltssteigerungen sind durchaus möglich, indem man als Oberarzt oder gar Chefarzt leitende Positionen übernimmt. In dieser Hinsicht kann die Zusatzweiterbildung Intensivmedizin durchaus die beruflichen Optionen vergrößern. Mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin können Fachärzte auch ihre Möglichkeiten im Hinblick auf die Selbstständigkeit erweitern. Mit entsprechender Berufserfahrung können selbstständige Honorarärzte des Fachbereichs anästhesistische Intensivmedizin durchaus fünfstellige Bruttomonatsgehälter verdienen.

 

Berufliche Perspektiven für IntensivmedizinerInnen

Mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin erweitern Fachärzte ihre berufliche Qualifikation und damit auch ihre beruflichen Perspektiven. Bereits im Jahr 2020 herrschte auf Intensivstationen teilweise chronischer Personalmangel und ExpertInnen gehen davon aus, dass sich diese Situation zumindest mittelfristig nicht verbessern, sondern verschlimmern wird.

Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner können somit auch zukünftig von guten Beschäftigungsperspektiven ausgehen. Darüber hinaus eröffnet die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin für Fachärzte neue berufliche Optionen auf internationaler Ebene, beispielsweise im Bereich Entwicklungszusammenarbeit. Sollten Fachärztinnen mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, kann die Zusatzweiterbildung Intensivmedizin ebenfalls neue Möglichkeiten schaffen.

Bildquelle: iStock.com/simonkr, iStock.com/andresr, iStock.com/Caiaimage/Martin Barraud, iStock.com/BrianAJackson

Stand: September 2022